MeilensteineVergessene Juwelen

PARIAH – Blaze Of Obscurity

~ 1989 (Steamhammer) – Stil: Classic Metal / Thrash ~


Mit wieder einmal einem neuen Namen nach SATAN, BLIND FURY und wieder SATAN, aber auch mit neuem Schwung waren die alten verdienten NWoBHM-Recken mit dem schon guten Vorgänger ´The Kindred´ wieder in den Metal-Ring gestiegen. ´The Kindred´ war schon sehr stark, aber auch etwas sperrig. ´Blaze Of Obscurity´ war für mich noch einmal deutlich besser und beinhaltete alle alten, wertvollen SATAN-Attribute: Mit Michael Jackson (der konnte doch nix für seinen Namen) einen starken Sänger, mit Russ Tippins und Steve Ramsey zwei Ausnahmekönner an den Gitarren, sicher eines der stärksten NWoBHM-Gitarrenpaare, und eine mehr als solide Rhythmusfraktion sowie durchdachte Texte. Dazu starkes Songwriting mit der richtigen Mischung aus Eingängigkeit und Komplexität und immer sehr britisch, was in der vom US-Metal und US-Thrash geprägten Zeit neben den dauernden Namenswechseln vielleicht der Grund war, dass dieser feinen Band der richtige Durchbruch verwehrt blieb.

Die erste Seite hervorragend. Schon der Opener ´Missionary Of Mercy´ beginnt sehr ansprechend und anspruchsvoll. Ein klassischer Metal-Song, der mit überraschenden Breaks aufwartet und schöne Gitarrenharmonien enthält. Das exzellente ´Puppet Regime´ und das dynamische ´Canary´ sind weitere Pluspunkte. Hin und wieder werden auf der Platte auch einige Thrash-Einflüsse melodisch und progressiv verarbeitet. Der mit akustischen Klängen durchzogene Titelsong beendet die starke erste Seite.

Die zweite Seite fällt nur ein wenig ab, ´Retaliate!´ und ´Hypochondriac´ sind etwas eintönig. Mit ´Enemy Within´ und spätestens mit dem von superstarken Riffs durchsetzten letzten Song ´The Brotherhood´ ist man wieder ziemlich weit oben auf dem metallischen Gipfel angekommen. Die gesamte Platte ist richtig gut und braucht den Vergleich zu anderen Metal-Klassikern dieser Zeit, ob britischen oder US-amerikanischen Ursprungs nicht zu scheuen.

Die Band hatte es den Metal-Supportern mit den dauernden Namenswechseln aber sehr schwer gemacht. Inzwischen ist man mit Original-Shouter Brian („Schlacht“-) Ross wieder als SATAN unterwegs, seit dem hervorragenden ´Life Sentence´ mit klassisch, von der NWoBHM inspirierten Alben. SATAN war auch kein glücklicher Name, da die Band von Beginn an eher einen Hang zu sozialkritischen und intelligenten Texten hatte – vielleicht noch nicht bei der kultigen ´Kiss Of Death´-Single, aber spätestens mit dem Meisterwerk ´Court In The Act´. Sie wurde dann aber links und rechts von satanischen Black- und Death-Metallern überholt, was zu den kontraproduktiven Namenswechseln (und einem unglücklichen Stilwechsel als BLIND FURY) führte. Dazu gibt es inzwischen Plattencover, die kleine und große Kinder doch sehr erschrecken. Aber immer noch eine sehr wertvolle Metal-Band, die den klassischen Metal in Ehren hält und eine kleine, aber stolze Anhängerschaft hat. Und Musiker, die zusammenhalten (ist doch jetzt immer noch die ´Court In The Act´-Originalbesetzung unterwegs und zwischendrin waren Bassist Graeme English und Ausnahmegitarrist und Songwriter Steve Ramsey auch bei SKYCLAD zusammen aktiv).

Egal, hier geht es um ´Blaze Of Obscurity´, das vom Cover über das Songwriting bis zur Produktion (na ja, da ein paar Abstriche) 100% empfehlenswert ist und kaum Kritikpunkte zulässt.