PlattenkritikenPressfrisch

ENTER – 1991-Images From Floating Worlds

~ 2020 (Pure Steel Records) – Stil: Sinfonic Prog ~


Nicht PFM (Premiata Forneria Marconi), sondern ENTER waren womöglich Italiens Antwort auf ELP (EMERSON LAKE & PALMER). Doch die Italiener verblieben gänzlich im Underground, dass sie selbst der Untergrund-Experte aus hiesigen Breiten übersehen hat. Eine echte Schande, dass das Quartett zu Lebzeiten, über die gesamte zweite Hälfte der Achtzigerjahre übersehen wurde, auch wenn es dereinst, Anfang der Neunzigerjahre nur Demo-Aufnahmen vorweisen konnte. „Pure Steel Records“ präsentieren die längst vergessenen Werke unter dem Titel ´1991-Images From Floating Worlds´. Eine Verbindung zu ´Images And Words´ kann trotz zeitlicher Überschneidung rein musikalisch gesehen nicht gezogen werden.

Die Musiker, die hinter ENTER standen, sind hingegen keinesfalls unbekannte Künstler. Sänger Vittorio Ballerio und Bassist Franco Avalli sind von der italienischen Prog Metal-Legende ADRAMELCH bekannt. Franco Avalli spielte auf dem Klassiker ´Irae Melanox´ aus dem Jahre 1988 und dessem vorgehenden Demo mit. Vittorio Ballerio stand bis zum Ende bei ADRAMELCH am Mikrofon und singt derzeit bei den hoffnungsvollen Newcomern CARVAGGIO.

Gegründet wurden ENTER von Keyboarder Gabriele Bulfon und Schlagzeuger Marco Ferranti. Ersterer ist heutzutage als Fusion-Jazz-Pianist sowie Komponist gefragt und wurde bei seinen letzten Akustik-Alben von Franco Avalli unterstützt. Marco Ferranti, der ebenso am Mikrofon anzutreffen ist, spielt in der Gegenwart bei der QUEEN-Tributband MerQury.

 

 

Auf 34 Minuten und innerhalb von sechs Kompositionen bieten ENTER klanglich einen Achtzigerjahre Prog Rock auf, der in dieser Hinsicht an TWELFTH NIGHT und PALLAS erinnert, aber musikalisch betrachtet in anderen Sphären lebt. Die Italiener spielen derart sinfonisch, dass sie beinahe in der Klassik landen und dies nicht allein aufgrund der fehlenden Gitarre im Instrumentarium. Pianist/Keyboarder Gabriele Bulfon gebärt sich zwar nicht als neuer Rick Wakeman oder Keith Emerson, doch durch das fehlende Gitarrenspiel stehen er als auch Bassist Franco Avalli prägnant im Mittelpunkt des Geschehens. Diesen Platz an der Sonne füllt jedoch Vittorio Ballerio mit seinem weitaus exaltierteren und unkonventionellen Gesang als zu Zeiten von ADRAMELCH aus.

Dass die vier Virtuosen Italiener sind, ist der Musik nur im geringen Maße anzuhören. Der sinfonische und klassische Tonklang ist geradezu international, aber purer Underground.

(8 Punkte)


(VÖ: 18.09.2020)