~ 2020 (Mission Two Entertainment) – Stil: Industrial Metal ~
Als BRAVE THE COLD haben NAPALM DEATH-Gitarrist Mitch Harris (hier auch als Sänger) sowie MEGADETH-Drummer Dirk Verbeuren bereits seit 2018 gemeinsame Sache gemacht. Eine Feierabend-Liebschaft ohne Verpflichtungen bislang. Aber: Corona-Lockdown mit neuen Zeitfenstern und Riff-Leftovers aus jüngsten, aber unveröffentlichten NAPALM DEATH-Sessions haben frischen Wind unter die Segel gebracht.
Das Duo hat abgelaicht. Ihr Debütalbum ´Scarcity´, via Mission Two Entertainment veröffentlicht, ist ein typischer Geheimtipp. Harris, der ja offiziell bei NAPALM DEATH nicht mehr in Erscheinung tritt, dreht nun neu auf, geht voll ab. Nicht nur, dass er mächtig von der Rille rifft – er krächzt, grölt und singt auch ohne Hemmungen drauflos. Klar, Harris ist kein Ausnahme-Shouter. Aber sein engagiertes, dystopisches Kreischen nimmt uns mit in die 1980er, als NUCLEAR ASSAULT und VOIVOD in solchen Stimmlagen zwischen Eier-ab! und Tritt-in-den-Arsch! den Thrash Metal bereicherten.
Doch BRAVE THE COLD sind mehr Industrial als Thrash. Daran ändert auch Abrissbirne Verbeuren nichts. Dieser muss sich vielmehr angesichts des Grooves und der Melodic-Parts von Gitarre und Gesang zurückhalten – was ihm als Talent und Vollprofi vortrefflich gelingt. Dennoch: Die galanten Fills und Breaks, die Verbeuren souverän kredenzt, genügen nicht, um das Album zum Mucker-Spektakel zu machen. Dafür muss er sich zu sehr dem Song und nicht selten den mehrdimensionalen Harmonien, wie auf ´Retrograde´, unterordnen.
´Scarcity´ ist unterm Strich das Baby von Harris. Der subtile Einsatz von Keyboards und das punkige Gekreische verleihen dem Ganzen zudem einen gewissen MINISTRY-Touch. Das verlangt insgesamt nach einem kühlen, distanziert ausdifferenzierten Sound. In maschineller Anmut produziert hat kein geringerer als Logan Mader (u.a. MACHINE HEAD) – und zwar so, dass es zur Endzeitstimmung des Albums passt wie die berühmte Faust aufs Auge.
Hier als Appetizer, wohl bekomm‘s:
(7,5 Punkte)
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