PlattenkritikenPressfrisch

STREET KOMPASS Mai 2020

Liebe Musikästheten!

Voller Freude, natürlich allein in musikalischer Hinsicht, blicken wir bereits auf fast ein halbes Jahr Musik aus dem Jahre 2020 zurück. Die Schönheiten stapeln sich mittlerweile neben dem Plattenspieler, sofern sie denn auf schönem Vinyl erschienen sind, und machen uns die Auswahl für unsere bald erscheinende Halbjahresbilanz nicht leicht. Wie soll dies erst am Jahresende … schön enden …

Weil wir auch nur gewöhnlich schöne Menschen sind, die nicht mehr als 24h am Tag zur Verfügung haben, bietet uns der Kompass wie jeden Monat Gelegenheit, Euch auch in Kürze mit aller Würze noch schnell ein Paar weitere Schönheiten aus dem Musik-Universum vorzustellen. Und schön ist bereits das Stichwort für die schöne Monatsherrlichkeit ….

Schönen Sommer schon einmal
wünscht Euch Euer Michael

 

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t 

 

 


Q u i c k – R e v i e w s


BARRENS – Penumbra
2020 (Pelagic Records) – Stil: Post Rock

BARRENS sind eine junge Band, aber deren Musiker gar nicht so jungfräulich im Business. Denn hinter dem Trio aus Göteborg stehen zwei ehemalige Musiker von SCRAPS OF TAPE, die allein durch ihre Veröffentlichungen auf „Denovali“ bereits den Ritterschlag erhielten.

Gitarrist Johan G Winter und Bassist Kenta Jansson tourten schon 2018 mit Markku Hildén am Schlagzeug und erkannten dabei die große Chemie, die sie nun gemeinsam unter der Formierung BARRENS ausleben.

Synthwave-Schwaden unterfüttern einen Space-Sound, der von harten Gitarren in die Arme der Post Rock-Zuhörerschaft getrieben werden, düster und immer auf der dunklen Seite des Planeten verweilend. ´Penumbra´ ist ein großes, wuchtiges Post Rock-Kino für die Mitternachts-Session.

(8 Punkte – Michael Haifl)


BEAR – Propaganda
2020 (Pelagic Records) – Stil: Metal/Hardcore

Dieses Werk richtet sich gegen jedwede Art der ´Propaganda´, daher auch sein Name. BEAR aus Antwerpen in Belgien setzen auf metallischen Hardcore, groovy metallicum.

Der Klar- und Schreigesang wird von einer fetten Walze des Groove Metal getragen. Doch irgendwie setzen sich BEAR mit ihrem vierten Album zwischen die Stühle, den Hardcore-Fetischisten dürften sie zu metallisch und zu progressiv sein und vice versa.

Wenn die Männer jetzt noch ein paar Hits am Start hätten, könnten sie vielerorts für eine Dauerberieselung sorgen.

(7 Punkte – Michael Haifl)

 


BELL BARONETS – Tied Up In Red
2019 (Independent) – Stil: Rock

Seit 2011 sind die BELL BARONETS unterwegs, veröffentlichten 2017 ihr Debüt und haben nach einem zweijährigen Leben on the road den Nachfolger parat: ´Tied Up In Red´.

Obgleich sich das Trio – Silvan Gerhard (Gitarre, Gesang), Michael Kühni (Bass, Gesang) und Claudius Ammann (Drums) – einem Siebzigerjahresound verschrieben hat, klingen sie immerzu topaktuell, sofern sich der Hörer heutzutage in solch retrogresken Kreisen bewegt.

Die Songs haben Groove, so dass sie der Stoner-Rocker ebenso wie der Alternative Rocker in Ohrenschein nehmen sollte, aber nicht nur die Hörer von QUEENS OF THE STONE AGE, sondern ebenso WHITE STRIPES und Konsorten. Und noch eine Wichtigkeit: BELL BARONETS haben Fuzz-Gitarren im Repertoire. Hell yes.

(7 Punkte – Michael Haifl)


BIEST – Stirb Oder Friss
2020 (Metalville) – Stil: Deutsch Rock

Der ersten Begeisterung – die Könige des DDR-Metal mit einem unerwarteten Release? – folgt direkt Ernüchterung. Eine deutschsprachige Rockband aus Hamburg mit Sängerin. Gibt es da nicht schon JULI und SILBERMOND? Muss das sein? Vielleicht ja doch. Der Fünfer um Sängerin Jen Sanusi geht doch bei weitem ruppiger und modern tönend zur Sache.

Was bei deutschen Texten oft nicht gelingt, hier geht es gut. Die Klippen Kitsch und unnötiges Pathos werden weiträumig umschifft. Bestes Beispiel für gelungene Lyric ist etwa ´Abrakadabra´. Nach dem rabiaten ´Seelenräuber´ wird allerdings – leider – etwas Druck und Härte herausgenommen. BIEST nähern sich der Melodie und einer Art Popmusik, als ob sie – gewollt? – die Nähe der oben erwähnten Chartsstürmer suchen. Trotzdem hat der Hörer mit ´Stirb Oder Friss´ ein gutes, aber kein wirklich essentielles Album in den Händen.

(7 Punkte – Mario Wolski)


BITTERNESS – Dead World Order
2020 (G.U.C. / Metal Store 24) – Stil: Thrash Metal

Nein, verbittert brauchen die drei Jungs keineswegs zu sein, ist ihnen mit `Dead World Order´ doch ein richtig starkes Thrash-Brett ohne jegliche Kompromisse gelungen. Musikalisch bieten BITTERNESS eine coole Mischung aus teils schnellem, hin und wieder schwerem und auch etwas „groovigem“ Thrash mit tollen Riffs und Gitarrensoli an. Wie viele seiner Sanges-Kollegen dieses Genres auch orientiert sich Frontsau Frank Urschler bei der Akzentuierung und Betonung oft an Mille von KREATOR und mit seinen spitzen Schreien an dem unnachahmlichen DESTRUCTION-Frontmann Schmier. „Mixed and mastered“ wurde `Dead World Order´ übrigens von keinem Geringeren als Szene-Urgestein Harris Johns und somit ist natürlich auch soundtechnisch alles im grünen Bereich.

Zum Schluss hin geht dem Trio zwar ein wenig die Puste aus (und dem Verfasser dieser Zeilen etwas die Aufmerksamkeit verloren), was vielleicht aber auch daran liegen mag, dass die längeren Titel fast allesamt am Ende platziert wurden und sich das Ganze dann doch etwas in die Länge zieht. Wie das abschließende, knapp sechsminütige, Instrumental-Stück `Darkest Times´, mit dem BITTERNESS ihr Werk wohl ganz im Stile der METALLICA-Klassiker `Ride The Lightning´ (mit `The Call Of Ktulu´) und `Master Of Puppets´ (mit `Orion´ – okay, ich unterschlage jetzt einfach mal `Damage Inc.´, *grins*) Thrash- und ganz Stil-gerecht ausklingen lassen wollen – diese Schlingel aber auch. Anyway, beide Daumen gehen nach oben!!!

(7,5 Punkte – Armin Schäfer)   www.facebook.com/bitternessthrash


BLOOD STAR – The Fear (7″ EP)
2020 (Shadow Kingdom Records) – Stil: Female Fronted Heavy Metal

Ohren auf im Female-Verkehr! Zwei Liedchen, die mächtig Laune auf mehr machen für alle CHASTAIN-Liebhaber oder Fans der vielen hochwertigen Nachfolger und mittlerweile emanzipierten Bands mit Frontröhre kommen von BLOOD STAR, deren Mastermind kein geringerer als VISIGOTH-Gitarrist Jamison Palmer ist.

´The Fear´ fetzt im flotten ´Flash Of The Blade´(IRON MAIDEN)–Drive los und ´Tortured Earth´ bewegt sich auf dem gleichen, spritzig-wohligen Niveau. Dabei verliebt man sich sofort in die Vocals von Madeline Smith, die verspricht, ein neuer, magischer Stern am traditionellen Metalhimmel zu werden.

Wir bekommen mit diesen zwei starken Tracks, deren Anhören Pflicht ist und auch durch Zeitknappheit nicht entschuldigt werden kann, das Versprechen eines mehr als würdigen Debüts gegen Ende des Jahres oder Anfang des nächsten. Unbedingt Anchecken!

(ohne Furcht vor Wertung – Less Lessmeister)   www.facebook.com/bloodstarslc


EARTHSET – L’Uomo Meccanico
2020 (Independent) -Stil: Psychedelic

Eine Tradition italienischer Rockmusik ist die Vertonung von Filmen, hier nur kurz GOBLIN erwähnt, die für den Klang der Filme von Dario Argento sorgten. Der Musik wegen habe ich auch mal begonnen, mir ´Phenomena´ anzusehen. Dieser Genuss sagte mir so gar nicht zu, aber ehe ich wie Hildegunst von Mythenmetz abschweife, zurück zum Thema. 2019 hat sich die bolognesische Band EARTHSET dem Stummfilm ´L’Uomo Meccanico´ aus dem Jahre 1921 angenommen. Es gab eine ausgiebige Tour, dort wurde dieses Album live mitgeschnitten.

Der Rezensent hatte natürlich nicht die Möglichkeit, diese Tour zu besuchen, auch Film und Musik zusammen genießen ist bislang nicht gelungen. Also lautet die Frage, fesselt der Soundtrack auch ohne Bilder?

Beim ersten Hören entsteht der Eindruck, man hat es mit einer Collage aus Tönen, einem Kaleidoskop aus Geräuschen zu tun. Doch nach und nach setzen sich diese zusammen, zu einem fiebrigen Rausch zwischen Harmonie und Dissonanz. Das ist keine leichte Kost, für Autofahrten kaum zu empfehlen, aber mit Kopfhörern im Halbdunkel der Abenddämmerung… Da kann der Hörer seinen eigenen Film erfinden, Kopfkino zum akustischen Erlebnis. Es kann möglicherweise etwas Zeit brauchen. Der Rezensent benötigte bis ´Cap. VII Il Ballo´ mit seinem fiebrigen Groove. Dieser Ball ist keine fröhliche Veranstaltung, in den Tanz hinein kippt drohend schwelende Düsternis.

Hat man diesen Punkt erreicht, dass man gefesselt den Spuren des Maschinenmenschen folgt, wird man nicht mehr losgelassen. Mehr psychedelisch noch als GOBLIN erwecken EARTHSET eine ähnlich bedrohliche Welt. Eine Welt der dunklen Phantasie und der finsteren Träume, vielleicht nicht so weit von Zamonien entfernt, wie Bologna von Heidelberg.

(7,5 Punkte – Mario Wolski)


GLOOM – Awaken
2020 (Slovak Metal Army) – Dark Rock / Metal

Na, kennt noch jemand HIM? Hallo, noch irgendjemand da? Na, kommt schon, so übel war der hübsche Finne doch nicht. OK, fangen wir nochmal andersrum an: Der Darkrock der Slowaken GLOOM lässt nicht nur aufgrund des Frau-Mann-Duettgesangs positive Erinnerungen an unsere ehemaligen Hoffnungsträger REGICIDE aufkeimen und kann mit Druck und griffigen Refrains absolut überzeugen, obwohl kaum einer an die unbändige Power und die Arrangements unserer Emdener ran kam.

Natürlich muss man mit Midtempo-Riffing und Pianountermalung klarkommen, der True-Metaller hat genug Ausweichmöglichkeiten heutzutage. Mir persönlich gefallen die durchweg melodischen, melancholischen Songs gut, auch wenn es nichts grundlegend Neues zu entdecken gibt. Die Stimmen harmonieren sehr gut zusammen und handwerklich als auch songschreiberisch machen GLOOM alles richtig, gewürzt wird mit reduzierten, stimmungsvollen Zwischenparts.

Da HIS INFERNAL MAJESTY das Zeitliche gesegnet hat und nicht nur Armeen weinender Mädchen hinterlässt, haben GLOOM absolut ihre Lebensberechtigung für HER oder HIM, die sich seit langem nach etwas „Love Metal“ sehnen.
Anspieltipps: ´Bleed In My Arms´, ´Broken´ oder ´Lovecry´

(7 Punkte – Less Lessmeister) www.facebook.com/gloomslovakia


KATATONIA – City Burials
2020 (Peaceville) – Stil: Melancholic Rock

Nach vierjähriger Pause, die einem gar nicht so lang vorkam, veröffentlichen die Stockholmer den Soundtrack zur Beerdigung unserer Innenstädte.

Ehrlich gesagt hat sich trotz des Breaks nicht viel am Sound geändert, vielleicht sind ihre in Kurzsongformate gerührten Mini-Epen sogar einen Tick weniger düster als bislang. Ähnlich wie bei ANATHEMA von den Kritikern gerne als gepflegte Langweiler bezeichnet, ist es wiederum aber auch eine Trademark, immer sofort erkennbar nach sich selbst zu klingen. Und wenn man sich intensiver mit dem Songmaterial auseinandersetzt, durchblickt man halt doch die kleinen und feinen Unterschiede im Sound und des ja auch durchaus nicht unkomplexen Songwritings.

So bietet auch ´City Burials´ eine hohe Hausnummer an traurig-schönen Tracks, die man in der richtigen Stimmung lieben wird. Sicher kein absolutes Meisterwerk, aber ein erfreulich grundgutes Album. So können wir froh sein, dass der Deckel noch nicht für immer geschlossen wurde.

(8 Punkte – Markus Gps)


NECK OF THE WOODS – The Annex Of Ire
2020 (Pelagic Records) – Stil: Prog Death Metal

Das Quintett aus Vancouver NECK OF THE WOODS mischt auf seinem Zweitwerk ´The Annex Of Ire´ eine verzwickt anspruchsvolle Mischung, die nicht jeden ansprechen dürfte. Vordergründig besitzt die Formation einen Unterbau des Extreme Metal und harten Prog Metal, darauf setzen sie Death Metal als auch Metalcore. Eine außergewöhnliche und zeitgemäß ansprechende Mischung.

Wer also seine Ohren öffnen mag und bereit ist, sich durch das Dickicht der ausgetüftelten Schwerkost zu kämpfen, wird von vier- bis siebenminütigen Songs erster Klasse belohnt. Extrem-Tipp dieser Tage.

(8 Punkte – Michael Haifl)

 


SHIRLEY KING – Blues For A King
2020 (Cleopatra Blues) – Stil: Blues, Soul

Eines der größten Konzerte, die ich je sehen durfte, war B.B. King auf der Bühne der Gütersloher Stadthalle. Beeindruckend, was der damals schon knapp 70-jährige König des Blues auf die Bretter gebracht hat. Als ich nun die Platte seiner Tochter Shirley entdeckte, musste ich diese unserem Frauenbeauftragten entreißen.

Schon der erste Song ´All Of My Lovin´ wirft Fragen auf. Sind die Aufnahmen neu? Oder stammen sie aus dem Jahre 1958, wonach auch das wirklich altmodische Cover aussieht. Ein Blick, und das Kleingedruckte sagt, die Scheibe ist neu. Shirley King hat unter Mithilfe so prominenter Zeitgenossen wie Pat Travers und Martin Barre oder Robben Ford sich einiger Klassiker aus Blues, Soul und Rock angenommen. Manches, wie der vor allem durch Joe Cocker bekannte TRAFFIC-Song ´Feelin` Alright´ oder der Blues-Klassiker ´Gallows Pole´, darf man wieder ganz neu hören. Und so bekommt der geneigte Hörer eine seelenvolle, warme, energetische und spannende Bluesplatte. Der Papa dürfte also stolz von seinem Platz im Himmel auf seine Tochter herunterschauen.

(8 Punkte – Mario Wolski)


KING GORM – King Gorm
2020 (Independent) – Stil: Prog Rock

Wenn beim Prog Rock-Hören der Mund offen stehen bleibt, ob der Virtuosität der Protagonisten, aber das Verlangen mitsingen zu wollen sich nicht einstellt, dann ist irgendetwas verkehrt gelaufen. Beim ´Intro´ benannten , ähhhm, Intro dachte ich noch an eine Art „Gewollt-doch nicht gekonnt“, doch schon der eigentliche Opener ´Freedom Calls´ belehrt eines Besseren. Wenn MALMSTEEN bei RAINBOW gespielt hätte, so hätte das Ergebnis geklungen.

Aber der Einflüsse sind noch mehr. Ein ´Song From Brighter Days´ atmet den Geist von PAVLOV’S DOG. ´The Witch Of Irondale´ könnte aus den Beständen von JETHRO TULL stammen, ohne Berücksichtigung der Flöte allerdings. Zuletzt sei ´Slaughter The King´ genannt, auf den IQ sicher auch stolz wären. Also doch alles richtig gemacht. Die Waage wird gehalten zwischen Erstaunen und einfach abfeiern. Und wenn ich nicht gerade erst gelernt hätte, Breakdowns gibt es nur im Hardcore, hier hätte ich einige gefunden.

Fazit: Kein Monat ohne Prog-Hammer, hier ist der aktuelle. Und das wird belohnt mit 8,5 virtuos geführten Hämmern.

(Mario Wolski)


LIONHEART – The Reality Of Miracles
2020 (Metalville) – Stil: Melodic/AOR

LIONHEART, Ende 1980 gegründet, unter anderem mit Dennis Stratton an der Sechssaitigen gehört zu den Gruppen, die kurz aufleuchteten und dann scheinbar im Nichts verschwanden. Bis, ja, bis irgendwann jemand drüber stolpert, und plötzlich ist das Interesse wieder da. So kam es 2016 zu einer Reumion-Show beim „Rockingham Festival“ in Nottingham und 2017 zu einem zweiten Studiodreher. Dieser erhält jetzt einen Nachfolger in Form von dreizehn neuen Songs, aufgenommen und produziert vom zweiten Axtmann Steve Mann.

Wer jetzt irgendwas in Form der NWoBHM erwartet, der braucht Mut, davon ist kaum zu finden. Eher haben sich LIONHEART in Richtung AOR bewegt, mit melodischen aber rockigen Songs, die ins Ohr gehen, Spaß machen und den Alltag erhellen. Wer seinen Morgenkaffee mit TOTO nimmt anstatt mit Milch und zum Abend einen ´Juke Box Hero´ zum Brot genießt, liegt hier auch richtig.

(7 Butterbrote – Mario Wolski) https://www.facebook.com/lionheartrock/


MORNING BELL – Slide Back Into Misery (EP)
2020 (Obsolete Machine Records) – Stil: Post Classic Heavy Rock

Ach, wie schön klingen meine Glocken am Morgen oder: Alter Schwede, Dänen lügen wirklich nicht. Die Kopenhagener versichern uns noch einmal eindrücklich, dass die ersten GHOST-Alben die ursprünglichsten waren. Die Nachfahren aus dem Land des MERCYFUL FATE lassen es ebenfalls schön ÖYSTERn und wer nicht genug von diesem Geist bekommen kann, muss nicht zweimal überlegen.

Einige mögen es schlicht und ergreifend frech nennen, ich finde es ganz einfach geil, musste aber auch nachschauen, ob da nicht irgendein Papa Emeritus am Mikro predigt – der wievielte auch immer. Ob und aus wie vielen namenlosen Ghouls außer Drummer Ejnar Videbæk diese Band bei einem eventuellen, zukünftigen Liveauftritt besteht, kann ich euch leider nicht sagen, die Verantwortung für diese fünf starken Songs, die restlichen Instrumente und alle eventuellen Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Bands unglaublich naher Machart übernimmt einzig und allein Ole Grarup.

Einerlei, MORNING BELL B.C. – äääh MORNING BELL natürlich – sammelt alle verlorenen GHOST-Jünger abermals auf und führt sie in das Paradies des früheren, klassischen Rock & Heavy Testaments. Plus schweinegeiles Cover!

(wegen EP-Länge und Originalität einen Punkt weniger als damals ´Opus Eponymous´ oder ´Infestissumam´ – Less Lessmeister)  www.facebook.com/morningbelldystopianrock


NEVERDREAM – Figli Dell’Alba
2020 (Elevate Records) – Stil: Prog Metal

Bei einem Bandnamen wie NEVERDREAM werden Gedanken wach, Erinnerungen an Traumreiche, die von uns Erwachsene selten nur noch erreichbar sind. Traumreiche, die bevölkert sind von Captain Hook, Tinker Bell, weißen Hasen und/oder ziemlich durchgeknallten Hutmachern. Und tatsächlich schaffen es die Prog Metaller aus Bella Roma musikalisch einiges davon einzulösen.

Man stelle sich vor THRESHOLD hätten gemeinsam mit Eros Ramazotti Songs geschrieben. Der Grip ersterer in Verbindung mit dem Belcanto letzteren gehen hier eine Fusion ein, die verbindet, was kaum vorstellbar ist. Passend zur Jahreszeit, wie wäre es mit Erdbeeren und grünem Pfeffer? Schokolade und Chillie? NEVERDREAM stehen somit ganz in der Tradition solcher Bands wie PREMIATA FORNERIA MARCONI oder BANCO. Alessandra Filippi schafft es, einigen Songs eine unaufdringliche Prise NIGHTWISH zuzufügen. Eine sparsam eingesetzte Trompete bringt das Feeling von Italo-Western ins Spiel. Wenn das nicht nach Feen und Piraten klingt…

Dabei hat ´Figli dell’Alba´ ziemlich nichts mit Phantasiewesen zu tun. Textlich beschäftigen sich NEVERDREAM mit Rassismus und Sklaverei, mehr kann sicher jemand sagen, der des Italienischen mächtig ist. Bis dahin bleibt die Musik.

(8 Punkte – Mario Wolski) https://www.facebook.com/neverdreamprog/


OAKHANDS – The Shadow Of Your Guard Receding
2020 (This Charming Man Records) – Stil: Post Hardcore/Emo/Indie

Hardcore ist nicht Eure Baustelle? Dann nicht gleich weg! Stop: Stehen bleiben sollten alle, die sich sehr wohl einen melodisch-dreckigen, bisweilen britisch tönenden Indie-Pop vorstellen können, der mit viel Screamo und Emo sowie natürlich Elementen des Post-Hardcore geschmückt ist. Hier hagelt es Musik mit Verstand und Hirn.

Die Münchener OAKHANDS haben eine metaphorische Sprache entwickelt, in der sie sich über Spannungen in Familie und dem sozialen Miteinander, dem eigenen Seelen- und Gedankenheil auslassen. Ihr elf Songs umfassendes Konzeptalbum legen sie bislang auf sechs Videos sogar optisch dem Anhänger nahe, etwas näher hinzuhören und hinzuschauen – auch im eigenen Leben und dessen Umfeld.

(8 Punkte – Michael Haifl)


PSYCHONAUT – Unfold The Godman
2020 (Pelagic Records) – Stil: Psych/Post Metal

Hier haben wir etwas für die religiösen Menschen, die an irgendetwas glauben und nicht denken, dass dieses ganze Universum rein zufällig entstanden ist.

PSYCHONAUT setzen nicht nur auf Religiosität, sondern auch auf Spiritualität und Philosophie.

Das Post Metal-Trio aus Belgien ist einerseits in den spacig-progressiven Welten der Siebzigerjahre verwurzelt, kennt aber andererseits auch die modernen Harten-Jungs wie TOOL und MASTODON.

Summa summarum werden auf dieser Reise durchs All auch Jünger von ISIS und NEUROSIS mitgenommen. Umma gumma, Freunde.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)


ROCKING HORSE MUSIC CLUB – Which Way The Wind Blows
2019 (Independent/Just For Kicks Music) – Stil: Prog Rock

Der Untertitel ´The Music Of Anthony Phillips´ ist schon der Wink mit dem Zaunpfahl. Der ROCKING HORSE MUSIC CLUB, ein Septett aus New Hampshire, widmet sich auf seinem 2019er Werk den ersten drei Solo-Werken aus den 1970ern von Anthony Phillips. Diese veröffentlichte dieser zwischen 1977 und 1978.

Berühmt geworden ist Anthony Phillips natürlich als Gitarrist von GENESIS, jedoch nur auf den ersten beiden Werken vertreten. Hernach begann sein Solo-Werk, das er bis in die Gegenwart fortführt. Die Sieben vom ROCKING HORSE MUSIC CLUB wurden von ihm bei ihrem Vorhaben sogar unterstützt, ebenso von Nick Magnus, Steve Hackett (GENESIS), John Hackett, John Helliwell (SUPERTRAMP), Noel McCalla (Mike Rutherford) sowie mit Gesangsbeiträge von Evelyn Cornier (American Idol Finalist 2019) und Caroline Carter (Miss New Hampshire 2017).

Wer ein Faible für träumerische Klänge der Siebzigerjahre besitzt und ein eben solches für Tribut-Alben, wird mit ´Which Way The Wind Blows´ glücklich werden.

(ohne Wertung – Michael Haifl)


RRRAGS – High Protein
2020 (Lay Bare Recordings) – Stil: Heavy/Classic Rock

Das Albumcover ist ja schon ein Hingucker. Nicht nur durch die intensiven Farben, auch das Motiv lässt die Augenbraue nach oben zucken. Der Bandname ist irgenwie auch sehr ungewöhnlich. Setzt man sich intensiver mit der Band auseinander kommen noch mehr Augenbrauen-zuckende Aspekte zum Vorschein.

Gitarrist ist Ron Van Herpen!? Ah, war bei THE DEVIL`S BLOOD. Rob Martin? Ex-BLIKSEM Drummer. Rob Zim?!?! Zupft aktuell den Bass bei THE LORDS OF ALTAMONT. Ein All-Star-Projekt sieht anders aus, aber man kann immerhin von Musikern sprechen die eine entsprechende musikalische Vergangenheit haben.

`High Protein` ist überraschenderweise schon das zweite Album des Trios. Was alles an einem vorbeigeht!?  Anyway, `High Protein` braucht ein paar Durchgänge, um die Tiefe sowie die breite musikalische Vielfalt zu erkennen. Klassischer Hard Rock Sound der Siebziger bildet die Grundlage für die acht Stücke. Wobei man mit `The Fridge` einen der schwächsten Tracks des Albums als Opener platziert hat. Auch gibt er nicht wirklich musikalisch das her, was auf den anderen sieben Tracks des Albums passiert. Schon mit der zweiten Nummer `Messin` liefert man ein treibendes Album-Highlight. Mit `Sugarcube` wagt man sich gar in die Garage-Sound Ecke.

Letztendlich kann man RRRAGS zwischen KADAVAR und GRAVEYARD platzieren. Nett, aber nicht spektakulär. Aufgrund des Line-ups hätte man etwas in der Art allerdings erwarten können.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


SEMBLANT – Obscura
2020 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Melodic Duett-Power (Death) Metal

Eine Macht in dieser Liga der harten Göttinnen sind die Brasilianer SEMBLANT bereits seit dem ersten, für mich überraschenden, überzeugenden Debüt ´Lunar Manifesto´ von 2014, das mir noch einen Tick besser gefällt als dieser durchaus überzeugende Nachfolger, wobei ich nicht sagen kann, woran es bei mir liegt – ob das Debüt mich vielleicht einfach unvorbereitet weggeblasen hatte und ich diesmal schon darauf gefasst war? Nichtsdestotrotz machen die famose, kraftvolle Mizuho Lin und ihr Sangespartner Sergio Mazul – der die kontrastreichen Growls und Keifer beisteuert, jedoch auch clean singen kann – mit der restlichen Band eigentlich alles richtig.

Ordentlich flotte Power, griffiges Songwriting, Fett auf der Kette an allen Instrumenten – mindestens eines der beiden Alben sollte man wirklich haben. Wer in der konzertlosen Zeit Geld gespart hat, holt sich die Discografie im Doppelpack und fachsimpelt mit mir, ob ´Obscura´ wirklich ein Fitzelchen vorhersehbarer ist oder ich nur ein total verwöhnter Popanz bin. Durchgängig hochgradig geiles Album!

Anspieltipps: ´Wasteland´, ´Dethrone The Gods, Control The Masters´, ´Insomnia´

(8 sichere statt obskure Punkte – Less Lessmeister)   www.facebook.com/semblantband/


SHAMAN ELEPHANT – Wide Awake But Still Asleep
2020 (Karisma Records) – Stil: Prog/Psych Rock

Das zweite Album der Norweger SHAMAN ELEPHANT findet bereits durch den Einsatz eines Mellotrons in den Winkeln des skandinavischen Prog Rock seinen eigenen Nische.

Ihr Steckenpferd, der Sechzigerjahre und Siebzigerjahre Psychedelic Rock mischt sich wie auf ihrem 2016er Debüt ´Crystals´ wunderbar in den Verflechtungen des Prog Rock. Erstklassig von Iver Sandøy (ENSLAVED) produktionstechnisch in Szene gesetzt.

Zwischen Euren Erdkontakten müsst Ihr einfach mal für die Sounds von SHAMAN ELEPHANT etwas Platz schaffen – zum Abspacen.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)

 


SHRAPNEL – Palace For The Insane
2020 (Candlelight Records) – Stil: Thrash Metal

Die Briten SHRAPNEL legen einen weiteren, dritten, Longplayer vor, der keinerlei Abweichungen von der bisherigen Marschrichtung erkennen lässt. Thrash Metal, der nicht dem typischen Klischee entspricht: Härter, drückender, Vollgas. Nein, die Briten, in neuem Line-up, stehen eher für Vielfältigkeit und kein stumpfes 08/15-Getrümmere.

Sicher, es gibt auch Nummern die dieses Klischee erfüllen. Zu nennen wäre `Bury Me Alive`. Aber viel interessanter sind sauber, clever ausgearbeitete Tracks wie `Salt The Earth`, `Begin Again` oder `Vulures Circle`, die Härte und Aggressivität repräsentieren, aber auch gute Ideen. Man liefert zwar kein Überfliegeralbum, aber ein grundsolides Thrash-Album mit einigen eigenen Akzenten.

Dass dieses Jahr schon einige Thrash Metal Schwergewichte veröffentlicht wurden, macht die Sache für SHRAPNEL nicht leichter, aber einer jungen Band, die sich nicht ganz den typischen Thrash Metal-Vorgaben unterwirft, sollte man doch ein Ohr gönnen.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


SOLAR FLARE – Solar Flare
2020 (Independent) – Stil: (US-) Heavy Metal

Eine Sonneneruption eurer Hörmuscheln wollen SOLAR FLARE aus Ohio entfachen und starten traditionell US-metallisch mit alteuropäischen Roots und zusätzlichen Keyboards. Doch keine Angst, verweichlicht wird hier nichts, besonders das perfekt aufeinander eingespielte Gitarrenduo Mark Greene und Garian Perry wissen vor einer druckvollen Rhythmusgruppe zu erfreuen. Auch der Sound ist dermaßen oldschool, dass ich mich anfangs gefragt habe, ob ich gerade ein verschollenes Demo aus den glorreichen, vergangenen Tagen geborgen habe.

Das wird ebenso wie der mir bestens reinföhnende, aber eigene Gesang von Ethan Jackson nicht jedermanns Sache sein, ist aber aufgrund der Machart definitiv ein Anwärter auf einschlägige, künftige Underground- und True Metal Festivals. Über 37 Minuten auf 7 Songs zwischen 4 und 7 Minuten machen SOLAR FLARE zumindest mir den Mund mit außergewöhnlichen Metaltracks mehr als wässrig auf einen physischen Tonträger und mal ehrlich: Wir haben alle miteinander geliebte Perlen in der Sammlung, die sich soundmäßig schlechter anhören und die wir auf Teufel-komm-raus verteidigen. Freunde obskurer Cover der metallischen Überseekunst lechzen jetzt schon nach Vinyl.

Anspieltipps: Eigentlich ALLE, aber probiert’s mal mit ´Under The Sun´, ´Pharao´ oder ´World In My Head´

(7,7 glühende Underground-Sonnen ohne Wertung des Sounds – Less Lessmeister)

www.facebook.com/OfficialSolarFlare/   solarflareofficial.bandcamp.com/


SMOKEMASTER – Smokemaster
2020 (Independent Release) – Stil: Psychedelic- /Classic Rock / Krautrock

Ein äußerst überraschendes Album liefert die Truppe SMOKEMASTER aus Köln. Ihr gleichnamiges Debüt wirkt erst einmal unspektakulär, wächst aber mit der Zeit. Was dann zeigt, dass die Herren nachhaltige Stücke schreiben können. Irgendwo zwischen Psychedelic- Classic- und Kraut-Rock agiert man vielfältig. Die klassische Orgel fehlt ebenso wenig wie die Seventies-Rhythmen mit Stonerausflügen und einem Gesang, der diese Leck-mich-am-Arsch-Attitüde verdammt gut rüberbringt.

Mit gerade einmal sechs Songs hat man darauf geachtet, Vinyl-Standards zu erfüllen. Die Songs laufen rein wie guter alter Whiskey, vieles wirkt vertraut, Überraschungen sind für Genre-Nerds eher selten, aber das macht die Songs keineswegs unspannend. Im Gegenteil, gerade die eher simplen Leadgitarren und die einfach gehaltenen Songstrukturen überzeugen augenblicklich. Es muss nicht immer komplex ausarten, manchmal ist weniger mehr, das haben SMOKEMASTER gut verstanden. Die sechs Stücke hinterlassen ein positives Gefühl und insgesamt darf man das Album Fans klassischen Sixties- und Seventies-Sounds ans Herz legen.

(7,5 Punkte- Jürgen Tschamler)


STARGAZERY – Constellation
2020 (Pure Steel Records) – Stil: Melodic Metal

Wo sind meine verwöhnten Hardrocker? Wer nun aufgrund des Gruppennamens in Richtung RAINBOW und BLACK SABBATH der Tony Martin Ära schielt, den muss ich zwar enttäuschen, kann aber auch gleichzeitig Entwarnung geben.

Freut euch statt dessen auf das dritte Album der Finnen STARGAZERY um Gitarrist und Hauptsternengucker Pete Ahonen (BURNING POINT, GHOST MACHINERY), die mit perfektem, launemachenden Material zwischen HUMAN FORTRESS, AXEL RUDI PELL, Midtempo-STRATOVARIUS und PRETTY MAIDS begeistern. Ihr bekommt hier zwar keine Sensation, aber handwerklich stark gemachte, leicht hymnische Songs an der Grenze zum melodischen Metal mit Keyboards und hervorragendem Gesang von Jari Tiura (ex-MSG, Ex-SNAKEGOD).

Auch wenn die Mitsing-Melodiedichte dem einen oder anderen manchmal doch zu hoch erscheint, macht dieses Album besonders an sonnigen Tagen mächtig Spaß und bietet astreines Hard & Heavy-Handwerk.

Anspieltipps: ´Ripple The Water´, die klasse Ballade ´I Found Angels´, der flotte, HELLOWEENige Titeltrack ´Constellation´ oder der Stampfer ´Dark Side Of The Moon´

(7 Punkte – Less Lessmeister)   www.facebook.com/stargazery


THE ORDER – Supreme Hypocrisy
2020 (Massacre Records) – Stil: Groove Hardrock / Metal

Kernigen, eigenständigen Hardrock mit Zutaten der Marken BLACK LABEL SOCIETY, JOURNEY, SKID ROW als auch VICTORY mit teils deftigem Metaleinschlag liefern euch THE ORDER aus der Schweiz mit ihrem bereits sechsten Longplayer und gehen dabei mit ordentlich Wumms vor. Ihr merkt schon, dieser willkürlich-verzweifelte Versuch der Nennung von Referenzgruppen deutet auf eines hin: THE ORDER etablieren ihre eigene Ordnung des gepflegten Qualitätshardrock mit einer immensen Bandbreite an Stilistik und Abwechslung.

Die markante Stimme von Gianni Pontillo birgt die Power und Screamgewalt eines Chris Cornell, ein weiterer Pluspunkt ist die fett riffende, fetzige Gitarrenarbeit von Bruno Spring, der problemlos unter Ikonen wie DIO oder OZZY hätte dienen können. Ich habe in letzter Zeit kein dermaßen powervolles, energiegeladenes Hard & Heavy-Album gehört wie diesen zentral auf die Zwölf getroffenen Apfelschuss der Schweizer.

Anspieltipps: ALLES, besonders der flotte Metal-Opener-Ohrwurm ´The Show´, die thrashriffenden ´No Messiah´ und das Titelstück ´Supreme Hypocrisy´ oder die DIO-würdige, leicht doomige Über-Powerballade ´Only The Good Die Young´.

(8,5 Punkte – Less Lessmeister)   www.facebook.com/theorderofficial


TRIVIUM – What The Dead Man Say
2020 (Roadrunner Records) – Stil: Heavy Metal/Thrash Metal

Qualitätsbewusste Metaller mit puristischer Ausrichtung hassen Bands wie TRIVIUM. Ebenso Bands wie 3 INCHES OF BLOOD, um nur eine weitere Band zu nennen, die eigentlich ihre grundsätzlichen Einflüsse aus den Achtzigern holen, aber diese mit modernen Einflüssen gut durchmischen.

Sollen sie diese Bands hassen, ihre Kleingeisterei führt dazu, dass sie klasse Metal-Alben verpassen. So auch das neunte Studioalbum `What The Dead Man Say`, der aus Florida stammenden Band, die eigentlich kein Gründungsmitglied mehr im Line-up hat, wenn ich mich nicht täusche. Egal, denn das hat der Qualität nicht geschadet, denn TRIVIUM haben ihren Stil über die Jahre manifestiert. Und da gibt es einiges zu entdecken. Old schoolige Tracks wie `The Ones We Leave Behind` oder `The Defiant` zeigen woher die Roots der Truppe kommen, allerdings gut aufgepeppt mit modernen Elementen. Herauskommen klasse Songs, die selbst open minded Old-Schooler mögen sollten. Die eingestreuten sehr modernen Passagen halten sich in Grenzen, auch die Growls, die nur spärlich und effektiv eingesetzt werden.

Grundsätzlich haben die Amis an ihrem Sound nichts geändert, auch wenn man drei Jahre auf einen neuen Longplayer warten musste. Mit diesem Album bewegen sie sich weiterhin auf der schmalen Linie zwischen Moderne und Tradition. Gefällig, gerade durch die griffigen Melodiebögen, keine Frage.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


V/A DESTINATION HEALTH – Doc Feelgood’s Rock Therapy
2020 (Bear Family) – Stil: Rock’n’Roll

Die „Bear Family“ lockt abermals mit einer „klitzekleinen“ Zusammenstellung von 30 Liedern auf einer CD. 74 Minuten müssen in erster Dosierung erst einmal gegen alle Bazillen und Viren dieser Tage helfen. Und Doc Feelgood hilft!

Es stehen nämlich keine aufgedunsenen MÖTLEY CRÜE mit ihren Drogencocktails parat, sondern die ´Rock Therapy´ des Johnny Burnette Trios kommt zur Anwendung. Dazu ´Doctor Doctor´ von Benn Joe Zeppa. Die CROWS sagen unumwunden ´Call A Doctor´ und Dennis Bell stellt die Bescheinigung für die ´Quarantine´ aus. Bo Diddley gibt ein paar ´Pills´ und Macy Skipper die ´Bop Pills´, Noro Morales hat ´Vitamina´ zur Hand. Und gegen das ´Fever´ helfen THE KNOCKOUTS.

Bei diesem Potpourri geben sich Hits und Raritäten (etwa Noro Morales‘ Mambo-Instrumental ´Vitamina´ und THE MYSTRIONS‘ ´Amnesia´) die Klinke an Docs Arztzimmer in die Hand. Baldige Genesung erwünscht.

(Michael Haifl)

 

 

 


Bleibt weiterhin gesund und munter

Michael und das gesamte Streetclip-Team

 


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