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WAYFARER – A Romance With Violence

~ 2020 (Profound Lore) – Stil: Atmospheric Black/Folk Metal ~


Denver liegt bekanntlich in den Rocky Mountains und ist mittlerweile mit dem betörenden Duft von legalem Cannabis parfümiert. Es hat sich in den vergangenen Jahren als fruchtbarer Boden, vor allem für den Extrem-Metal in all seiner reichen Vielfalt erwiesen und eine lebendige sowie stolze Szene geschaffen. Die groovigen Doomster KHEMMIS beispielsweise, die brutalen Sludge-Vergewaltiger von PRIMITIVE MAN, dazu den gutturalen Grind/Death von OF FEATHER AND BONE, und nicht zu vergessen, den überirdischen Todes-Metall BLOOD INCANTATIONs. WAYFARER gehören ebenfalls dazu.

Ursprünglich ein eher geradliniges, leicht atmosphärisches Black Metal-Outfit, hatte die Band allerdings schon von jeher ein Händchen für das Schreiben von Killermelodien und bösen Riffs und ihre besondere Marke von naturinspiriertem, ätherischem Black Metal konnte sie immer deutlicher von ihren Genre-Kollegen absetzen. `World’s Blood` von 2018 war bereits eine erste Umarmung des Wilden Westens als Bühne für ihre Songs, und es wurde bereits hier sehr deutlich, dass die Geschichten, die die Band erzählte, unendlich mehr an Leidenschaft enthielten, was sich vor allem in ihrer Musik wiederspiegelte.

`A Romance With Violence` nimmt nun alle dunklen Bilder von Americana und dem Wilden Westen auf, die auf dem Vorgängeralbum bereits subtil angelegt waren. Es verwirklicht die thematische Umgebung nun erstmals vollständig und sowohl in den Texten als auch in den Songs ist die Wild-West-Ästhetik noch viel ausgeprägter.

Ein unheilvolles Piano führt uns dann auch unmittelbar in die Welt des blutgetränkten Westens – eine zu gleichen Teilen historische Realität, romantisierte Fantasie und warnende Geschichte. Das Eröffnungsstück `The Crimson Rider (Gallows Frontier, Akt I)` setzt die wunderschöne Szenerie dann in beeindruckender Weise fort und vermittelt eine staubige und gesetzlose Welt voller Waffen, Gold und Gier. Den Songtexten, die schon beinahe poetisch wirken und eine entscheidende Komponente für die Realisierung des Gesamteffekts des Albums sind, wurde eindeutig besonders viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit geschenkt.

WAYFARERs heller und atmosphärischer Black Metal-Sound wurde dabei mit einigen kantigen Riffs gemildert und in erkennbare Bewegungen strukturiert, um die Themen und Bilder der einzelnen Stücke zu tragen. Es gibt zudem einige stilistische Anspielungen auf Western-Soundtracks und dazugehörige Instrumente, die vor allem in den ruhigeren Passagen offener werden.

Aber besonders das Tempo von `A Romance With Violence` ist bemerkenswert. Die vier Denveraner messen Momente der Spannung, Intensität und Erleichterung mit künstlerischem Flair, wodurch die längeren Tracks nahezu bei jeder Kurve wieder einrasten. Musikalisch vollendet und konzeptionell reichhaltig, haben sie damit die blutige und feindselige Atmosphäre gekonnt eingefangen und sie schließlich mit Nuancen und Flair in ihrem eigenen Stil verwirklicht.

(8 Punkte)

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