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AENEMICA – Secret Lines

~ 2020 (Independent) – Stil: Alternative Prog Metal ~


Nachdem es vor sechs Jahren bei der Debüt-Veröffentlichung von AENEMICA, bei der EP ´Empty Inside´, nicht ganz gereicht hat, eine halbe Stunde Musik auszufüllen, überschreiten die Iserlohner mit dem Nachfolger ´Secret Lines´ derzeit locker diese magische Grenze. Sechs Jahre später füllen sechs neue Songs 33 Minuten aus. Ein zielstrebiges Werk, das es in sich hat, ohne Füllmaterial. Denn AENEMICA leben die Tonfolgen in getragener Melancholie niemals kräfteschonend aus.

AENEMICA sind die Alternative zum gewöhnlichen Genre-Hopping. Das Quartett bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Prog und Alternative Metal. Die Melancholie von KATATONIA auf der einen, und ENCHANT auf der anderen Seite wird im Sinne von TESSERACT und MONUMENTS frisch gehalten. Der musikalische Background von Daniel Stendera (Gesang), David Vemmer (Gitarre), Dima Friesen (Bass) und John Sternberg (Drums) bildet das Gerüst für AENEMICAs Kosmos. Da die Musik niemals abstrakte Bahnen annimmt, dürfen sich selbstredend aufgeschlossene Hörer zwischen EVERGREY und PAIN OF SALVATION ebenso hinzugesellen. Weder die Djent-Würze noch die Sentimentalität tritt als abschreckendes Element derart in den Vordergrund.

 

 

Zu den herausstechenden Schönheiten muss ein sich wunderbar steigerndes ´Back To Life´ sowie das großartige ´Reverie´ gezählt werden. Darüberhinaus betört die Gesangsdarbietung von ´Hollow´ zu einem Rhythmus-Feuerwerk und nicht nur in ´Distant Light´ zeigen sich schöne, Flächen ausfüllende Keyboards im Gesamtbild. Und wenn zum Ausklang des letzten Songs, ´Reverie´, nochmals der Refrain von ´Distant Light´ besonnen angestimmt wird, weiß der Hörer, dass die Zeit gekommen ist, nochmals Play zu drücken.

Underground-Liebhaber sollte diese Entdeckung spätestens jetzt nicht nur zur Kenntnis nehmen. Als gebürtige Skandinavier wären AENEMICA womöglich bereits weltbekannt.

(7,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/aenemica/


Pic: Tom Row