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ADORNED GRAVES – Being Towards A River

~ 2020 (Musik Wormser) – Stil: Epic Doom/Heavy/Thrash/Metal ~


Wasser. Was? Schon wieder eine falsche CD eingelegt? Aber glückliches Missgeschick, denn dieser unbekannte, atmosphärische Dark Metal ist so wunderschön wie TIAMAT in ihren ruhigsten, intensivsten Momenten, dazu ein gefühlvolles, virtuoses Gitarrensolo!

Aha. Da simmer doch wieder. Eigentlich setzt ´Swallet Hole´ genau da an, wo das Finale ´Source Of Life´ vom Vorgängeralbum aufgehört hat. Und lyrisch vom „Meer“ an Wasser nun im Kreislauf des Lebens auf heimischen Flüssen unterwegs, aber erarbeitet euch das selbst, sonst sprengt das hier den Rahmen, wie es schon den ursprünglichen Plan der Band von „nur“ einer EP gesprengt hat. Gottseidank – für die lauschende Gemeinde. Aufgetaucht aus den Tiefen des metallischen Undergroundozeans sozusagen. Man denkt bei den Lautrer Grabschmückern halt immer in erster Linie an erfrischenden Thrash, müsste mittlerweile aber auf dem Schirm haben, dass auf einem neuen Album einfach alles passieren kann. Wie wir auch schon vom fulminanten Vorgänger ´Out From The Depth Of The Grave´ und dessen ultraepischen Opener ´Out Of The Deep´, dem mächtigen Doomer ´Psalm 88´ oder dem erwähnten, gefühlvollen Abschluß her wissen, kann man bei ADORNED GRAVES jederzeit mit Überraschungen rechnen.

 

 

Song Nummer zwei erweckt den Drang, die Lautstärke aufzureissen und es ist klar: Die singenden Graever-Brüder Cailen Leif (Gitarre) und Deafon (Schlagzeug) sind mit ihrem Partner-in-Crime Andreas Wormser (Leadgitarre) und Lupus Veruta am Bass wieder da und damit dieses Glücksgefühl von „Thrash, Doom, Epic and Beyond“, das man in dieser Art recht selten bekommt und diese Band so unvergleichlich macht, doch davon später mehr. Irgendwie fühlt man sich bei ´Killing Shadow Black´ erneut zurückversetzt in die goldenen Zeiten des deutschen Thrash, als sich nach dem Urknall Gruppen wie DEATHROW weiterentwickelten und eine neue Ära der extremen Kreativität einläuteten. Oder hätten sich wohlmöglich gar RUNNING WILD ohne diese Pirateninfektion nach den ersten beiden Donnerschlägen in einer CELTIC FROST-Wetterlage so anhören können?

Egal, vorbei, jedenfalls fügen ADORNED GRAVES dieser Aufbruchsstimmung in neue Sphären ihre ureigene Kauzigkeit hinzu und setzen sich über Grenzen hinweg. Damit dies noch variabler gelingt, konnte man Dale Thompson (BRIDE), Herbie Langhans (FIREWIND, RADIANT, ex-BEYOND THE BRIDGE und viele mehr) und Ruth Börner Staub (SOUL BURNER) als Gäste gewinnen. Der ´Effervescent Torrent´ stürzt mich anfangs kopfüber in herrlichsten US Metal der anderen Art wie zum Beispiel SEASONS OF THE WOLF oder ähnliche US-Undergroundkultbands, bevor ADORNED GRAVES in ihrer thrashigen Art lospreschen und diese Dreifaltigkeit eines Songs mit allerlei Tempowechseln zu einem ultraheavy Brutalo-Finale bringen. ´Pantha Rei´ rifft fein weiter, erneut mit powerkauzigen Vocals, die jedem Fan zwischen HEXX, METAL CHURCH und WILD DOGS die Hose enger machen sollten. Der ´Meandering Stream´ taucht uns in einen Riffgasmus von Instrumental, bevor es bei ´United Reliance´ wieder die Vollbedienung von Heavy, Power und Thrash gibt.

 

Doch immer, wenn du dich auf eine Marschrichtung eingestellt hast, fliesst der heisse Strom der Musik entgegen aller physikalischen Vorgaben. Und das ist gut so, denn wer bitteschön hätte uns solch‘ einen True-Metal-Banger wie das anschliessende ´Rheingold´ schenken können? Weder GRAVE DIGGER noch RUNNING WILD und schon gar nicht MANOWAR. Wer dachte, das wäre lediglich der letzte hochkarätige Ausreisser mit satten knapp 12 Minuten, der wird von dem epischen Über-Titelsong danach eines Besseren belehrt. Ein sich langsam steigernder Spannungsbogen wie in seligen THE END OF MUSIC / MURDER SHE WROTE-Tagen (Gitarrist Andreas Wormser war in beiden Bands tätig, jüngst auch bei CAPTAIN WESTIBLE AND THE ORCHESTRA D’AMOUR) mit den herrlich-samtigen Vocals von Gastsängerin Ruth Börner-Staub versprüht leichtes Peter Gabriel-Ethno-Feeling und entlädt sich in eine Metalwalze, die durch die gewaltige Stimme von Gast Nr. 2 in diesem Epos – the one and only Herbie Langhans – veredelt wird und von epischen Ausmassen sogar teilweise ein RAINBOW-Flair versprüht, beschliesst ein Album, das kaum kraftvoller und abwechslungsreicher sein könnte.

Und wer den Vorgänger noch nicht kennt, der bestellt doppelt und bangt exponentiell – so viel Variantenreichtum und Extreme im Metal auf zwei aufeinanderfolgenden Scheiben sucht ihr lange. Wie auch bei LORD VIGO gilt für die ADORNED GRAVES: Underground Metal unn‘ die Palz – Gott erhalts‘!

 

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