PlattenkritikenPressfrisch

GEEZER BUTLER – Plastic Planet / Black Science / Ohmwork

~ 2020 (BMG) – Stil: Metal ~


Terence Michael Joseph Butler, geboren am 17. Juli 1949, ist in der ganzen Welt als Bassist von BLACK SABBATH bekannt. Den Spitznamen „Geezer“ erhielt er im Alter von acht Jahren in der Schule. Mit 18 Jahren gründete er die Band RARE BREED, der bald Ozzy Osbourne beitrat. Nach einer kurzen Trennung fanden sie wieder in POLKA TULK mit dem Gitarristen Tony Iommi und dem Schlagzeuger Bill Ward zusammen. Daraus wurde EARTH, die sich nochmals in BLACK SABBATH umbenennen mussten. Der Rest ist Geschichte.

Geezer benutzte sehr früh, als einer der ersten Bassisten, ein Wah-Pedal und ist bis heute ein äußerst einflussreicher Bassist, den u.a. Cliff Burton, Jason Newsted, Rex Brown, Les Claypool oder John Myung als für sich selbst stilprägend ansehen.

Neben weiteren ehemaligen Stationen bei Ozzy Osbourne oder HEAVEN & HELL ist er derzeit bei der Supergroup DEADLAND RITUAL aktiv.

Unter dem Banner „g//z/r“, dann „geezer“ und schließlich „GZR“ veröffentlichte er in den Jahren 1995, 1997 und 2005 drei Solo-Alben. Zum Wiederentdecken wird seine Solo-Trilogie aktuell erstmals auch auf Vinyl erscheinen. CDs und Vinyl werden mit einem aufgefrischten Cover und unter dem Banner GEEZER BUTLER veröffentlicht, ohne aktuelle oder ehemalige Japan-Bonusstücke.

 

 

Plastic Planet (1995)

Das Trilogie-Debüt überraschte am 26. Oktober 1995 mit einem keinesfalls antiquierten Sound, keinesfalls Doom, keineswegs schwere Altlast. Geezer hatte die Texte, FEAR FACTORYs Burton C. Bell die Melodien und die Musik beigetragen. Kein Wunder, dass die g//z/r-Maschinerie mit einem kaltschnäuzigen Neunzigerjahre-Sound aufwartete, der in die Regale der Anhänger von FEAR FACTORY, LIFE OF AGONY und sogar MINISTRY passte.

An der Gitarre spielte Geezers Neffe Pedro Howse, am Schlagzeug Deen Castronovo (Ozzy Osbourne, JOURNEY, REVOLUTION SAINTS). Neben sozialen Themen (´Drive Boy Shooting´, ´The Invisible´) und psychischen Leiden (´House Of Clouds´) äußert sich Geezer – immerhin der Texter der ersten BLACK SABBATH-Scheiben – auch zu technologischen und Sci-Fi-Visionen. Geezer schreibt eine Hommage an die Batman-Comics (´ Detective 27´) und ermahnt zudem seinen SABBATH-Kumpel Iommi, die Band unter dem Originalnamen ruhen zu lassen (´ Giving Up The Ghost´), denn zu jener Zeit hielt Iommi nochmals an der Besetzung mit Tony Martin fest, nachdem Ronnie James Dio kurz zuvor als Sänger bei BLACK SABBATH bereits wieder Geschichte war. ´The Invisible´ erschien sogar auf dem Soundtrack von „Mortal Kombat“, ohne im Film in Erscheinung zu treten.

Es gibt Groove- (´Catatonic Eclipse´) und Industrial-Metal (´Drive Boy, Shooting´) und Hardcore-Anklänge (´Plastic Planet´), aber auch mittendrin Doom (´Seance Fiction´) und Akustisches zum Ausklang (´Cycle Of Sixty´).

Nu Metal-Hasser gehen bei ´Plastic Planet´ zur eigenen Sicherheit auch 25 Jahre später auf Distanz, andere lassen sich auf eine Heavy-Wohlfühloase der großen Neunzigerjahre ein.

 

 

 

Black Science (1997)

Zwei Jahre später war Burton C. Bells Terminkalender bereits ausgebucht, doch der Dampfkoloss GEEZER ließ sich nicht aufhalten. Gitarrist Pedro Howse und Drummer Deen Castronovo standen erneut zur Verfügung, so dass Sänger Clark „Clarke“ Brown (LD/50, STRANGLER) das einzige neue Gesicht war. ´Black Science´ erschien am 1. Juli 1997 mit einem Coverartwork, das die „Hand Of Doom“ von BLACK SABBATH abbilden sollte, und ließ die Hasstiraden auf den Vorgänger in Vergessenheit geraten.

Der Nu Metal-Anstrich weicht bisweilen sogar zugunsten von thrashigen, aber andererseits immer noch industriellen Zügen. Eher PRONG als FEAR FACTORY. Clark „Clarke“ Brown besitzt dazu passenderweise eine kraftvolle Stimme, die äußerst variabel in dem Brachialsound auflebt. Geschichten über die Men in Black (´Mysterons´) oder über den Tod von Doctor Who (´Among The Cybermen´) minimieren obendrein die Veränderungen zum Vorgänger. Es gibt Power- (´Man In A Suitcase´) und Industrial-Geschosse (´Trinity Road´), eine hippelige Nummer für die Tanzflächen auf Alpha Centauri (´Northern Wisdom´), tragenden Heavy-Space-Doom (´Mysterons´), industriellen progressive Thrash (´Number 5´) und sphärischen Rock’n’Roll-Thrash (´Unspeakable Elvis´).

´Black Science´ schenkt der Band GEEZER folglich ein signifikanteres, ein futuristisch-maschinelleres Gesicht, da sie sich vom Einfluss durch Burton C. Bell lösen kann. Gleichwohl bleiben Traditionalisten weiterhin Geezer Butlers Band fern. Junge oder junggebliebene 90s-Music-Banger freuen sich hingegen über dieses außergewöhnliche Stück Schwarzer-Science-Fiction.

 

 

 

Ohmwork (2005)

Erst acht Jahre später, am 10. Mai 2005, erscheint unter dem Banner GZR ein weiteres Album, das Werk ´Ohmwork´. Beständiger Gitarrist Pedro Howse und Sänger Clark Brown hielten Geezer wenigstens die Treue, allein Chad E Smith (ANACRUSIS, HEAVEN’S FLAME) ersetzte überraschend Deen Castronovo.

Die Neunzigerjahre ließen GZR mit diesem Drittwerk nunmehr großen Schrittes hinter sich. Die echt-brachiale Härte ließ fortan vermehrt wieder Rock anstatt Nu Metal einfließen, weniger Industrial-Klänge mehr Heavy und Modern Rock.

Dennoch kann das Songmaterial nicht gegen das der beiden Vorgänger anstinken, insbesondere wenn versucht wird, in Richtung GODSMACK oder SEVENDUST und mit entsprechendem Rap-Gesang in die Ecke von LINKIN PARK zu schielen. Selbst KORN oder DEVIN TOWNSEND können als Anhaltspunkt dienen, doch leider bleiben die Kompositionen an sich bereits völlig hinter jeglicher Erwartungshaltung zurück.

Bis auf den, manch einen bereits vergraulenden bösen Schrei- oder Rap-Gesang, hätte die dritte und neuerliche musikalische Ausrichtungen von GZR ein weiteres Ausrufezeichen setzen können, im Ohm’schen elektrischen Widerstand.

 

 

 

 

https://www.facebook.com/gzrmusic