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THE STRING THEORY – The Los Angeles Suite

~ 2020 (Project C/Warner/ADA) – Stil: New Classic Pop ~


Endlich könnten THE STRING THEORY die ihnen zustehende Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erhaschen. Nach der letzten, in Los Angeles endenden Tournee nahmen THE STRING THEORY kurzerhand vor Ort in den „Optimist Studios“ ihr allerneustes Album auf. Zu den anwesenden 48 Künstlern stießen weitere 12 aus der Stadt der Engel.

THE STRING THEORY verbinden einen klassischen Musikansatz mit einer zeitgemäßen Pop/Rock-Attitüde. Zudem wird jeder Auftritt zu einem großen Event aus Kunst und Improvisation. Sie sprechen mit ihrer Musik den Indie Rocker ebenso wie den aufgeschlossenen Klassik-Hörer an. Nicht zu verwechseln ist das Künstlerkollektiv mit der Elektronik-Band STRING THEORY aus Chicago, USA.

Fünf Alben und fünf Tourneen durch Europa und Nordamerika hat die Formation bereits abgeschlossen. Eine Grammy-Nominierung steht auf der Habenseite der Belobigungen. Die letzte Zusammenarbeit mit dem Singer-Songwriter José González mündete 2019 in dem Werk ´Live In Europe´, das aus rechtlichen Gründen nie in Deutschland erschien. ´The Los Angeles Suite´ sollte 2020 daher auch hierzulande für Furore sorgen. Im Rampenlicht stehen im Namen aller beteiligten 60 Künstler: PC Nackt (Dirigent, Komponist, Produzent), Ben Lauber (Komponist, Produzent, Schlagzeug), Sebastian Gäbel (Gitarre, Gesang, Produzent), Nathalie Barusta Gäbel (Gesang, Art Director) und Chérie (Gesang, Art Director).

 

 

Improvisierte Hintergrundgeräusche und das Klavier bestimmen den ersten Eindruck des sanft aufwühlenden Openers ´Jealous Days´, das der Singer-Songwriter Jens Kuross aus L.A. intoniert. Eine angekratzte COLDPLAY-Vorführung kommt der Atmosphäre annähernd nahe. Nahezu anbetungswürdig singt Shana Halligan (BITTER SWEET) das getragen-dramatische ´California Lover´. Ganz gleich wie voluminös sich die Instrumentalisten aus der Kulisse aufbäumen, die Sängerin bzw. der Sänger darf im Mittelpunkt stehen.

Etwas Elektronik zieht in ´Abundance (Suite No. 4)´ herein. In Anlehnung an das Projekt mit dem Poeten Sekou Andrews zeigt auf diesem Werk der Künstler Zaire Black seine Spoken Word-Performance. Streicher umranken außerdem die Emmy nominierte Addie Hamilton (POST MODERN JUKEBOX), die mit Fingerschnippen ´Hollywood Calling´ herausstreicht.

Dagegen ist ´ReBolero´ in seiner klassischen, immer schneller werdenden Aufwallung eine Komposition der Post-Klassik, die den Elektronik-Musiker Robert „Robot“ Koch zeigt. Die ebenfalls aus L.A. stammende Sängerin vōx lebt förmlich den Spirit von ´No One Believes A Ghost´ im Sinne von Antony Hegarty zittrig-bebend aus, Grayson den des experimentellen ´Moon Landing´ in elektronisch unterfütterten postrock Weiten. Im Himmelszelt hüpft darüber ´Stars And Hypes´ völlig jubilierend als exaltiertes Kammerorchester, ohne dass bis zuletzt ein Glas zerspringt. Der Avantgarde-Künstler Morgan Sorne jammert sich schließlich entlang der Tonfolgen des bedrohlichen ´Remember (Suite No. 1)´ und kanalisiert den Rausch der Sinne zu einem tosenden Abgang.

(8 Punkte)


(VÖ: 4.09.2020, CD/LP 25.09.2020)
Pic: Malte-Hagemeister