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ZAKK SABBATH – Vertigo

~ 2020 (Magnetic Eye Records) – Stil: Heavy Metal ~


Ein Brett! ZAKK SABBATH haben als Hommage an die Geburtsstunde des Heavy Metal ihre Version des szeneerschaffenden, selbstbetitelten Debüts von BLACK SABBATH mit dem Titel ´Vertigo´ veröffentlicht. Wer jetzt denkt, brauch‘ ich nicht, der stirbt dumm.

Das Trio Infernale – Gitarrist & Sänger Zakk Wylde (BLACK LABEL SOCIETY, OZZY OSBOURNE), Bassist Rob „Blasko“ Nicholson (OZZY OSBOURNE, ROB ZOMBIE) und Schlagzeuger Joey Castillo (DANZIG, QUEENS OF THE STONE AGE, BLOOCLOT!) – hat das geschafft, was eigentlich keiner mehr erwartete: Mehrwert stiften unter all den BLACK SABBATH-Coverversionen. Dabei haben ZAKK SABBATH die komplette Kult-Scheibe live im Studio neu eingespielt. Von Fans für Fans. Wie ihr wisst: Das Original-Album feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Veröffentlichungsjubiläum. Der Ur-Schrei der Szene. Heavy Metal Thunder mit Nachhall.

BLACK SABBATHs unbetiteltes Debüt wurde bekanntermaßen im Oktober 1969 an einem einzigen Tag aufgenommen und im folgenden Jahr an einem Freitag den 13. veröffentlicht – woraufhin die Welt nie mehr dieselbe sein sollte. Sie wäre mieser, es gäbe dann Schönheiten wie METALLICA, SLAYER und PANTERA nicht. Ohne diese Scheibe würdet ihr unter www.Streetclip.de wahrscheinlich Deutsch-Rap-Rezensionen finden, könntet FALCO-Starschnitte bestellen.

Fakt ist: Auch mir ist das Debüt der vier Herren aus Birmingham sehr ans Herz gewachsen. Wer kennt und ehrt nicht die Kultstücke ´Wicked World´, ´NIB´ oder ´The Wizard´? Aber: Wem ist diese Scheibe – gemessen am frühen BLACK SABBATH-Oeuvre, das mit ´Paranoid´ im gleichen Jahr erst so richtig Farbe kriegte – nicht auch etwas zu lasch, teils zu laid back, noch zu nah am damaligen Hippie’n’Blues-Zeitgeist?

Hier kommen Zakk Wylde und Kumpels ins Spiel. Wer kann brillante Riffs noch besser veredeln als unser Lieblings-Südstaatler? Eben. Keiner. Doch es ist nicht nur sein fleischigeres, fetteres und filigraneres Spiel, es sind auch die Groove-Teppiche, die Castillo und „Blasko“ darunterlegen. Ich habe diese Scheibe jetzt x-fach gehört – und kriege an verschiedenen Stellen eine Gänsehaut, immer wieder. Das Trio kennt das Original und die verantwortliche Band so gut, dass sie zu wichtigen, aber eher unvollkommenen Stellen passende Zwischen-Töne gefunden haben. Denn: Anders als auf ´Paranoid´ sind die Stücke auf dem BLACK SABBATH-Debüt unfertige Skizzen, deren Potenzial zum Covern noch nicht ausgeschöpft worden ist. Zakk serviert fette Powerchords da, wo ich immer dachte, Mensch, Tony, warum hast du da nur die dicke E-Saite gedrückt? Zakk spielt ausgewählte Soli und Licks so aus, wie es Tony leider nie gelingen konnte, mit seinen schon früh beeinträchtigten Fingern aufgrund eines Arbeitsunfalls in jungen Jahren.

Auf ´Vertigo´ passt alles. Sollte da draußen jemand sein, der sich in blasierter BLACK SABBATH-Hörigkeit inmitten seiner ihn selbst befriedigenden Vintage-Vinyl-Sammlung gefrevelt fühlt und mir fehlende Loyalität zu den Ur-Vätern oder Naivität vorwirft – so höre erstmal rein. Von vorn bis hinten. LAUT! Und dann melde dich gern wieder.

Mit einem Wort: Genießen.

(9 Punkte)


(VÖ: 04.09.2020)