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NOOM – Fake Planet Report re​-​reported

~ 1996/2020 (Independent) – Stil: Prog Rock/Metal ~


In den goldenen Neunzigerjahren waren die Oberfranken NOOM eine der deutschen Progressive Metal-Hoffnungen. 1990 unter dem Namen AVALON gegründet, veröffentlichten sie zwei Demos, ehe sie mit der Eigenproduktion ´Noom´ im Jahre 1994 debütierten. Ein Jahr zuvor durften sie sogar PSYCHOTIC WALTZ live supporten. Ein zweites Album namens ´Fake Planet Report´ sollte 1996 erscheinen, blieb jedoch unveröffentlicht. NOOM gingen aufgrund üblicher Differenzen über die weitere musikalische Bandentwicklung alsbald getrennte Wege.

Die Musterschüler des deutschen Prog Metal müssen aber nicht aus der Erinnerung gelöscht werden, die einzige CD-Veröffentlichung ´Noom´ bleibt als großes Denkmal bestehen. Das Nachfolgewerk ´Fake Planet Report´ erblickte 2013 zumindest digital das Licht der Welt. Weitere sieben Jahre später erhält es durch einen behutsamen Re-Mix seine wohl endgültige Bestimmung: ´Fake Planet Report re​-​reported´.

 

 

In der Besetzung Oliver Schmidt (Gitarre, später LETZTE INSTANZ, heute SECRET SOURCE, FROGSTAR BATTLE MACHINE), Thomas Tippelt (Bass), Jan Czajkowski (Keyboards, Piano), Markus Plietsch (Drums, heute SECRET SOURCE) und Rainer Michael Ludwig (Gesang, später SAHIN feat. LUDVIK) wurde ´Fake Planet Report´ eingespielt und hätte bestimmt ebenso wie das Debüt für Furore im Blätterwald des Undergrounds gesorgt. Die Fanzines und Magazine waren gegenüber NOOM jedenfalls immer euphorisch gestimmt, allein die Massen an Musikhörern blieben wie so oft im Progressive-Sektor aus.

Mit ´Fake Planet Report´ verlieren sich NOOM keineswegs in den Wirrungen des Universums. Ihr Progressiv Metal wirkt nur zu diesem Zeitpunkt bisweilen introvertierter. Die Kompositionen behalten zwar auch eine Jazz-Taktung, wählen jedoch in Sachen Härte den Pfad in Richtung Prog Rock.

Der Opener ´No Man’s Land´ bettet NOOM völlig souverän neben den Werken aus diesen Jahren von SIEGEN EVEN (´A Sense Of Change´, 1991) und SOUL CAGES (´Soul Cages´, 1994). Ein sanftes ´Self-Made Hero´ hätte in jenen Tagen gleichfalls in der Prog Rock- oder Neo Prog-Szene Aufmerksamkeit erhaschen sollen. Das Klavier behält sich im Sound von NOOM ohnehin eine prägende Rolle vor. Hält es dich in ´Static Dances´ kraftvoll an der Hand, mag es im Verbund mit der Gitarre in den lustvollen Wahnsinn treiben. Ansonsten verweist eine gewisse Dunkelheit im Song ´Dialogue On A Aquare Metre Of Existence´ an Gruppen wie RAGNARÖK/PRKLZ, obwohl NOOM immer wieder den Lichtschimmer und die Glorie im Song suchen und finden. Die Bedrücktheit des mächtigen ´The Finder´ geht in einer feurigen Blüte auf. Die Wildheit des Jazz-Prog kommt in ´The Gordian Knot´ zum Vorschein. Wuchtige Drums betonen das träumerische Spiel von ´Perpetual Play´. Ein Strudel magischer Töne zieht den Hörer letztlich in ´Darkside´ in die Höhe – oder in die Hölle.

Obwohl die Kompositionen von ´Fake Planet Report´ inzwischen über zwanzig Jahre hinter sich gelassen haben und ihre Zeit längst abgelaufen sein sollte, klingen sie im Jahre 2020 keineswegs aus der Zeit gefallen. Die Magie von NOOM ist vollumfänglich erhalten geblieben.

(9 Punkte)

 

PS: Jetzt gibt es diverse Möglichkeiten für den Traum im Traume: ´Fake Planet Report re​-​reported´ geht als Silberling in die Produktion. Das Debüt ´Noom´ wird außerdem neu aufgelegt oder mit ´Fake Planet Report re​-​reported´ gleich als Doppel-CD veröffentlicht. Ein Doppel-Vinyl oder je ein Gatefold-Vinyl-Release wären ebenfalls äußerst erstrebenswert. Wo sind also all die Plattenfirmen, wenn man sie braucht?

https://www.facebook.com/soundofnoom/

https://noom-avalon.bandcamp.com/album/fake-planet-report-re-reported