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DEFECTO – Duality

~ 2020 (Black Lodge Records) – Stil: Modern (Prog) Metal ~


Sie können es immer noch, auch auf ihrem dritten Longplayer seit dem famosen Debüt ´Excluded´. Schon der Opener ´Rings Of Saturn´ überzeugt durch Härte, Drive und Melodie und betritt neben den gewohnten SYMPHONY X-Anleihen auch Terrain, auf dem sich DISTURBED oder FIVE FINGER DEATH PUNCH wohlfühlen. Dazu gesellen sich mächtige Chöre und dieses Gefühl von FOREIGNERS ´I Want To Know What Love Is´ im Refrain. So, das muss man erst mal machen, es sitzt und muss zunächst sacken.

´The Uninvited´ groovt und powert herrlich weiter, kratzt an der Grenze zum Kommerz und tritt doch wieder durch Core-Elemente und diese wahnwitzige SYMPHONY X Gitarrenorgien hervor. Der leichte „young Hetfield“ Touch ist zu vernehmen, auch wenn Nicklas Sonne in einer weitaus höheren Liga zu Hause ist und mit seinem bärigen Organ alle Metalheads, für die Sir Russell Allen der Moses auf dem Gipfel der Genüsse ist, befriedigt. Und wieder liegt die große Kunst von DEFECTO darin, kräftigen Metal mit modernen Sounds und Hitfaktor zu verbinden, ob geradliniger stampfend mit Knallern wie ´Rise´ oder wenn sie sich und jedem, der es mag mit ´Paradigm Of Deceit´ einen satten NICKELBACK-Hit gönnen…äääh… nennen wir es wohl doch eher SIXX A.M.-Hit, bevor ich allzu viele von euch verschrecke.

 

 

Wo ihr schonmal angezählt seid, könnte man ´Washed Away´ ein Popmetal-Stück nennen, wobei ich der erste wäre, der freudig um’s Radio hüpfen würde, denn diese Nummer ist – Verzeihung – ebenfalls arschgeil! Natürlich sind fette, temporeiche Tracks ebenso im Programm (´All For You´, ´Condemned´) und auch hier fallen bei aller Härte diesmal die ultramelodischen Refrains auf, die einen zunächst überrollen, sich aber auf jedem Fall ins Hirn graben. ´Untamed´ swingt und groovt cool und heavy, ein bisschen gepflegtes Drama versprüht das ´Bed Of Nails´, die Moderne bedient die erneut fast radiotaugliche (hahaha) halbe LINKIN PARK-Verbeugung ´Tempest´ und ´Don’t Say Goodbye´ ist natürlich das große Abschiedsballädchen. Das eingespielte Gitarren-/Bassduo Frederik Møller und Thomas Bartholin hat mit Mikkel Christensen auf ´Duality´ einen fähigen, neuen Mann am Schlagzeug und die Zeichen könnten auf Sturm stehen, wenn nicht…aber lassen wir das.

DEFECTO sind und bleiben zumindest momentan für zu Hause die Alternative und Zukunft zum alteingesessenen Metal für moderne Metaller, die sich an einer gewissen Massenkompatibilität nicht stören. Falls wir irgendwann mal wieder live die Chance bekommen, werden die Dänen auch Kritiker mit absoluter Kommerzangst überzeugen. Wetten?

 

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Foto: Ove Sborg