PlattenkritikenPressfrisch

IL SEGNO DEL COMANDO – Il Segno Del Comando

~ 1996/2019 (Black Widow Records) – Stil: Dark Prog Rock ~


Ohne Umschweife in medias res. Hinab in die Katakomben. Glockengeläut, wirre Stimmen und Gesänge. Geisterstadt (´Tenebrose Presenze´). Eine gern wuselnde Gitarre, sakrale, düstere Tastenklänge, Mellotron, ein zischendes, blechernes Schlagzeug sowie ein heroischer Italo-Sänger streiten sich zehn Minuten lang über die Vormachtstellung in der Gruft (´Il Segno Del Comando ´). Alles tönt nach Italo Prog Metal, der gerne seine Epic aus dem Nachlass des großen italienischen Prog Rock der Siebzigerjahre bezieht. Ein mächtiges, aber kurz gehaltenes Orgelspiel sorgt für ein monumentales Intermezzo (´Salmo XVII Di Baldassarre Vitale O “Della Doppia Morte”´). Wunderbar südländisch, zum Mitschunkeln gibt sich der Beginn eines weiteren Neunminüters. Betriebsamkeit entsteht erst mit Hinzunahme der Gitarre und endgültig mit dem Gesangseinsatz von Mercy. Während die Gitarre gerne jazzig agiert, werden die Tasten in aller Direktheit angeschlagen, ehe das besinnliche Anfangsmotiv zur Freude zurückkehrt (´Messaggero Di Pietra´). Damen-Gesänge begleiten allein den Weg über die Promenade (´Ritratto Di Donna Velata (Lord Byron’s Night Promenade)´). Zum Mitgrooven und Fingerschnippen regt anschließend die Rhythmik an. Die Gesangseinlagen überlagern sich, in der Absicht, einen düsteren, nebligen Chor aufzustellen, der den einen oder anderen zu hypnotisieren vermag, repetitiv (´Missa Nigra´). Schön schaurig öffnet sich das verkommene Wirtshaus am Hafen. Die Tastenklänge wehen bereits mit den Stürmen über das Mittelmeer, ein Saxofon schließt sich an. Alles schwankt und wankt im Luftzug. Erst nach zehn Minuten auf den Tischen, wird der Wirt unruhig (´La Taverna Dell’Angelo´). Dann bemächtigt sich der Orgelgeist zum eigentlichen Finale etwas der Melodie von ´Chim Chim Cher-ee´, einem 1964er Song aus dem Film „Mary Poppins“ (´Ghost Lovers In Villa Piuma´).

 

 

Die 2019er Neuauflage durch „Black Widow Records“, die bereits das Original veröffentlichten, besitzt einen Bonus, eine noch früher als das gesamte ´Il Segno Del Comando´-Werk aufgenommene, unveröffentlichte Nummer für den Tanztee im dunklen Untergrund  (´Magia Postuma´). Die Besetzung, der 1995 in Genua gegründeten Band, setzte sich zu Debützeiten folgendermaßen zusammen: Mercy (Gesang, MALOMBRA, HELDEN RUNE, IANVA), Gabriele Grixoni (Gitarre), Matteo Ricci (Gitarre, MALOMBRA, RAIN VEIL), Diego Banchero (Bass, MALOMBRA), Agostino Tavella (Keyboards) sowie Carlo Opisso (Drums). Den Gruppennamen IL SEGNO DEL COMANDO entliehen sie einem 1971er Roman von Giussepe D’Agata sowie einer gleichnamigen Fernsehserie über Okkultismus und übernatürliche Vorfälle. Mit ihrem düsteren Prog Rock, der in aller Dunkelheit auch Merkmale des Folk, Jazz, Gothic und Metal beinhaltet, lieferten die Italiener ein abwechslungsreiches und zeitloses Stück Musik in Schwarz-Weiß für Vintage-Liebhaber. ´Il Segno Del Comando´ ist kein schnöder Horror-Rock, allein eine durchgehend äußerst subtil dahinschleichende Atmosphäre erzeugt die bedrohliche Kulisse, für dessen Genuss keinesfalls alte Meister wie JACULA, ANTONIUS REX und GOBLIN sowie IL BALLETTO DI BRONZO, IGLIETTO PER L’INFERNO oder LA MASCHERA DI CERA studiert sein müssen. Neunzigerjahre-Kult, der auch in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausends blüht und wirkt.

 

https://www.facebook.com/IlSegnodelComando.Official/

https://www.ilsegnodelcomando.net