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V/A – KRAUT! – Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979 (Teil 2)

~ 2020 (Bear Family Produktions) – Stil: Krautrock ~


Outer Space and Time. With Magic and Innovation. That’s Kraut.

Die Sampler-Reihe der „Bear Family“ weist erneut, selbst für alle Zuhörer aus der ganzen Welt den Weg über den Atlantik sowie über den Ärmelkanal oder über alle Berge und Täler direkt zu den originellen Jahren des Krautrock. Obwohl die Vertreter dieser Sparte eigentlich eine unvereinbare, immense musikalische Spannbreite einte, waren sie alle Krautrock. Einmal Krautrock, immer Krautrock.

Die Kompilationsreihe ´Kraut! – Die innovativen Jahre des Krautrock 1968-1979´ nimmt sich auf ihrem zweiten Teil die Mitte der deutschen Landen vor. Bereits Teil eins dieser Kernschmelze (siehe hier) gab sich dem überaus schlicht als Krautrock bezeichneten Musikstil hin.

Dem Kenner werden bei Erwähnung der Gruppennamen und deren Songtitel bereits die Freudentränen kommen. Und da die Wenigsten von all diesen Formationen alles im heimischen Schrank stehen haben, lässt sich mit dieser Kompilationsreihe bestimmt die eine oder andere Lücke der eigenen Hit-Sammlung schließen. Denn hier folgen sie tatsächlich Schlag auf Schlag: LA DÜSSELDORF (´Rheinita´, die erfolgreichste Single, als Ode an den Rhein und die Freundin Anita, der Herren Klaus Dinger (KRAFTWERK, NEU!), Thomas Dinger und Hans Lampe), KLAUS DOLDINGER´S PASSPORT (´Uranus´, aus dem Debüt der Jazz-Fusion-Band um Klaus Doldinger auf dem noch ein unbekannter Udo Lindenberg Schlagzeug spielte), CONRAD SCHNITZLER (´Ballet Statique´, aus dem 1978er Werk ´Con´, das endlich nicht mehr in Eigenregie veröffentlicht werden musste und so Conrad Schnitzler etwas abseits von den Vertretern der Berliner Schule bekannt machte), STREETMARK (´Eileen´, der kleine Hit aus dem zweiten Werk der Band), STRAIGHT SHOOTER (´Friday On My Mind´, der Opener aus dem Debüt der Düsseldorfer Hardrocker), FLOH DE COLOGNE (´Fließband Baby (Manchmal träum ich)´, aus dem dritten Werk der Politrock- und Kabarettgruppe), NECRONOMICON (´Tips zum Selbstmord´, aus dem Debüt der Band aus Aachen, die großartig zwischen GROBSCHNITT und AMON DÜÜL II agierte, selbst heutzutage), BRÖSELMASCHINE (´Schmetterling´ ist Folk Rock aus dem Jahre 1971), SPERRMÜLL (´No Freak Out´ hingegen eher psychedelischer Hardrock), TRIUMVIRAT (´Dimplicity´, mit dem zweiten Werk konnten die Kölner sogar in den USA den Durchbruch erzielen), WITTHÜSER & WESTRUPP (´Illusion I´ aus dem ersten, 1971er Werk schwenkt instrumental sogar in Richtung Prog Rock, ansonsten gar auch mal im Acid Folk), HOELDERLIN (´Waren wir´ besaß eine psychedelische Note, wobei anderes eher folkig war), WALLENSTEIN (´Braintrain´ aus dem zweiten Werk um Keyboarder Jürgen Dollase zeigt hier sein rockiges Gesicht), EPITAPH (´Outside The Law´ aus dem dritten Album des klassischen Rock-Werkes), FAITHFUL BREATH (´Autumn Fantasy – 1st Movement – Fading Beauty´, hier noch sinfonisch, später im Hardrock beheimatet und anschließend RISK gründend), XHOL CARAVAN (´Planet Earth´, die erste Single aus 1969 der Ur-Krautrocker) und viele, viele mehr. Wem diese Namen nicht auf der Zunge zergehen, der sollte vorab erst einmal viel Sauerkraut mampfen (und mit Eppler nachspülen).

Die digitalen Kopien der beteiligten Gruppen wurden erneut von Marcus Heumann Song-getreu frisch gemastert. Auf hundert Seiten im Do-CD-Digipak kommentiert Burghard Rausch die Jahre anhand der enthaltenen Songtitel.

Kraut. Krautrock. Am innovativsten. Am schönsten.