ME(N)TAL HEALTHNeu!Redebedarf

Auge in Auge

Was löst Musik machen oder hören in Menschen aus, worin begründet sich ihr positiver Effekt? Wieso lieben wir Metal so heiß und innig? Macht Metal abhängig? Welche Rolle spielen Emotionen wie Aggression, Angst oder Trauer in unserer Musik? Was bedeutet es, Musiker “mit Leib und Seele” zu sein, und woher ziehen Musiker ihre Inspiration und Energie? Welcher Zusammenhang besteht zwischen ihrem kreativen Schaffensprozess und dem eigenen emotionalen Erleben? Was ist die Voraussetzung für Kreativität? Was macht Metal so dermaßen faszinierend, dass sich die Fans komplett mit dem Genre identifizieren? Das sind die Themen, mit denen wir uns im Rahmen unsere ME(N)TAL HEALTH-Projekts (mehr Infos hier) beschaeftigen.

Zu diesen und vielen anderen Fragen und Thesen werden uns Musiker unterschiedlicher Genres Rede und Antwort stehen. Freut euch auf abwechslungsreiche und intensive Interviews!

Ute & Jessi

 

~ Interview mit Daniel Droste, Teil 1 ~

Beginnen wollen wir unsere Interviewreihe unter dem “Me(n)tal Health”-Banner mit dem Steuermann der süddeutschen Nautik Funeral Doomer AHAB: Daniel Droste.

Der Sänger und Gitarrist bereist seit vielen Jahren mit steigendem Erfolg die sieben Weltmeere und bringt von dort Geschichten über grausame Kapitäne und kapitale Wale mit; er blickt jedoch auf eine schon zuvor lange Musikerkarriere in Bands ganz verschiedener Stilrichtungen zurück.

Wir haben ihn mit unseren Fragen zu seinem Musikerdasein, zu Kreativität, einigen Thesen zur Metalszene und seiner persönlichen, musikalischen Entwicklung gelöchert. Aber lest selbst…

 

 

Daniel, Du bist mittlerweile seit über 20 Jahren als Musiker kreativ. Wo liegen deine musikalischen Ursprünge? In welcher Phase Deines Lebens hast Du begonnen, extreme Musik (abseits der gängigen Charts) zu hören? Welche Bands waren damals Dein Einstieg? Und was hörst Du heute so, vielleicht auch außerhalb von Metal?

Als ich das erste mal GUNS‘N’ROSES und AC/DC gehört hatte, begann ich mich für Rockmusik zu interessieren. Meine erste selbst gekaufte CD war folglich die ´Use Your Illusion 1´, dann die ´Use Your Illusion 2´, ´Back In Black´ von AC/DC und der fehlende Rest der G’n‘R-Disco. Später entdeckte ich METALLICA, MEGADEATH und PANTERA. Der Sohn einer Freundin meiner Eltern brachte dann schließlich mit ´Dark Is The Season´ von BENEDICTION die erste Death Metal-CD ins Haus. Ich weiß noch, dass wir meine Anlage bis zum Anschlag aufgedreht hatten, ich im Anschluss Schädelweh hatte und mir schwor dass solcher „Krach“ definitiv nichts für mich ist, das hielt aber nicht lange. Über BENEDICTION kam ich dann zu „Nuclear Blast“ und da gab es ja damals jede Menge feine Sachen zu entdecken.

Ich höre heute zwar nicht nur Metal, doch fast ausschließlich Gitarrenmusik, kann hier aber von Prog Rock aus den Siebzigern bis Grindcore fast jedem Bereich der Rock- bzw Metal-Sparte was abgewinnen. Nu-Metal und Metalcore interessiert mich nicht, auch Elektronische Musik höre ich kaum, mit Hip Hop kann ich wenig anfangen. Musik muss, um mir zu gefallen, mich emotional irgendwo packen. Hip Hop und auch ein Großteil anderer Genres der Elektronischen Musik erkenne ich als Kunst an, sie berühren mich aber nicht.

´Black Box´ von MAJOR PARKINSON beispielsweise als auch ULVERs ´The Assassination of Julius Caesar´ sind Scheiben, welche ich trotz „fehlender“ Gitarren häufig höre.

Wann hast Du angefangen, selbst Musik zu machen; was hat Dich dazu ermutigt? Welches Instrument hast Du zuerst gelernt, und wie ging es dann weiter?

Da meine Großeltern väterlicherseits Berufsmusiker waren und ich angeblich als Kleinkind schon auf Töpfen trommelnd im Flur saß, vermuteten meine Eltern wohl, dass da etwas Talent vererbt wurde, und meldeten mich zunächst in der musikalischen Früherziehung an. Im Anschluss hatte ich viele Jahre Unterricht in Alt- und Sopranflöte, später kam Klavierunterricht dazu. Als ich dann die Rockmusik für mich entdeckte, wollte ich unbedingt ein Schlagzeug oder eine E-Gitarre haben, wobei mir die Gitarre letztendlich das praktischere Instrument zu sein schien. Hier hatte ich aber lediglich ein halbes Jahr Unterricht, zusammen mit einem damaligen Schulfreund. Es gab in unserem Städtchen nur einen Lehrer an der Musikschule, der E-Gitarre unterrichtete… ein Blues Rocker, der an Metalbands lediglich QUEENSRYCHE und BLIND GUARDIAN interessant fand. Da mein Schulkollege noch weniger geübt hatte als ich, gings da verständlicherweise nicht voran… und da ich mit 14 mehr Lust hatte, mit meinen rudimentären Fähigkeiten auf der Gitarre Musik zu machen als daheim trockenen Firlefanz zu üben, war nach einem halben Jahr Schluss.

Zu dieser Zeit entdeckte ich HYPOCRISY und AMORPHIS. Harte Musik, die zudem atmosphärisch ist, kannte ich bis dahin nicht, das hat mich damals derart fasziniert, dass ich selbst ernsthaft Musik schreiben wollte. Ich habe daraufhin mittels programmiertem Keyboard, E-Gitarre und Doppelkassettendeck zwei Songs aufgenommen und einem Schlagzeuger aus meiner Klasse vorgespielt. Er hatte Bock drauf und einen großen Keller im Haus seiner Eltern, wo wir dann zusammen Krach machen durften. In den darauffolgenden Monaten kam dann ein Keyboarder dazu, da das mit dem programmierten Keyboard irgendwie nicht so recht funktionieren wollte, was natürlich hauptsächlich an unserem schlechten Timing lag. Unser Keyboarder hatte in seinem engeren Freundeskreis einen Bassisten, der damals ohne Band war, und kurze Zeit später bei uns einstieg.

Mein Klavierlehrer, welcher selbst Komponist war, war stets sehr interessiert an meiner Band und verhalf uns damals zu unserem ersten Auftritt. Das Ambiente konnte nicht unpassender sein, da wir zwei Songs an einem „Tonkünstlerfest“ der Musikschule im örtlichen Rathaus spielten. Das Publikum bestand ausschließlich aus stolzen Eltern, die nur kamen, um ihr Kind Cello, Violine o.ä. spielen zu hören. Dort haben wir, wenn ich mich recht erinnere, zwei selbst komponierte Songs zum besten gegeben und wurden im nachhinein auch in der Zeitung erwähnt. Daraufhin folgten weitere kleine Gigs als auch eine Konzertabsage, da ein katholischer Pfarrer uns nicht im Jugendclub, welcher unter dem Dach der Kirche des Ortes stand, spielen lassen wollte. Er lud uns zwar zu einem Gespräch ein, der Gig fand dennoch nicht statt, aber es gab wieder einen Zeitungsartikel.

…und irgendwie kamen wir dann an unseren ersten Plattenvertrag. Ob wir uns beworben hatten oder die irgendwie auf uns zukamen, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Wir haben damals einiges an Erfahrung gewonnen, da bei diesem Label insbesondere die Buchhaltung etwas fragwürdig lief. Wirtschaftlich gesehen war dieses Label keine gute Entscheidung für uns, der Typ war alles andere als ehrlich zu seinen Bands. Doch auch diese Episode war Teil unseres Weges, der uns an den Punkt gebracht hat, an welchem wir uns heute befinden.

 

Denkst Du, dass Musik machen Dich als Mensch verändert hat? Wo siehst Du den “Profit” von Musik für Dich selbst?

Da ich eigentlich seit ich denken kann Musik mache und es bislang keine Phase meines Lebens gab, in der ich nicht Musik machen konnte, müsste ich mir, um diese Frage beantworten zu können, eher vorstellen wer ich wäre, wenn ich diese Möglichkeit nicht hätte.

Musik ist Werkzeug, um kreativ sein zu können, etwas erschaffen zu können. Kompositorisch produktiv zu sein befriedigt mich und verhilft mir dadurch gewissermaßen zur Ausgeglichenheit. Ich habe es stets geliebt, mit Band auf der Bühne zu stehen, bin und war jedoch nie jemand, der gerne im Mittelpunkt steht. Das war in meiner ersten Band so und hat sich bis heute, auch nachdem AHAB im Laufe der Jahre mehr Aufmerksamkeit bekam, als ich dies je für möglich gehalten hätte, nicht geändert. Verändert hat sich über die Jahre sicherlich meine Sicht auf die Band und meinen musikalischen Werdegang. Ich weiß mehr und mehr zu schätzen, welchen Stellenwert das Erreichte für mich hat und welches Privileg es ist, ein Instrument spielen zu können. Man wird für Konzerte gebucht, bekommt Reisen bezahlt und lernt Leute kennen. So sind neben schlichten Kontakten über die Jahre auch Freundschaften zu Menschen entstanden, die wir ohne die Musik nie kennengelernt hätten.

In welchen Gefühlslagen hörst Du Musik, und welche Musik hörst Du in welchem seelischen Zustand?

Als Teenager habe ich sehr viel Geld für CDs ausgegeben, mit dem Ziel, für jede Gemütslage die passende CD im Regal zu haben. Mittlerweile gebe ich mein Geld hauptsächlich für Gitarren und entsprechendes Equipment aus, kaufe nur noch wenige Tonträger auf Vinyl, und wenn auch nur jene, die ich unbedingt haben will.

Bei mir läuft eigentlich immer Musik. Musik hilft mir unheimlich, Tätigkeiten, auf die ich überhaupt keinen Bock habe, erträglich zu machen, aufräumen wäre so ein klassisches Beispiel. Es gibt gewisse Bands, die ich immer hören kann, auf solche Bands, jene, die für mein Empfinden leicht konsumierbar sind, fällt dann meist die Wahl. Ob ich eine Band als leicht konsumierbar erachte, hängt dabei nicht von der Komplexität der Musik, sondern tatsächlich von der transportierten Stimmung ab. Wenn ich gut drauf bin, höre ich gerne Death Metal, melancholische Musik höre ich auch eher, wenn es mir gut geht. Als Teenager habe ich, wenn es mir schlecht ging, bewusst depressive Musik gehört. Heute würde ich diese Kombination wahrscheinlich als sehr anstrengend empfinden. Wäre ich heute in einer ähnlichen Situation, würde ich vermutlich eher zum Instrument als in mein Plattenregal greifen.

 

 

Außenstehende gehen häufig davon aus, dass aggressive/depressive Musik diese Emotionen verstärken, ja sogar Gewalt fördern könnte. Was ist Deine Meinung dazu, und welche Erfahrungen hast Du hierzu gemacht?

Dass Musik Stimmungen erzeugen bzw. verstärken kann, steht außer Frage.

Gerade im Film ist Musik ein wichtiges Werkzeug, die gewünschte Stimmung zu transportieren. Eine Liebesszene ohne Streicher untermalt wird niemanden zum Taschentuch greifen lassen, ebenso würden Thriller und Horrorfilme als Stummfilm wohl kaum den gewünschten Effekt erzielen.

Ich habe kürzlich zum Thema Musik und Emotionen einen Bericht im Deutschlandfunk gehört. In diesem war von einer Studie die Rede, welche ergeben hat, dass Probanden 13 verschiedene Gefühle mit vorgespielten Musikschnipseln in Verbindung bringen konnten.

Manche dieser Gefühle kann Musik sicherlich verstärken, depressive Musik kann definitiv verstärkend sein und zusätzlich runterziehen. Wird beispielsweise regelmäßig laute aggressive Musik konsumiert, gewöhnt man sich ein Stück weit daran und nimmt diese anders wahr als Außenstehende, für welche beispielsweise der Konsum von Death Metal Stress bedeutet. Dass aggressive Musik aggressiv macht und beispielsweise zu Gewalt führt, halte ich jedoch ebenso für Quatsch wie Ego Shooter für Amokläufe verantwortlich zu machen.

Warum werden Deiner Meinung nach gerade im Metal sensible/negative Themen behandelt und in ein musikalisch hartes Gewand gekleidet?
Welche Rolle spielen künstlerische Abstraktion und Dramatisierung in diesem Zusammenhang? Spiegelt sich dies auch in euren Texten wider?

Auch wenn es in den verschiedenen Spielarten des Metal wesentliche Unterschiede gibt, würden Außenstehende dieses Genre per se immer als laut und aggressiv beschreiben… und eben dieses musikalisch harte Gewand ist es, welches den Metal von vielen anderen Musikstilen abhebt und eine Basis bietet, auf welcher auch entsprechende Themen textlich verarbeitet werden können. Gewiss gibt es auch harte elektronische Musik, meines Wissens steht dort jedoch stets die Musik im Vordergrund und Text findet oftmals nur minimalistisch mittels Samples statt. Ähnlich wie die musikalische Komposition in sich muss diese, um authentisch zu sein, ebenso eine Einheit mit den einhergehenden Texten bilden. Das musikalische Bild und die textliche Aussage sollten sich für mein Empfinden quasi in einer Wechselwirkung entsprechen und verstärken.

Die Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten sind es, welche mich reizen, im Genre Metal zu komponieren. Abstraktion findet in unserem Fall bereits vor der Komposition statt. Wir vertonen Geschichten nicht lückenlos von Anfang bis Ende. Wir konzentrieren uns auf Passagen, die sowohl den textlichen Kern der Geschichte wiedergeben als auch signifikante Passagen enthalten, welche wir aufgrund ihres Spannungsbogens als besonders vertonenswert erachten. Die Dramatisierung findet in unserem Fall dann eher in der musikalischen Umsetzung statt. Gerade das Aufeinandertreffen gegensätzlicher Elemente und Stimmungen ist ein sehr effektives Stilmittel, um Dramatisierung musikalisch umzusetzen.

 

 

Psychologen versuchen seit Jahren herauszufinden, welche Charaktereigenschaften oder Grundvoraussetzungen Kreativität benötigt? Welche persönliche These hast du hierzu? Bietet das Genre Metal besonders viele kreative Ausdrucksmöglichkeiten?

Ich denke, dass Kreativität in der Musik eine gewisse Fähigkeit zur Empathie voraussetzt. Musik ist eine universelle Sprache, welche Stimmungen transportiert und Bilder malt, welche man meiner Meinung nach nur dann adäquat senden (komponieren) kann, wenn man entsprechende Antennen hat, diese zu empfangen. Ein wahnsinnig versierter Musiker ist nicht automatisch in der Lage kreativ, zu sein. Ich verfüge selbst über Wissen in Musiktheorie, zum Komponieren nutze ich diese jedoch kaum, da ist es eher Gefühlssache. Parts fühlen sich für mich zu kurz, zu lang, zu schnell, von der Stimmung nicht passend… oder eben richtig an.

Sicherlich bietet Metal als Genre in seiner Vielfältigkeit viel Raum, sich kreativ ausleben zu können. Wichtiger noch als das Genre, in welchem ich mich kompositorisch bewege, ist für mich das Instrument, mit welchem ich komponiere, somit steht für mich die Gitarre im Vordergrund. AHAB ist selbstverständlich eine Metalband. Da ich aber nicht nur Hörer, sondern auch Musiker bin, sehe ich das Ganze vielleicht aus einem etwas differenzierteren Blickwinkel. Songs entstehen, indem Fragmente komponiert und final zu einem Song arrangiert werden. Am Ende kommt in unserem Fall oberflächlich betrachtet ein Metalsong dabei raus. Wenn ich aber den Song wieder auf die einzelnen Parts herunterbreche, dann hat es in unseren Songs vor allem einige Clean Parts, die für sich gesehen mit Metal erstmal nichts zu tun haben.

Als großes Ganzes betrachtet würde ich aber schon sagen, dass Metal-Musik für mich sowohl textlich als auch musikalisch das breiteste Fundament bietet, mich mittels Komposition ausdrücken zu können.

AHABs Karriere hat in den letzten Jahren ordentlich Fahrt aufgenommen. Haben sich die künstlerischen Rahmenbedingungen dadurch für Euch verändert? Wie viel Freiheit braucht Kreativität?

Kreativität sollte grundsätzlich keinerlei Grenzen kennen. In früheren Interviews wurde uns schon des Öfteren die Frage gestellt, ob wir uns durch unsere textliche Ausrichtung limitiert fühlen. Es ist zugegebenermaßen nicht immer so ganz einfach, eine Vorlage zu finden, die wir als „vertonenswert“ erachten, musikalisch sehe ich da aber keinerlei Limitierung. Ich sehe AHAB als experimentelle Doom-Band und es gibt gewisse Stilmittel, vielleicht 50%, welche ich als Grundpfeiler unseres Sounds sehen würde. Die übrigen 50% sind eingefärbt durch die Story und unterliegen keinerlei Zensur. Wenn die Story danach verlangt, würde ich uns da nicht limitieren wollen.

Die Rahmenbedingungen haben sich für uns nüchtern betrachtet nicht geändert. Wir können nach wie vor tun und lassen, was wir wollen, und haben seitens des Labels weder Druck noch Vorgaben. Geändert hat sich eventuell, dass es im Gegensatz zu unserer ersten Platte mittlerweile eine „Erwartungshaltung“ gibt.

Damals haben wir einfach draufloskomponiert, mittlerweile fragen Fans, wann ein neues Album erscheinen wird. Einerseits natürlich motivierend zu lesen, dass es in der heutigen schnelllebigen Zeit Menschen gibt, die auch nach Jahren noch an uns interessiert sind. Ich musste jedoch auch lernen, mich dadurch nicht unter Druck gesetzt zu fühlen.

Kreativität kann man nicht erzwingen, man kann lediglich versuchen, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Ich habe gelernt, dass es mir hilft, den Kopf dabei auszuschalten, mich auf mein (Bauch-)Gefühl zu verlassen und nicht zu viel auf einmal erreichen zu wollen. Oftmals ist es sinnvoll, Dinge ruhen zu lassen, um sie nach einiger Zeit etwas distanzierter und objektiver erneut betrachten zu können. Dies verlangsamt zwar das Arbeitstempo insgesamt (Passt ja zu Funeral Doom – Anm. d. Red.), doch da wir nicht darauf angewiesen sind, Masse zu produzieren, liegt unser Augenmerk darauf, dass am Ende alle zu 100% zufrieden mit dem Ergebnis sind.

 

 

Christian Hector und Dich, aber auch den Rest der Band verbindet eine zum Teil über 20 Jahre lange Freundschaft. Das Schreiben der Lyrics teilt ihr euch. Benötigst du beim Schreiben von Musik und Lyrics bestimmte Rahmenbedingungen, zum Beispiel eine bestimmte Stimmung?

Lyrics habe ich lediglich zu zwei Songs geschrieben, dem allerersten AHAB-Song ´The Stream´, dessen Text niemals veröffentlicht wurde, und ´The Pacific´ von unserem ersten Album. Chris ist diesbezüglich wesentlich talentierter, und da er über einen größeren englischen Wortschatz als ich verfügt, geht ihm das Texten wesentlich leichter von der Hand.

Um kreativ sein zu können, brauche ich vor allem Zeit und Ruhe. Letzteres habe ich meist abends, wodurch fast alles, was ich musikalisch bislang zu AHABs Musik beitragen habe, nach 22 Uhr entstanden ist. Da ich ausschließlich mit der Gitarre komponiere, muss mir der Gitarrensound gefallen, um kreativ sein zu können. Mittlerweile nutze ich zur Ideenfindung ausschließlich Equipment (Verstärker, Pedale), welche ich auch live benutze, weil mich der Sound am meisten anspricht, inspiriert und ich ihn gegebenenfalls durch einfaches Drehen weniger Regler schnell anpassen kann. In der Vergangenheit nutzte ich des öfteren Plugins am PC, musste da aber feststellen, dass ich viel zu viel Zeit mit Einstellungen verschwendet habe, im Endeffekt mit dem Sound nie richtig glücklich wurde und das Spielen zu kurz kam.

 

 

Inwiefern haben sich eure Texte im Lauf der Jahre und vielleicht auch mit den Genrewechseln verändert?

Da wir mit jedem Album eine andere Buchvorlage vertonen, sind unsere Texte zwangsläufig stets im Wandel. Wie bereits zuvor erwähnt schreibt Chris alle Texte für AHAB. Ich weiß, dass er zwischen den Zeilen auch privates verarbeitet, zu den Hintergründen der einzelnen Texte, die über die Story der vertonten Geschichte hinaus gehen, habe ich ihn aber nie befragt.

Wann hast du/habt Ihr beschlossen, Deinen cleanen Gesang in eure Musik einzubinden. Welche Gründe gab es dafür?

Cleanen Gesang gab es genau genommen bereits auf unserer ersten Platte, allerdings damals noch eher als atmosphärisches Stilmittel eingesetzt und sehr leise in den Hintergrund gemischt. Auf ´The Divinity Of Oceans´, unserer zweiten Platte, arbeitete ich erstmals daran, richtige Gesangsparts mit cleanen Vocals in die Songs einzubinden, um Songs und Texten durch eine weitere Facette mehr Ausdruck verleihen zu können.

 

Zu Teil 2 geht es hier!

 


Alle Bilder in Teil 1: Thx to Stefan Raduta Photography.  Mehr AHAB-Bilder von ihm gibt es vom Roadburn 2017 hier und vom Inferno Festival 2018 hier.