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RAVEN – Metal City

~ 2020 (Steamhammer/SPV) – Stil: NWoBHM ~


Hektisch, chaotisch, kompromisslos, laut, frisch und schnell – streckenweise sogar `Faster Than The Speed Of Light´. Wer jetzt an RAVENs Meisterwerk `Wiped Out´ denkt, der liegt zwar nicht ganz falsch, doch hier geht es um deren aktuellen Output `Metal City´. Wahrscheinlich die einzige NWoBHM-Band, die selbst nach über 40 Jahren immer noch original und exakt wie zu jener glorreichen Zeit klingt und nahtlos an ihre ersten drei Alben anknüpfen kann. Die Gallagher-Brüder und Schlagwerker Mike Heller haben es tatsächlich geschafft, ihren ureigenen und unvergleichlichen Sound ohne Abstriche bis in die heutige Zeit zu retten. Ohne Experimente, nervige Balladen und/oder lästigen Schnickschnack bollern die drei „Raben“ zehn Granaten aus ihren alten Hüften, dass es eine wahre Freude ist…

Der klug gewählte Opener `The Power´ zeigt gleich, wohin die Reise in den nächsten rund 40 Minuten geht. Während unsere Herren und Damen Politiker/innen in der Corona-Krise die Zügel jetzt wieder etwas mehr anziehen wollen, lassen zumindest die Briten von RAVEN ihren „Gäulen“ freien Lauf und begrüßen ihre Anhänger auf ihrem neuen Album mit einem echten und zügellosen Doublebass-Monster. Das bereits vorab veröffentlichte `Top Of The Mountain´ begeistert mit einem typischen RAVEN-Riff und steht dem Einstiegstrack in Sachen Geschwindigkeit in nichts nach. Frontsau John Gallagher brüllt sich in seiner unvergleichlichen Art und Weise erneut die Seele aus dem Leib. Dass es auch noch eine Schippe schneller geht, beweisen die Briten beim dritten Titel `Human Race´, der sogar mit eingeflochtenen Blast-Attacken gekonnt zu glänzen weiß. Insgesamt betrachtet ist das Songwriting von `Metal City´ sehr spannend und mutig ausgefallen und so entdeckt man bei jedem einzelnen Titel kleine, aber feine Überraschungen.

So auch beim treibend und stampfenden Titeltrack `Metal City´, der sich zu einer zukünftigen Live-Hymne entwickeln könnte. `Battlescarred´ hingegen ist wieder etwas flotter unterwegs und huldigt mit Textzeilen wie „All for one and one for all“ ihrer Vergangenheit. Das herrlich chaotische `Cybertron´ lebt von der tollen Gitarrenarbeit von Mark Gallagher, der auf dem kompletten Album seine Qualitäten und Klasse unter Beweis stellt und eindrucksvoll deutlich macht, dass er zu einem der Innovativsten seiner Zunft zu zählen ist, wenngleich bislang leider zumeist unbeachtet oder unterbewertet. Mit einem herrlichen Drum-Gewitter bläst `Motorheadin’´ hektisch schnell aus den Boxen, bevor `Not So Easy´ ganz locker, flockig und treibend etwas Luft zum Durchschnaufen lässt. Tolle und melodische Gitarrenharmonien zieren den Mittelteil vom natürlich überwiegend schnellen `Break´. Ein fetter, über sechsminütiger Stampfer namens `When Worlds Collide´ beschließt dann ganz NWoBHM-gerecht dieses durch und durch geile Album.

Wer hier nicht abgeht, ist wahrscheinlich längst tot oder hat sein Hörgerät auf „stumm“ geschaltet. Vielleicht nicht unbedingt das Album des Jahres, aber auf alle Fälle DIE ÜBERRASCHUNG 2020! Und auch wenn RAVEN nie enttäuscht haben – man denke nur an Alben wie `Rock Until You Drop´, `All For One´ oder `Architect Of Fear´ – und ich mich jetzt vielleicht etwas weit aus dem Fenster lehne, ist für mich `Metal City´ nach rund zehn Duchläufen eines der besten RAVEN-Alben nach `Wiped Out´ (…und das ist kein britischer Humor). Ich glaube, ich habe mich gerade neu verliebt. Fan-fan-fantastisch!!! Genau so muss ein NWoBHM-Album anno 2020 klingen!

(8,5 Punkte)

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(VÖ: 18.09.2020)