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JOHANSSON & SPECKMANN – The Germs Of Circumstance

~ 2020 (Soulseller Records) – Stil: Death Metal ~


Gut, der Titel ist schon einmal echt bissig. Und wenn man Paul Speckmann kennt, dann weiß man, dass da auch definitiv kein Schmuserock bei rumkommt. Rogga Johansson, u.a. Mainman bei PAGANIZER aus Schweden, ist ebenfalls eine bekannte Größe der aktuellen Deathmetalszenerie, Underground zwar, aber verdammt produktiv. Vielleicht zu produktiv manchmal, weil der gute Mann auch Alben mit allen Projekten in kurzen Abständen rauskloppt. Nun, ist er beschäftigt und klaut wenigstens keine Handtaschen.

Spaß beiseite, die Mischung aus beiden Helden des Deathmetal ist schnell beschrieben. Flotter, teilweise rasender Stoff mit coolen, wenn auch sicher vertraut wirkenden Riffs wird geboten, das Schlagzeug treibt und blastet zuweilen sogar dazu. Paul Speckmann growlt mit seiner unnachahmlichen Stimme angepisst ob des Zustands dieser Welt seine Botschaften charismatisch wie immer ins Mikro.  Hier und da steuert Rogga ein schönes Solo bei, welches der rohen, schweren Musik einen Funken Melodie schenkt. Wären die Blastbeats nicht, könnte dieses Album auch unter MASTER laufen. So weit weg von der Stammband Paul Speckmanns ist dies Projekt nicht gelandet, vielleicht einen kleinen Zacken schwedischer, aber das kann auch täuschen.

Nun, wer Deathmetal stets innovativ und mit verrückten Strukturen liebt, wird ohnehin keine von Paul Speckmanns Platten der letzten 30 Jahre mögen. Aber um die Leute geht es hier auch nicht. Diese Mischung aus Thrash, 80er Deathmetal und etwas altem Schwedensound ist Metal pur für Metalfans, die einfach mal die Keule brauchen, straighte solide Songs mögen und sich an der schieren Wucht dieser Musik erfreuen können.

Ich ordne diese Platte in der konkurrenzfreien Speckmann-Liga sicherlich bei den obersten 20 an. Im Vergleich mit den anderen aktiven Deathmetalbands da draußen sind Rogga und Paul natürlich auch bei den Guten dabei. Weil sie bei aller Vertrautheit ihrer Musik den biederen Mief der Gleichförmigkeit mit kleinen Nuancen abgeschüttelt haben. So wie MASTER das auch über die Jahre immer wieder schaffen. Unverzichtbar? Meisterwerk? Ich denke, wenn mir dieses Album irgendwo begegnet und ich das Geld dafür am Mann habe, dann werde ich es mir kaufen. Aus Sympathie für Paul Speckmann und weil ich kräftig donnernden Deaththrash mit seinem Gesang drauf, siehe auch CADAVERIC POISON, mir persönlich Spaß bereitet. Hirn aus, Metal an und losgetrümmert wie eine Wildsau im Unterholz.

(7,5 Punkte objektiv, 8,5 für Fans)


(VÖ: 9.10.2020)