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DAN TERMINUS – Last Call For All Passengers

~ 2020 (Blood Music) – Stil: Cyberpunk ~


Quo vadis, Synthwave? DAN TERMINUS, der unscheinbare Vierte im Bunde der Big Four des Synthwave ist schneller als die Konkurrenz mit seinem fünften Album in die Öffentlichkeit zurückgekehrt, obwohl der Lyoner einen Burnout überstehen musste und ein ganzes Album aus dieser kopflosen Zeit komplett gelöscht hat. Nachdem PERTURBATOR, CARPENTER BRUT und GOST mit ihren letzten Veröffentlichungen ´New Model´, ´Leather Teeth´ und ´Valediction´ gelinde gesagt nicht gerade für Begeisterungsstürme sorgen konnten, muss es 2020 der Cyberpunker aus Frankreich richten.

Zwei Eigenproduktionen brachten DAN TERMINUS erste Anerkennung, das dritte Album ´The Wrath Of Code´ auf „Blood Music“ 2015 den Durchbruch. 2017 folgte ´Automated Refrains´. In der Folge stand DAN TERMINUS mit GOST und PERTURBATOR auf der Bühne, tourte 2018 durch die USA und in Europa. Jetzt muss er sich alleine beweisen, wenn ihm live nur Distortion Pedals, Hardware Synthesizer und Virtuelle Synthesizer zur Seite stehen, nimmt er zur Album-Produktion „FL Studio 10“ sowie VSTs wie Synth1, Korg M1, Korg Wavestation EX und FM8.

 

 

In diesen Tagen reicht es auch nicht mehr, einerseits seine musikalischen Favoriten VANGELIS, JEAN-MICHEL JARRE und BACH einzugestehen und die Verherrlichung von JUDAS PRIEST, CARCASS, CELTIC FROST sowie FIELDS OF THE NEPHILIM und DEPECHE MODE zu bezeugen. Doch DAN TERMINUS sieht sich grundsätzlich als Produzent elektronischer Musik, bei seinen DAN TERMINUS-Alben im Speziellen als Cyberpunk-Musikproduzent, und nicht unbedingt als Dark Synthwave-Künstler. Das dunkle Element legt er ohnehin mit ´Last Call For All Passengers´ bisweilen ab, lässt Breakbeats und Bigbeats für die Tanzflächen pulsieren: ´Oubliette´ besitzt den hymnischen Beat, um wirklich alle auf diese zu ziehen, ´Requiem´ den stählernen der Nacht und holt sich dazu die passende Melodie herein. Wie ein elastisches Gummi zieht sich ´Inhert´ durch den Äther, ehe zwischen kurzen Scratch-Einlagen eine traumhafte Melodie herausschlüpft. Dagegen führt ´Disfigured´ weit mehr den Düsseldorfer-Sound hin zu Techno-Anleihen, vibrierend wie knittriges Leder in die Gegenwart. Eine in ´Multitude´ auftauchende Computer-Stimme weint sich wohl an den kalten Bits und Bytes aus, derweil die virtuelle Maschinerie immer wieder andere Wege einschlägt. Jeden dieser einzelnen Pfade durchpflügt ´March´ äußerst wütend. Eine rauschende, brummende Runde mit kurzem Blättern in sinfonischen Weiten. Weil das synthetische Instrumentarium verborgen bleiben soll, ballert ´Abattoir´ gerne um sich. Kurz vor dem Ende steht ´Feral´ wieder bei Nacht in der Industriehalle bereit, die letztlich ´Excalibur´ bei tropfendem Wasser in seine Muckibude umfunktioniert.

Und nun? DAN TERMINUS bringt mit seinem Tastenzauber nicht nur frischen Wind in die Synthwave-Szene, er innoviert auch kurzerhand höchst erfolgreich Sound und Stil. Cyberpunk!

(8,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/DanTerminusMusic


Pic: Laura Lyson