Redebedarf

DIRK ZÖLLNER

~ im Interview ~


Es gibt sie, diese glücklichen Augenblicke. Etwa, wenn man unvermittelt über ein Musikvideo stolpert, einen Clip eines Sängers, den man etwa 30 Jahre nicht auf der Liste hatte. So erging es mir mit ´Keine Schweine´, eigentlich schon 2017 entstanden, aber im Zuge des Skandals um die Firma Toennies zuletzt wieder vermehrt geteilt.

Dieser Song entstammt dem Projekt DIRK & DAS GLÜCK, bei dem DIRK ZÖLLNER Texte von Werner Karma vertont hat. Ein Blick auf das Album findet Ihr hier. So tagesaktuell dieser Song, ist das komplette Album für mich Anlass, ein paar Fragen an den Sänger zu stellen.

 

Dirk, Du bist jetzt Gast auf einer Seite, wo die verschiedenen Spielarten von Rock und Metal regieren. Wie fühlt sich das an, bist Du eher stolz oder mehr irritiert?

Ich freue mich darüber. Ich bin jetzt nicht unbedingt der Metal-Liebhaber, aber grundsätzlich keinem Genre abhold. Es handelt sich für mich immer um Musik. Ich kann da überall etwas für mich entdecken.

Wie hast Du die Corona-Zeiten überstanden? Kann man so einen Knick überhaupt überbrücken?

Ich habe die Zeit des Nichtspielens dafür genutzt, mein drittes Buch zu schreiben. Es heißt „Herzkasper“ und wird wahrscheinlich am 21. September beim „Eulenspiegelverlag“ erscheinen. Außerdem habe ich die Zeit meinen Kindern gewidmet und auch einige Homevideos mit ihnen erstellt. Es gab Livestreamauftritte und mit meiner Band DIE ZÖLLNER habe ich den Titel ´Gib mir Musik´ von Edo Zanki gecovert, als Beitrag für die Aktion „Stumme Künstler“. Ich denke, dass die Kunst einen Weg findet. Es geht ja hier um ein Bedürfnis.

Ich vermute jetzt mal, in den „alten Bundesländern“ kommst Du eher nicht vor. Trotzdem scheinen Deine Fans eher nicht die ewiggestrigen Ostalgiker?

Ich befinde mich wie die meisten Künstler außerhalb des Mainstreams. Was aber nicht heißen muss, dass es sich nicht auch bei meinen Ergüssen auch irgendwann mal um Mainstream handeln kann. STOPPOK war auch mal ein Regionalartist, der mittlerweile aber in ganz Deutschland Beachtung findet. Ich komme aus dem Osten, bin aber nicht in der DDR stecken geblieben.

Gibt es Unterschiede, kannst Du erkennen oder erahnen woher ein Fan kommt?

Nein. Ich glaube, dass meine Themen in der Musik nur selten von ostdeutscher Prägung sind. Bei meinen Kolumnen (in der Tageszeitung „Freie Presse“ – Anm. d. Verf.) ist das vielleicht eher der Fall. In der Musik geht es meistens um die Liebe. Das ist grenzüberschreitend.

Was ist für Dich Glück? Was macht Dich glücklich?

Glück ist für mich Veränderung. Deshalb bin ich in dieser Zeit auch nicht sehr unglücklich. Ich habe vielleicht Angst, dass wieder komplett hochgefahren – also zurückgefahren wird. Es muss vorwärts gehen und der Weg ist das Ziel. Darüberhinaus kann ich sagen, dass mich meine Kinder glücklich machen. Da geht es mir wohl so wie den meisten Eltern.

 

 

Vermutlich bist Du auf der Bühne glücklicher?

Ja. Auf der Bühne fühle ich mich komplett. Das muss ich leider zugeben. Ich denke, die meisten Künstler leiden unter einem Selbstwertdefizit, welches sie durch den Applaus ausgleichen können.

Die Texte für DIRK & DAS GLÜCK hast Du ja von Werner Karma. Hast Du die eins zu eins übernommen, oder konntest Du auch Passagen an Dich anpassen?

Ich habe die Texte, bis auf ganz ganz wenige Worte eins zu eins übernommen. Werner Karma ist als Texter mein großes Idol.

Warum?

Weil er mit seiner Poesie in tiefere emotionale Sphären vorrückt.

Welcher von ihm geschriebene Text, den Du nicht gesungen hast, ist Dir der liebste?

Das ist eine sehr schwierige Frage. Auf Anhieb würde ich sagen: ´Schlohweißer Tag´ von SILLY. Wenn ich nachdenken würde, könnte da auch was anderes stehen. Aber auf jeden Fall eine Vertonung von SILLY. Oder von PENSION VOLKMANN?

Wie trittst Du lieber auf? Wie aktuell im Duo, oder bevorzugst Du die volle Besetzung einschließlich Bläser?

Wie ich bereits erwähnte: Glück ist Veränderung. Es gibt da auch noch eine Dreier- und eine Fünfervariante und die 3HIGHligen mit André Herzberg von PANKOW und Dirk Michaelis von KARUSSEL (´Als ich fortging´). Ich bin auf vielen Baustellen unterwegs. Habe auch hin und wieder die Musicalbühne für mich entdeckt: ´Jesus Christ Superstar´ in Dresden, München und Pforzheim oder ´Fame´ in Halle.

 

 

Im Netz gibt es auch Clips von Konzerten unter dem Titel ´Café Größenwahn`. Dort musizierst Du mit verschiedenen Gästen. Erzähl mal was dazu, bitte. Wie ist das entstanden? 

Es ist der Lust auf Begegnung entsprungen. Ich wollte eine Musiktalkshow fürs Fernsehen entwerfen. Livemusik auf qualitativ hochwertigem Niveau präsentieren. Wir haben uns große Mühe beim Ton- und Bildschnitt gegeben, Leider ist nur der Sender ALEX (ein offener Kanal in Berlin – Anm. d. Verf.) darauf eingestiegen und wir konnten die Kosten nicht einspielen.

Wer war denn alles als Gast dabei?

Ich kann es nur andeuten: Toni Krahl von CITY, Julia Neigel, Angelika Mann, eine Berliner Sängerin, Felix Räuber von POLARKREIS 18, die bayrische Entertainerin Sissi Perlinger, André Herzberg, Regy Clasen, BOBO IN WHITE WOODEN HOUSES, Hans-Werner Olm, Regine Dobberschütz, die Jazzerin, besonders bekannt für die Mitwirkung am Film „Solo Sunny“…

Wird es eine Fortsetzung geben?

Wir setzen dieses Projekt live fort. Schneiden allerdings nicht mehr mit oder nur gelegentlich ein paar Ausschnitte. Im nächsten Jahr wird es eine kleine Tour geben. In kleinerer Form präsentiere ich aber nach wie vor Künstler, die mir gefallen. Das Projekt nennt sich jetzt „TischKunstKombinat Köpenick“ und findet bei mir zu Hause im Wohnzimmer statt. Ein paar Clips davon sind ebenfalls im Netz zu finden, oder auf gleichlautender Facebookseite.

Wer steht da noch als Gast auf Deiner Wunschliste?

STOPPOK hätte ich zum Beispiel gern mal dabei. Edo Zanki stand auf meiner Liste, ist aber Ende letzten Jahres leider verstorben. Danny Dzuik, Alin Coen, Balbina, Sarah Lesch, Bastian Bandt …

Gibt es jemanden, mit dem Du gerne noch Musik machen möchtest?

Den einen kann ich nicht benennen, aber ich brenne auf neue Begegnungen – gerade in dieser Zeit!

Ein paar Namen, die Du mir bitte mal kommentieren möchtest, sofern Du magst und kannst:

SIMPLY RED: toller Sänger, glaubhafter weißer Soul

Tamara Danz: die Königin der DDR – Musik

RAMMSTEIN: großartiges Theater

RENFT: die STONES des frühen Ostens

PANKOW: die STONES des späten Ostens

Da es Anfang September ja eine neue Platte geben soll, BEATLES oder STONES?

Auch wenn ich früher den STONES näher stand, so würde mich ein neues Album der BEATLES jetzt mehr interessieren. Die STONES sind ja existent, können also auch noch Neues bringen. Oder?

 

Die Antworten sind eher kurz und bündig, allerdings liegt das auch daran, dass ich ihn, ohne es zu wissen, im Urlaub erwischt habe. Allerdings ist doch alles gesagt. Und alles andere sagt er in seinen Liedern und seinen Büchern.


Die Fotos wurden der Facebook-Präsenz der ZÖLLNER entnommen.