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MAGENTA – Masters Of Illusion

~ 2020 (Tigermoth Records/Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock ~


Blut und Horror eignen sich jederzeit und unbedingt für ein musikalisches Manifest. Darüber können Millionen Musiker, insbesondere im Bereich des Heavy Metal ein blutiges Zeugnis ablegen. Doch auch andere Territorien widmen sich gerne diesem blutrünstigen Metier. Rob Reed, Chefdenker der britischen MAGENTA, ersann im Vorfeld zu seinem neuesten Werk gemeinsam mit seinem Bruder Steve ein dementsprechendes Konzept.

Im Gegensatz zum Vorgänger ´We Are Legend´ sollte das neue Werk weniger moderne Elektronik-Elemente beherbergen und deutlich mehr die klassische Seite des Prog Rock hervorkehren. So führte eins zum anderen und die beiden waren bereits gefangen in ihrer Gedankenwelt, die die Vorliebe für die „Horror Filme“ der Dreißiger- und Vierzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts immer weiter ausschmückte.

Doch die bei „Hammer Films“ anzutreffende Kombination aus Gothic-Themen und Blutdurst führt bei MAGENTA keinesfalls zu Splatter-Orgien im Gothic-Industrial-Rock. Gitarrist/Keyboarder Rob Reed hat natürlich ein klassisches Prog Rock-Album, mit epischen Songs in leicht melancholischer Atmosphäre erschaffen und sein Bruder die erwähnten Lyrics hierfür getextet, die sich auf sechs Kompositionen mit sechs Schauspielern befassen und interessanter Weise deren Gefühlsleben abseits der Kamera beleuchten, anstatt lediglich die Story einer ausgewählten Film-Figur zu vertonen.

Das Album erscheint in der Deluxe-Edition im Digipak mit einer DVD, die zum kompletten Eintauchen die gesamte Geschichte im 5.1 DTS & Dolby Digital Surround-Mix sowie einige Promo-Videos enthält. Außerdem legt die Band eine CD namens ´The Lost Reel´ obendrauf, die einige andere Mix- bzw. Instrumental-Versionen des aktuellen Albums enthält sowie gekürzte und gemixte Versionen älterer Kompositionen von etwa ´Legend´ oder ´Man The Machine´ und das bislang nur als Download erhältliche ´Not In Our Name´ aus den ´We Are Legend´-Sessions.

Prog-Herz was willst Du mehr?! Prog-Herz willst Du bluten? Bei MAGENTAs ´Masters Of Illusion´ kannst Du es zu Herzschmerz aus Leibeskräften.

 

Die ersten elf Minuten von ´Masters Of Illusion´ gehören Bela Lugosi, der mit der Dracula-Verfilmung im Jahre 1931 weltberühmt wurde, aber in späteren Jahren in B- und C-Filmen sein Talent vergeuden musste. ´Bela´ beginnt orchestral und dramatisch, ehe die gesamte Band in den gewohnten MAGENTA-Sound einfällt. Sängerin Christina Booth darf sogleich zwei epische Refrains vortragen, doch die skizzierte Lebensgeschichte verläuft hernach nicht mehr so zielsicher, die Komposition schon.

 

Dann widmen sich MAGENTA über acht Minuten dem großen Traum von Christopher Lee, denn der Dracula-Star wäre gerne Opernsänger geworden. Diesen erfüllt er sich zumindest 2010 mit einem Symphonic-Metal-Album und seiner Zusammenarbeit mit MANOWAR und RHAPSODY. Ein Kammerrock-artiger Beginn reift in ´A Gift From God´ zu einer Nightshow-Ballade für eine echte Diva heran.

 

Trotz seiner Länge von neun Minuten kommt ´Reach For The Moon´ schnell auf den Punkt – und erzählt die traurige Geschichte von Lon Chaney Junior, eigentlich Creighton Tull Chaney, der Zeit seines Lebens als Schauspieler im Schatten seines Vaters, des Stummfilmstars Lon Chaney stand. Seine bekannten Filme sind „Of Mice and Men“ und „The Wolf Man“.

 

Zuerst trägt hernach das Klavier die Erzählung von ´Snow´ voran. Der Song umschreibt sozusagen als Mutmacher Ingrid Pitts Vergangenheit. Die polnische Schauspielerin verbrachte einen Teil ihrer Kindheit im KZ Stutthof und konnte 1945 bei einem Todesmarsch fliehen. Ihre Filmkarriere enthält Rollen in „The Vampire Lovers“ oder „Countess Dracula“.

 

Auch Peter Cushing ist von seinen Horrorfilmen aus den Fünfzigerjahren bekannt. Das elfminütige ´The Rose´ hat einen folkigen Beginn und endet mit einem irischen Dudelsack. Die titelgebende Rose bezieht auf die „Helen Cushing Rose“, die Peter Cushing zum Gedenken an seine verstorbene Frau Helen züchten ließ.

 

Ordentliche Streicher-Arrangements und Neo Prog-Keyboards und -Gitarren leiten das Finale ein. Die gesamte Band folgt selbstredend gleich hinterher. Der Song ´Masters Of Illusion´ widmet sich dabei dem Schauspieler Vincent Price und dessen Horrorfilm „Witchfinder General“ aus 1968. Klassischer Horror. Klassischer Prog Rock.

 

(8 Punkte)

 

https://magenta.bandcamp.com/album/masters-of-illusion

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