PlattenkritikenPressfrisch

SANCTUM – Believers

~ 1991/2020 (Arkeyn Steel Records) – Stil: Melodic Heavy/Power Metal ~


Ab 1981 versuchte Gitarrist Ray Babula eine Band zusammenzustellen. Erst 1982 nahm das Vorhaben konkrete Formen an, als er Schlagzeuger Mike Rogers und Bassist Al Ducsai kennen lernte. Da diese beiden sich bereits untereinander kannten, war die Gründung von SANCTUM aus New Jersey beschlossene Sache.

Der erste Sänger innerhalb der frühen Periode bis 1986 war Scott Dunn. Dem folgte Bob Maass am Mikrofon. Der erste aufgenommene Song hieß ´One Burning Candle´ (1986), der später nur noch ´Candle´ genannt wurde, und der zweite ´Outcast´ (1987). Ende 1987 ersetzte Jim Mayberry den langjährigen Zweitgitarrist Ray Palm. 1988 wurden die Songs ´Nasty Weather´, ´Running Away´ und ´No Man’s Land´ aufgenommen und Rays Tribut an Randy Rhoads, das akustische Instrumental ´You Will Never Be Forgotten´, komponiert.

Nach einer weiteren Studioaufnahme erfolgte der letzte Wechsel am Mikrofon, Vinnie Cardona kam zu SANCTUM. Die Aufnahmen wurden nun mit neuem Sänger zu Ende gebracht. ´Believers´ erschien endlich im Juli 1991 in einer Auflage von 500 Kassetten und 500 CDs. Die Formation bestand zu dieser Zeit aus: Ray Babula (Gitarre), Mike Rogers (Drums), Vinnie Cardona (Gesang), Al Duscai (Bass) und Jim Mayberry (Gitarre).

Die Eigenproduktion wurde nun sogar in den College-Stations gespielt und SANCTUM konnten mit SAVATAGE, PANTERA und Paul Di’Anno’s KILLERS auftreten. Vorerst hielt das Line-up, doch 1992 bröckelte die Bandbesetzung. Al Duscai und Vinnie Cardona verließen die Gruppe, es rumorte bereits in der Band, die Szene veränderte sich deutlich. Es war der Anfang vom Ende, das zum Jahresabschluss 1992 besiegelt war.

 

 

2020 sind „Arkeyn Steel Records“ zur Stelle, um diese metallische Schönheit vor dem Vergessen zu retten. Das hellenische Label packt die gesammelten Werke der US Amerikaner auf einen Silberling, die sechs Songs der 1991er Produktion ´Believers´ sowie die drei Demo-Songs aus 1987, die drei Demo-Songs aus 1988, einen letzten Demo-Song aus 1992 sowie die Home-Recording-Aufnahme des erwähnten Instrumentals zu Ehren von Randy Rhoads.

Der Opener ´Believers´ überrascht mit fettem Riffing und einer eigenen Aura, die all den Liebhabergruppen im Nachgang zu QUEENSRYCHE in den frühen Neunzigerjahren anhaftete. Souverän gesetzte Breaks wahren einen gewissen Standard und nicht erst der letzte, hohe Schrei von Vinnie Cardona beweist dessen Klasse. Anstatt eines Backgroundgesangs wählt die Band zum Refrain einen leisen Sprecher, der die Zeilen wiederholt.

I have my master I don’t need your lies
Want to take some time to show you what you can find
I walk alone through doorways I don’t care you see
Pray to the savior inside you and me

Einige Zeilen belegen für Schubladen-Denker, dass SANCTUM dem White Metal-Lager zugerechnet werden könnten. But who cares. Eine hohe Eigenständigkeit ist SANCTUM bereits zu diesem Zeitpunkt unbedingt zuzuschreiben, obwohl ein immer und immer weiter gen Himmel treibendes ´Voyager´ einen nicht ungewöhnlichen Einfluss von IRON MAIDEN offenbart, man erinnere sich an die frühen FATES WARNING.

Facing the cross now repenting his sins
His anger is slowly reborn
Death and destruction the hatred within
All he has fought for is gone

Die großen Höhepunkte reiben sich dagegen mehr als offensichtlich an dem Schaffen von QUEENSRYCHE. Das mächtige ´Running Away´ und ein eben solches ´No Man’s Land´, das Vinnie Cardona mit „Huhuh“ á la KISS beginnt. Das Abschlusslied der 1991er Eigenproduktion ist hingegen ein ruppiges Power Metal-Stück namens ´We Saved´.

Im weiteren Ablauf der Wiederveröffentlichung folgt der letzte jemals von SANCTUM aufgenommene Song ´Murder´, ein schneller US Metal-Song, der in seiner Atmosphäre sehr luftig gehalten ist, sowie ´You Will Never Be Forgotten´. Selbst wenn sich die ursprüngliche Tape-Qualität aus den 1987er Demos bei ´Outcast´ etwas bemerkbar macht, der Zahn der Zeit nagt an dem harschen Song ebenso wie an dem Song aus dem 1988er Demo ´Nasty Weather´ an sich längst nicht.

Dadurch dass die Songs ´Running Away´ und ´No Man’s Land´ auf dem 1988er Demo sowie der 1991 veröffentlichten Eigenproduktion zu finden sind und der Song ´One Burning Candle´ aus 1987 ebenfalls dort nochmals als ´Candle´ auftaucht, gibt es zwar bei den dreizehn Songs drei Überschneidungen, doch der Kenner der Band wird ohnehin bei jedem ihm angebotenen Song vor Freude sabbern.

SANCTUM boten schlicht und einfach grandiosen und allerfeinsten US Metal in seiner rauen und zugleich melodischen, aber niemals allzu progressiv erscheinenden Ausprägung, dargereicht von einem fulminanten Sänger, einem fantastischen Gitarrendoppel und einer kraftvoll-metallischen Rhythmustruppe. In einer anderen Dimension und Galaxie, in einer anderen Zeitrechnung hätten SANCTUM nach ´Believers´ einen Major-Vertrag unterschrieben, ihr echtes Full-Length-Debüt veröffentlicht, Billionen Bitcoins gescheffelt und das Universum erobert.

(9 Punkte)

 

You can preorder the CD here.