Redebedarf

SURGICAL STRIKE

We all are…

Part of A Sick World

~ Interview mit Jens Albert, Sänger und Gründungsmitglied der Thrasher SURGICAL STRIKE ~


Wenn selbst unser Chefredakteur und Prog-Liebhaber Michael Haifl dem Debüt der aus der Umgebung von Hannover stammenden SURGICAL STRIKE „Thrash with Class“ bescheinigt und 8 Punkte vergibt, es also laut SC-Skala als erstklassiges Album deklariert, dann ist das ein Gespräch mit Sänger und Gründungsvater Jens Albert wert.

Hallo Jens, auch wenn Euer Debüt ´Part Of A Sick World´ gerade erst am 24. Januar dieses Jahres erschienen ist, so existiert SURGICAL STRIKE ja mit einer längeren Unterbrechung bereits seit 1993 und hat sicherlich in dieser Zeit eine Menge Höhen und Tiefen durchschritten. Erzähle uns bitte etwas über die Historie von SURGICAL STRIKE.

Ja, sehr gerne. Gegründet wurde die Band 1993 und von den Leuten, die damals dabei waren, bin jetzt nur noch ich dabei. Damals habe wir aber nur ein paar lokale Shows gespielt und dann 1994 unser erstes Demo ´Some Noise´ eingespielt. Danach gab es ein paar Besetzungswechsel bis wir dann 1996 zu viert das zweite Demo ´Overruled´ aufgenommen haben. Kurz danach haben wir uns leider aufgelöst, weil…naja, weißt Du ja selber…die 90er Jahre waren nicht gerade die beste Zeit für Thrash Metal. Keiner wollte damals so eine Musik machen, eher Cross-Over und wenn Metal, dann doch eher Groove-Metal in Richtung PANTERA. Ich kannte damals auch kaum Musiker, mit denen ich hätte weitermachen können, und dann war da die Luft raus. Ich hätte zwar noch gerne weitergemacht, aber es ging einfach nicht mehr.

 

 

Hast Du heute noch Kontakt zu den damaligen Musikern?

Ja sicher. Ich bin mit unserem alten Schlagzeuger (Anm.: Gemeint war wohl Colin Wischnat, Schlagzeuger auf den beiden Demos aus den 90ern.), der ebenfalls in Sehnde wohnt, immer noch sehr gut befreundet. Auch mit Sven Richter (Anm.: Bassist auf dem 94er Demo), den ich vor ca. vier Jahren wiedergetroffen habe, stehe ich jetzt in Kontakt. Aber bis auf Sven, der jetzt bei INSIDIOUS VOICE hier aus Hannover spielt, macht keiner mehr Musik. Colin z.B. ist jetzt gerade Vater geworden und hat nun andere Dinge im Kopf. Wir sind immer noch Kumpel, habe mich mit den Leuten ja auch nie zerstritten.

Wie kam es zu der doch recht langen Pause von 18 Jahren. Bei dieser Zeitdauer denkt man gleich an Familiengründung und so, aber bei Dir war das ja anders, oder?

Ja, das war eher Zufall. Ich habe ja zwischendurch von 1999 bis 2004 noch eine Thrash-Core Band namens DE/TEST gehabt, die 2003 auch eine EP mit Namen ´Language Of Violence´ gemacht hat und damals auch recht gute Rezensionen erhielt. Aber das war halt mehr dieser…(überlegt)…Metal Core will ich nicht sagen, war aber schon moderner und das war auch die Richtung, die die Jungs auch weiter verfolgen wollten…mit cleanem Gesang und so. Ich wollte aber lieber diesen Old-School-Thrash machen, und bin deswegen auch ausgestiegen. Kurz danach haben sie sich dann aber auch aufgelöst.

Wie kam es eigentlich zu eurem Bandnamen „Surgical Strike“? Der Begriff wurde ja Anfang der 90er im Zusammenhang mit der „Operation Desert Storm“ populär und passt, wie ich meine, perfekt zu eurer Musik, die eben auch „Präzise und Hart“ ist. Oder beruht er gar auf dem gleichnamigen Song von QUEENSRŸCHE, der sich auf deren zweiter Scheibe ´Rage Of Order´ befindet?

Das war schon eine Mischung von beidem. Auf der einen Seite war es ein cooler Bandname, aber ich bin auch ein totaler Fan von QUEENSRŸCHE. Ich fand die Band immer schon geil und unser damaliger Gitarrist wusste das auch. Der kam dann eines Tages mit diesem Bandnamen an und ich fand den cool. Wir hatten damals zwar noch mehrere Namen zur Auswahl, haben uns aber dann doch letztendlich für SURGICAL STRIKE entschieden, da es damals auch keine Band gab, die so hieß. Schließlich gibt es Hundert Bands, die nach einem JUDAS PRIEST-Song benannt worden sind und da ist es sicherlich auch keine Schande, sich nach einem Song von QUEENSRŸCHE zu benennen.

Ich weiß, dass Du ein Liebhaber des klassischen Metal bist und durchaus auch melodischen Klängen lauscht. Euer Gitarrist Marcelo hingegen kommt eher aus der entgegengesetzten Richtung und frönt bei den Celleranern DRONE dem Metalcore. (Einwurf von Jens: Mittlerweile hört Marcello auch richtig viel klassischen Metal!) War es für Dich von Anfang an klar, dass Du diese Art von Thrash spielen möchtest, der sich stark am Stil des 80er Bay Area-Thrash orientiert?

Harte und aggressive Musik wollte ich immer schon machen. Für mich sind die Musik, die ich höre, und die Musik, die ich mache, aber zwei Paar Schuhe. Ich bin ja auch kein klassischer Metalsänger, sondern eher ein Shouter und für die Melodie sorgen bei uns eh die Gitarren. Ich mag aber die US-Powermetal Bands wie VICIOUS RUMOURS und SANCTUARY, aber auch Bands, die nicht so bekannt sind, wie SCREAMER und WARRIOR, eben die ganzen alten US-Metal Bands. Um so etwas zu singen, fehlt mir einfach die Stimme, aber ich möchte sowieso aggressivere Musik machen, eben im Stile der ganzen klassischen Thrash Metal-Bands, die ich alle geil finde.

Ihr werdet ja auch immer gerne mit EXODUS verglichen, was Du sicherlich auch nicht mehr hören kannst. Trotzdem…was sind so Deine Lieblingsbands aus dem Bereich?

Das sind Bands wie EXHORDER (Anm.: bei dem Interview trägt Jens ein Shirt dieser Band), ATROPHY, EVILDEAD, DEATH ANGEL und CYCLONE TEMPLE, aber auch die ganzen englischen Bands, die damals eher belächelt wurden, wie z.B. XENTRIX, D.A.M. und die alten ONSLAUGHT. Und nicht zu vergessen die deutschen Bands, die damals eher aus der zweiten Reihe kamen, wie DEATHROW und EXHUMER, wobei letztere jetzt auch wieder richtig durchstarten.

Meine Lieblingsthrashband war aber schon immer PARADOX und wird es auch immer bleiben. Charly Steinhauer ist einer der geilsten Typen und hat ja auch ein tolles Shoutout für unsere Platte gemacht. (Anm.: für ältere Kaliber wie mich – ein Shoutout ist eine lobende Erwähnung in einem sozialen Medium)

Eigentlich möchte ich sogar behaupten, dass ich viele Platten von Bands, die damals gar nicht so bekannt waren, mittlerweile wesentlich geiler finde, als die sogenannten Klassiker. Da fällt mir noch HEATHEN ein, die eine meiner Lieblingsbands ist.

Also in Summe ein echter Old-Schooler.

Ich höre mir auch schon mal modernere Sachen an, wie z.B. LAMB OF GOD, oder STONE SOUR.

Es ist ja sehr lobenswert, wenn man in der Lage ist, auch links und rechts in andere Genres reinzuhören. Wie weit geht denn bei Dir links und rechts? Gibt es auch Bands aus dem Non-Metal-Bereich, die Du magst und hörst?

Ja klar! Z.B. finde ich die alten klassischen Rockbands wie JOURNEY, oder RUSH richtig geil. Aber ich höre mir auch gerne mal PINK FLOYD oder MIKE OLDFIELD an. Also durchaus auch Sachen, die eher aus dem Prog-Rock-Bereich kommen. Aber so einen Sch… wie Hip-Hop höre ich mir halt nicht an.

 

 

Bis auf Marcelo Vasquez Rocha, der bereits auf eurer 2016er EP ´V-II-XII´ die Gitarre gezupft hat, sind alle weiteren aktuellen Mitglieder erst im letzten Jahr 2019 zu euch gestoßen. Sind die vielen Besetzungswechsel der letzten Jahre, mit Dir als einziger Konstante in der Band, der Grund dafür, dass es bis zum Release so lange gedauert hat, oder gab es da andere Gründe?

Nein, eigentlich ist das schon der Hauptgrund, der uns immer wieder zurückgeworfen hat. Wir hatten ja auch schon immer Aushilfsmusiker, dazu gehörte z.B. auch der Drummer unserer EP (Anm.: Linus-Henry Meyer), der bei uns aufgehört hat, weil er sein Studium beenden wollte. Er ist dann Lehrer geworden und hat nun einfach keine Zeit mehr. Er war zwar live immer noch dabei, aber was das Songwriting angeht hat uns das natürlich immer wieder zurückgeworfen. Zum Glück haben wir dann aber mit Frank (Ruhnke) einen richtig guten zweiten Gitarristen für die Leadgitarre gefunden und zu dritt haben wir dann begonnen Songs zu komponieren. Dann haben wir auch einen festen Schlagzeuger gefunden, aber es war zu kurzfristig, um mit ihm die Platte einzuspielen. Wir hatten aber zum Glück noch einen Schlagzeuger, der uns live ausgeholfen und auch das Album für uns eingespielt hat.

Wie bist Du an die neuen Musiker gekommen?

Über Beziehungen. Marcelo kennt durch seine Mitwirkung bei DRONE ziemlich viele Musiker und er hat die Leute rangeholt, denn ich kenne gar nicht so viele hier…und wenn ich sie kenne, dann sind sie halt nicht so gut.

Und wie seid ihr an euer aktuelles Label Metalville gekommen?

Die hatten ein paar Sachen von uns gehört und waren bereits an uns interessiert als Marcelo den Kontakt geknüpft hat. DRONE steht ja dort auch unter Vertrag und er war der Ansicht, dass es sich um ein gutes Label handelt, was sich ja nun auch für uns bestätigt hat, denn sie leisten wirklich gute Arbeit. Wir hatten zwar noch weitere Angebote von anderen Labels, haben uns aber letzten Endes doch für Metalville entschieden, weil sie uns auch einen US-Deal angeboten haben. Uns war es nämlich wichtig, dass der Vertrieb unseres Albums nicht nur auf Europa beschränkt bleibt, sondern auch in Übersee, vor allem in Nordamerika, stattfindet, was ja nun über Rough Trade Distribution auch passiert. Und so ist der Deal mit Metalville eben zustande gekommen. Die haben unser fertiges Album gehört, waren begeistert und haben uns dann unter Vertrag genommen.

Als einzig verbliebenes Gründungsmitglied liegt die Vermutung nahe, dass Du das Mastermind bist, bei dem alle Fäden zusammenlaufen.

Nein, ich schreibe eigentlich nur die Texte. Die Musik schreiben Marcelo und Frank. Marcelo übernimmt auch die meisten organisatorischen Aufgaben, wie den Kontakt zum Label aufrecht zu erhalten und sich um den Übungsraum und das Booking zu kümmern. Wenn ich Angebote oder Anfragen für Shows erhalte, dann leite ich die an ihn weiter. Also insgesamt verteilen wir die anfallenden Arbeiten auf Marcelo, Frank und mich, wobei jeder das übernimmt, was er am besten kann. Unser Bassist kümmert sich hingegen um unsere Präsenz im Internet, z.B. um unsere Homepage mit dem darin integrierten Online-Shop, denn ich habe von dem ganzen Computerkram keine Ahnung.

Im Stile der alten Bay Area-Thrash-Bands haben auch bei euch die Texte einen besonderen Stellenwert und behandeln aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft. Wie muss man sich deren Entstehung vorstellen? Marschierst Du jedes Mal nach dem Schauen der Tagesschau wutschnaubend an den Schreibtisch?

Also zuallererst: Ich schaue keine Tagesschau – egal aus welchen Gründen – ich schaue sie mir einfach nicht an. Aber ob man will oder nicht, man bekommt ja heutzutage über das Internet und da vor allem über die sozialen Medien dennoch das Meiste mit, was um einen herum passiert. Ich filtere dann immer das heraus, was mich irgendwie anpisst und ich verwenden kann. Manchmal inspirieren mich die Themen auch einfach nur zu bestimmten Lyrics. Meiner Meinung nach sollte man, wenn man die Musik macht, die wir machen, auch zusehen, dass die Texte etwas anspruchsvoller sind. Beim letzten Album habe ich versucht, die Texte mit einem roten Faden zu versehen und in einen Kontext zu bringen. Ich habe aber natürlich nicht gewusst und finde es wirklich krass, dass ausgerechnet in diesem Jahr viele der von mir in den Texten geschilderten Sachen genauso passieren würden, wie ich es „vorhergesehen habe“. Mich wundert selber, wie sehr die Platte den aktuellen Zeitgeist trifft und dadurch vielleicht auch mal zu einem richtigen Zeitdokument wird.

Fällt es Dir schwer, Texte zu schreiben, und arbeitest Du Dich an jedem Wort und jedem Komma ab, oder fließt es nur so aus Dir heraus?

Eigentlich fällt es mir nicht schwer. Ich sehe oder höre etwas und dann fallen mir einfach manche Sachen ein. Ich kann mich aber nicht zu Hause hinsetzen und mir sagen: „Ich schreibe jetzt heute einen Text, weil der morgen fertig sein muss.“

Bist Du also permanent mit Notizblock und Stift unterwegs?

Mit dem Handy. Da schreibe ich dann was rein, oder auf Zetteln bei der Arbeit. Beim Laufen oder wenn ich Sport mache wiederhole ich es mir so lange, bis ich wieder zu Hause bin und dort aufschreiben kann.

Ich vermute Du schreibst aufgrund des Sprachrhythmus die Texte gleich auf Englisch, oder skizzierst Du den Song zunächst auf Deutsch vor?

Nein, gleich auf Englisch.

Was liegt bei euch zuerst vor? Musik oder Texte?

Die Musik. Anders geht es nicht. Ich habe es mal umgekehrt gemacht, aber dann hat der Text irgendwie nicht zu der Musik gepasst und deshalb warte ich jetzt immer darauf, dass die Musik da ist.

 

 

Du hast Dir im Geiste bestimmt unzählige Male vorgestellt wie es sein muss, endlich seinen Erstling in Händen halten zu dürfen und dann auch noch auf Vinyl. Wie hast Du den Moment erlebt?

Irgendwann standen die Kartons vor der Tür und die Platten im Laden. Ich habe dann auch gesehen wie die Leute die Scheibe auf Facebook gepostet haben. Das Ding ist ja auch gut „eingeschlagen“ und als ich es dann selber in Händen hatte, habe ich erstmal ein paar Kannen Bier geholt und die CD aufgelegt.

Nicht die Schallplatte?

Nein, ich habe keinen Plattenspieler. Den muss ich mir erst noch besorgen. Aber das werde ich jetzt aufgrund unserer Schallplatte nachholen.

Sind denn Deine Erwartungen von dem physischen Ergebnis, CD und Schallplatte, erfüllt worden, z.B. auch was das Artwork angeht?

Mit der Musik bin ich sehr zufrieden. Ich sag mal so…ich kann mir meine eigene Scheibe anhören ohne zu sagen: “Das finde ich scheiße.“ Aber ich überlasse diese Arbeit auch anderen Leuten.

Was das Artwork angeht 100%ig, weil das richtig gut umgesetzt ist. Da hat unser Timon Kokott, der das gemacht hat, einen richtig geilen Job hingelegt und er wird auch weiterhin für uns arbeiten. Das ist so gut wie sicher.

Habt ihr ihm gesagt, wie das Motiv auszusehen hat, oder ist alles seinem Geiste entsprungen?

Er hat sich unsere Musik angehört und wir haben ihm Stichworte aus den Texten gegeben und er hat daraus das Cover entworfen. Das war ein Prozess, der über mehrere Monate ging.

Welchen Beitrag hatte das Label dazu? Haben die sich irgendwo eingemischt?

Nein, gar nicht. Es war alles fertig und die haben das fertige Produkt übernommen.

Wie lange haben die Aufnahmen gedauert?

Ich habe für meinen Gesang eineinhalb Tage gebraucht, das Schlagzeug zwei Tage und Marcelo und Frank für Bass und Gitarre auch nochmal fünf bis sechs Tage. Wir haben das Ganze mit Unterbrechungen gemacht, also zusammen rund zwei Wochen.

War es stressig?

Nein, wir haben das ganz locker gemacht.

Kannst Du eine interessante Geschichte oder Anekdote von den Aufnahmen erzählen?

Da ich arbeiten musste, war ich wie gesagt nur eineinhalb Tage da.

Wir haben das Ding ja in Lübeck (Anm.: im LSD-Studio von Lasse Lammert) aufgenommen und da bei meinen Aufnahmen alle vor Ort waren, denn die anderen wollten auch ein wenig beim Gesang mitreden, was aber schlussendlich keiner getan hat, sind wir an einem Abend auch mal gemeinsam an den Strand gefahren.

Und zur Beurteilung der abgemischten Aufnahmen habt ihr euch wieder getroffen?

Ne, die Abmischung hat ja Lasse alleine vorgenommen, der uns dann die Ergebnisse davon zugeschickt hat. Wir haben dann halt gesagt, was davon OK ist und was nicht. Ich habe davon aber keine Ahnung und habe mich daher rausgehalten. Das haben dann Frank und Marcelo übernommen. Wir haben dann das Ganze noch ein paar Mal im Studio durchgehört und ich musste auch noch ein paar Mal in die Kabine, weil er (Lasse) gefragt hat, ob ich an ein paar Stellen etwas anders singen könne, ein Wort oder eine Silbe anders setzen. Das habe ich dann gemacht und dann war auch alles in Ordnung.

 

 

Ihr ward in diesem Jahr bereits für eine ordentliche Anzahl von Festivals, vom Underground wie z.B. dem Full Metal Osthessen (FMO) bis hin zum weltweit bekannten Wacken Open Air, bestätigt. Leider kam es soviel ich weiß wegen der Pandemie nur zum Auftritt beim FMO. Trotzdem: Wie kam es dazu! Bewerbt ihr euch, oder werdet ihr eingeladen? Welchen Anteil hat das Label daran.

Zur Einladung nach Wacken sind wir über unseren Verleger Enno Heymann gekommen, der dort sehr aktiv ist. (Anm.: Enno Heymann ist Geschäftsführer der Enorm Music GmbH & Co. KG mit den Gesellschaftern Holger Hübner und Thomas Jensen (ICS / Wacken Open Air). Außerdem Kurator der Wacken Foundation und Leiter des Wacken Music Camps.)

Marcelo hatte ihn schon mal angesprochen und nachdem unser Album fertig war, haben sie bei uns angefragt, ob wir dort spielen können. So ist das halt mit Wacken gekommen. Bei den anderen Sachen haben wir Online Bewerbungen hingeschickt. Zum FMO kamen wir, weil ich gut mit Markus Bohn befreundet bin (Anm.: Mitglied des Veranstaltungsteams des FMO) und ich gesehen hatte, dass er cool drauf ist und da habe ich ihn einfach mal gefragt, ob er Interesse an einem Auftritt von uns hat. Und das hat ja dann auch hingehauen.

Und was ist mit eurem Label? Beteiligt es sich auch an der Beschaffung von Auftritten für euch?

Unser Label arbeitet ja mit Enno Heymann zusammen und die hätten sicherlich auch schon was gemacht. Aber im Augenblick sind ihnen aufgrund der derzeitigen Situation die Hände gebunden.

Die Absagen aufgrund von Corona habt ihr rechtzeitig vom Veranstalter erfahren, oder habt ihr von den Festivalabsagen wie alle anderen auch aus den (sozialen) Medien erfahren?

Ne, das ist schon alles sauber im Vorfeld abgelaufen. Die haben uns rechtzeitig mit der Info angeschrieben, dass es wahrscheinlich verschoben wird.

Seid ihr bereits überall für das nächste Jahr wieder eingeladen?

Ja. Alles was dieses Jahr nicht passiert ist, passiert hoffentlich nächstes Jahr.

Habt ihr auch darüber nachgedacht, ein Konzert aus einem Club ins Internet zu streamen, so wie es viele andere Bands gemacht haben?

Ehrlich gesagt wollen wir das gar nicht machen. Wir wollen den Leuten lieber eine richtige Show bieten. Meiner Meinung nach sind die Streams auch den Aufwand nicht wert. Man sieht es ja, dass bei vielen Bands, gerade wenn sie nicht richtig groß sind, sich diese Streams vielleicht nur 50 bis 100 Leute anschauen. Wir investieren unsere Energie lieber darin, neue Songs zu schreiben und ordentlich zu proben. Eine ganze Zeit lang konnten wir aufgrund der räumlichen Distanz ja auch nicht richtig proben und wenn man so einen Live-Stream macht, dann sollte man auch ordentlich eingespielt sein. Wir haben aber selber schon Anfragen für Live-Streams bekommen, aber es war einfach nicht möglich, weil wir eben nicht die Möglichkeit hatten zu proben. Aber wie schon anfangs gesagt, sind wir auch alle keine Freunde davon. Wir warten lieber bis sich die Situation wieder normalisiert hat und spielen dann live. Ich möchte weder vor Autos spielen, noch möchte ich irgendwelche Live-Streams machen. Ich bin da einfach Old-School und da stehe ich auch zu.

Kannst Du Nicht-Hannoveranern kurz vermitteln, wie es um die Hannoversche Metal-Szene insbesondere um Klubs, Bands und Genres bestellt ist?

Es gibt schon ein paar coole Klubs. Ganz besonders möchte ich das „Subkultur“ hervorheben, die uns von Anfang an unterstützt, und uns die Möglichkeit gegeben haben, live aufzutreten, und die auch immer junge Bands unterstützen. Großer Respekt. Dann gibt es noch das „Chez Heinz“, das auch coole Konzerte veranstaltet. Dann noch das „Lux“, die „FAUST“ …es gibt halt viel, aber die Metal-Szene ist auch sehr vielschichtig. Nur Thrash-Bands gibt es halt nicht so viele. CRIPPER haben sich aufgelöst…

Es gibt schon eine coole und aktive Szene, aber für mich ist halt nicht so viel dabei. Eine Band, die ich als Hannoveraner sehr geil finde und hervorheben möchte, sind SOURCE OF RAGE. Sind auch sehr nette Jungs. Hervorheben muss man noch CRITICAL MESS, die eine coole Death Metal-Band sind und unsere alten Kumpel von HATE SQUAD. Mein alter Kumpel Burkhard Schmitt (Anm.: Sänger von HATE SQUAD) hat ja auch auf unserer Scheibe gesungen. Also es gibt schon eine Szene, aber wir sind ja in diesem Sinne auch nicht wirklich eine Hannoveraner Band, sondern kommen aus Sehnde und Hildesheim und haben mit der Hannoveraner Szene nie wirklich richtig was zu tun gehabt.

Also auch nicht wirklich mit anderen Bands verbandelt?

Nein, wir machen schon unser eigenes Ding. Mit den meisten Bands hier haben wir nicht allzu viel zu tun.

Was für Ziele hast Du mit SURGICAL STRIKE?

Ich sage mal so…ich lasse das einfach erstmal auf mich zukommen.

Mein Ziel ist es, auf jeden Fall noch ein paar coole Alben zu machen, an denen sich die Leute ebenfalls erfreuen und die auch irgendwann mal den „Test of Time“ bestehen, wie man so schön sagt, damit die Leute, die sich die Scheiben später anhören, auch noch ihren Spaß daran haben.

Und natürlich will ich noch so viele Shows, sowohl im In- als auch im Ausland, wie möglich spielen und vielleicht auch noch internationalen Erfolg haben. Ich bin ja sehr froh darüber, dass unsere Scheibe auch in den USA und sogar in Südamerika veröffentlicht worden ist.

Verkauft die sich dort gut?

Ja, die Verkäufe laufen da sehr gut.

Es ist ja auch schön und wir freuen uns darüber, wenn dabei noch was rumkommt, denn wir sind ja alles keine Schwerverdiener. Aber in erster Linie geht es immer um den Spaß an der Musik.

Gedanklich bist Du sicherlich schon beim nächsten Album, oder arbeitet ihr sogar bereits daran?

Es gibt bereits Ideen, die stehen, denn alleine dadurch, dass wir jetzt keine Shows spielen können, haben wir wieder mit dem Songwriting angefangen.

Ich denke, wer unsere aktuelle Scheibe mag, der wird auch mit dem zweiten Album nicht enttäuscht werden. Wir werden den eingeschlagenen Weg weitergehen, denn wir lieben ja alle die Musik, die wir machen. Ich höre diese Musik nun seit dreißig Jahren und bei uns braucht keiner Angst zu haben, dass wir jetzt ein…Black-Album machen…oder was weiß ich. (lacht)

Immer volle Pulle in die Fresse, auch mit Melodie, aber es wird immer 100% Metal bleiben. Thrash wird immer die Hauptessenz unserer Mucke sein.

Wird es bis zum neuen Album wieder vier Jahre dauern? 😉

Nein!

Geht das genauer?

Dazu will ich mich jetzt nicht weiter äußern, aber ich sage definitiv, dass es keine vier Jahre dauern wird!

Und zu guter Letzt: Auf eurer Homepage findet man kurz hintereinander zwei Spitznamen von Dir. „Korken“ und „Stöpsel“. Was hat es mit den Spitznamen auf sich?

Ein Korken und ein Stöpsel sind ja eigentlich das gleiche und von daher ist es mir egal, wie man mich nennt. „Stöpsel“ ist schon richtig alt, noch aus Schulzeiten und „Korken“ kam irgendwann später hinzu. Die Allgemeinheit nennt mich daher „Stöpsel“ und die richtig eingeweihten, die Metal-Fans, nennen mich „Korken“.

Dann bleibt mir jetzt nur noch mich sehr herzlich für dieses ausführliche, tiefgehende und offene Interview zu bedanken und Dir und Deiner Band viel Erfolg für die Zukunft zu wünschen.

 

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