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V/A – AngelHeaded Hipster: The Songs Of Marc Bolan & T. Rex

~ 2020 (BMG) – Stil: Rock ~


50 Jahre nach der Veröffentlichung des Debüts von T. REX wird die Gruppe in die Rock’n’Roll Hall Of Fame aufgenommen. Cui honorem, honorem! Ehre, wem Ehre gebührt. Die Zeit ist längst reif, einen Mann zu ehren, der nicht allein den Glam Rock geprägt hat: Marc Bolan.

Dieser stirbt am 16.9.1977 fatalerweise mit nur 29 Jahren bei einem Autounfall. Eine typisch schnelle Rock’n’Roll-Karriere hinter sich. Als Mark Feld kommt er am 30. September 1947 in einem Londoner Vorort auf die Welt. Erste Gitarre mit neun Jahren. Mit 15 fliegt er von der Schule. Erste Songaufnahmen mit 17 Jahren, seine erste Single 1965 mit Gitarrist Jimmy Page. Kurzes Gastspiel bei JOHN’S CHILDREN, dann TYRANNOSAURUS REX, ab Ende 1970 T. REX. Bereits die zweite T. REX-Scheibe enthält zahlreiche Evergreens. Ein neuer Rockstar ward geboren. Zwei weitere Hitalben folgen.

43 Jahre nach dem Crash im Auto seiner Freundin Gloria Jones, die den Unfall überlebt, erscheint eine Kompilation unter der Leitung von Hal Willner, dem Meister aller Tributalben. Dieser stirbt zwar leider noch vor Erscheinen von „AngelHeaded Hipster“, einem Doppel-Album zu Ehren von Marc Bolan, doch Künstler wie U2, Nena, Joan Jett, Nick Cave, Marc Almond und Todd Rundgren halten das Andenken am Leben und Hal Willner selbst räumt Marc Bolan endlich den ihm zustehenden Platz im Rock-Pantheon ein: „Ich habe mich in diesen Künstler vertieft, indem ich mir alles angehört, mit Bolan-Experten und -Fans gesprochen und seine Rezensionen und Interviews recherchiert habe. Und ich stellte fest, dass Bolan als „Komponist“ kaum jemals erwähnt wurde. Es ging darum, was für ein großartiger Rocker er war, wie innovativ er war, wie David Bowie seine Essenz aufnahm und Bolan in seinem Schatten war … Aber ich habe ihn in das gleiche Pantheon gebracht wie andere Komponisten, die ich zuvor erforscht habe. Das Konzept für das Album bestand darin, Bolan als Komponisten mit unserer typischen Besetzung von Künstlern aus verschiedenen Welten zu zeigen, die man selten am selben Ort sieht.“

Dennoch zeigt selbst ´The Songs Of Marc Bolan & T. Rex´ keinen immensen Unterschied zu anderen Tribut-Werken. Einige Cover sind unnötig, da sie sich zu sehr an das Original halten, ohne jemals dessen Magie zu erreichen oder eigene zu kreieren.

U2 und Elton Johns Version von ´Bang A Gong (Get It On)´ atmet etwas Honky-Tonk-Atmosphäre und musste wohl ebenso wie NENAs ´Metal Guru´-Version zu Promotion-Zwecken auf dem Doppeldecker landen. Frische Impulse setzen beide nicht. Auch die knarzige Stimme von Joan Jett rockt den weltbekannten ´Jeepster´ schlicht lässig runter.

Das große Plus dieses Tributs liegt aber in dem Übergehen von vielen Welt-Hits, denn die meisten Künstler haben sich eher den Perlen aus dem Schaffen Marc Bolans gewidmet. Nick Cave präsentiert den ´Cosmic Dancer´ in aller Niedergeschlagenheit sogar wie ihn David Bowie singen würde. Devendra Banhart versucht mit ´Scenescof´ in neue Sphären seines Freak-Folk zu gelangen. Dagegen wagen sich die PEACHES erfolgreich an ein Update von ´Solid Gold, Easy Action´ und KING KHAN feiern mit Bolans letztem Hit ´I Love To Boogie´ ein ordentliches Fest. Einem gesprochenen Vortrag nahe kommt Gavin Fridays ´The Leopards´, in die Marihuana-Disco entführen uns ELYSIAN FIELDS mit ´The Street And Babe Shadow´. John Cameron Mitchell spielt ´Diamond Meadows´ sehnsüchtig leicht auf, derweil es Marc Almond mit ´Teenage Dream´ und Bläsern in die orchestrierte Wüstenluft zieht.

Wer auch immer seine eigene, starke Persönlichkeit einzubringen vermag, erweist dem Künstler Marc Bolan die größte Ehre. Zu den unzähligen, leuchtenden Himmelskörpern, die Marc Bolan & T. REX ins All geschossen haben, fügen sich nunmehr einige wenige von anderen Künstlern zum Gedenken an ihn hinzu.