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REDEEMER – The Light Is Struck…And The Darkness Splits!

~ 1990/2020 (Cult Metal Classics Records) – Stil: Heavy/Power Metal ~


Es ist mir absolut schleierhaft, wieso sogar „Cult Metal Classics“ das Cover von ´The Light Is Struck…And The Darkness Splits!´ und dessen Künstler über den grünen Klee loben. Es fallen dabei Worte wie „amazing artist“, „breathtaking Artwork“ und zusammenfassend sogar „…easily one of the finest front cover artworks made for a CD and vinyl for all time.“

Die Band hatte wahrscheinlich keine andere Wahl, als schlussendlich dieses Bild als Cover-Artwork zu verwenden, handelte es sich doch bei Nick Stathopoulos um einen lokalen Künstler und Bekannten des Vaters von Bandgründer und Gitarristen Adam Johnson. Darüber hinaus war sicherlich auch kein Geld mehr für einen zweiten Versuch über, denn schließlich brachte die Band damals ihr Debüt in Eigenregie auf dem eigens dafür gegründeten Label „Apocalypse Records“ heraus. Dazu aber gleich mehr.

Lässt man aber den künstlerischen Aspekt mal weg, dann bleibt dennoch die Frage nach dem Grund für das verwendete Motiv, denn dieses hätte mich sicherlich nicht dazu verleitet, in das Werk hineinzuhören. Die abgebildeten Gefolgsleute von Robin Hood samt Maid Marian im Sherwood Forest lassen eher auf Folk-Rock samt Flöte, Bratsche und Trällerstime schließen (oder heutzutage auf Formationen wie DARK FOREST und WYTCH HAZEL – Anm. d. Red.) als auf das, was tatsächlich in die Rillen gepresst wurde. (Laut Aussage des Künstlers orientierte er sich an „Herr der Ringe“ und hat sogar noch nachträglich im Zuge dieses Re-Releases Hand an das Werk gelegt, weil er mit der ursprünglichen Fassung von 1989 nicht zufrieden gewesen ist. Das wäre die Chance für „Cult Metal Classics“ gewesen…)

Eindeutiger ist da schon der Name der Band, denn REDEEMER, also Erlöser, lässt nicht nur auf eine White Metal-Band schließen, es handelt sich auch tatsächlich um eine. Allerdings offenbart sich das nirgendwo so richtig. Weder findet man die bei diesen Bands ansonsten obligatorischen Danksagungen an den lieben Herrgott, noch finden sich in den Texten eindeutige christliche Botschaften. Textzeilen wie „Sinners were struck down, burned to a crisp“ oder Songtitel wie ´Burn In Hell´ finden sich schließlich so oder so ähnlich bei jeder zweiten Metalband. Der Bandname REDEEMER war allerdings nur die zweite Wahl, denn die Band formierte sich ursprünglich in Sydney unter dem Namen APOCALYPSE, benannte sich aber noch vor dem Release ihres Debüts im Jahr 1990 in REDEEMER um, als man feststellte, dass es bereits eine Band dieses Namens gab. Von APOKALYPSE gibt es lediglich ein Demo mit drei Songs, von denen aber nur eines, nämlich ´Heavy & Loud´, eine Eigenkomposition ist und auch ´The Light Is Struck…´ eröffnet. Um die Identität von Sängerin Cindy, die erst nachträglich zu APOCALYPSE dazustieß, aber bereits auf diesem Demo zu hören ist, machte man zunächst ein großes Geheimnis. Auch wenn damals in Australien eine Sängerin in einer Metal-Band sicherlich die Ausnahme gewesen ist, so hat sich mir der Grund hierfür allerdings nicht so recht erschlossen. Sei es drum.

Tatsache ist aber, dass es sich bei diesem Album eigentlich um ein Demo handelt, welches in der Rekordzeit von nur drei Tagen aufgenommen und abgemischt worden ist. Das war ursprünglich nicht so geplant, aber die Chance auf den Support eines großen Acts in Übersee ließ der Band keine Wahl. Man presste dann davon 500 Stück auf weißem Vinyl, was den besonderen Charakter des Albums hervorheben sollte, entschied dann aber, dass man das Album doch lieber richtig produzieren wollte, wozu es allerdings nicht mehr kam. Dennoch gerieten wohl noch 50-100 Exemplare in Umlauf, was die Seltenheit und den hohen Preis von mehreren hundert Euro für das Original erklärt. (Was wohl mit den restlichen Exemplaren passiert ist? Ob die möglicherweise nochmal irgendwo auftauchen werden?) Im vorliegenden Fall handelt es sich aber nicht nur um ein seltenes, sondern auch um ein hochklassiges Album aus dem Genre des Heavy/Power-Metal (in seiner US-Variante) den die Australier hier spielen und es ist dem griechischen Label „Cult Metal Classics“ hoch anzurechnen, dass sie dieses Kleinod vor dem Vergessen bewahrt und ein paar wenigen verrückten wie mir und noch zwei bis drei anderen, zu einem erschwinglichen Preis nicht nur auf Vinyl, sondern auch auf CD zugänglich gemacht haben.

Wie bereits oben angesprochen spielen REDEEMER klassischen Heavy Metal mit Einflüssen aus dem US-Powermetal, der am ehesten Vergleiche mit der Musik ihrer Landsleute NOTHING SACRED zulässt, deren Debüt nur zwei Jahre vorher erschienen war. Die Musik von REDEEMER wird vor allem durch Cindys angenehm dunkle, kraftvolle und leicht raue Stimme geprägt, die sie in einem breiten Spektrum zwischen einschmeichelnd beschwörend wie bei ´Magician´, oder eindringlich aggressiv, wie bei ´Transmutter´ einzusetzen vermag und irgendwo zwischen denen von Leather Leone und Barbara Malteze anzusiedeln ist. Aber eigentlich sagt bereits der Titel des Openers ´Heavy & Loud´ worum es hier geht und wer dennoch daran zweifelt, dem werden spätestens beim tatkräftig vom Chor unterstützen Refrain alle Zweifel genommen:

I need it heavy, need it loud
Mega metal, heavy and loud

Musikalisch handelt es sich bei diesem Stück zwar nicht um das filigranste was man sich vorstellen kann, aber auf jeden Fall ist es eine Metal-Hymne vor dem Herrn. Mein persönliches erstes Highlight ist aber das darauffolgende ´Sinner´, welches zwar schnell und aggressiv im Stile eines Thrash Metal-Stücks beginnt, dann aber immer wieder wundervoll das Tempo variiert, wobei auch ein ums andere Mal die beiden Gitarren schön zur Geltung kommen. Das Gitarrenriff kurz nach Beginn von ´Transmutter´ erinnert mich dann zwar entfernt an ´Hit The Lights´, aber das Stück entwickelt sich im weiteren Verlauf zu einem überaus spannenden Mid-Tempo-Stück. ´Magician´ wiederum wird von einem galoppierenden Riff getrieben und Cindy setzt ihre Stimme sehr wirkungsvoll in episch-dramatischer Manier ein. ´Metallic Frenzy´ zieht dann das Tempo wieder etwas an und überrascht im Mittelteil mit einer ruhigen, um nicht zu sagen verträumten Instrumentalpassage, bevor die beiden Gitarren wieder richtig Fahrt aufnehmen und für ordentlich Power sorgen. Für mich eindeutig ein weiteres Highlight auf dieser Scheibe. Auch ´Apokalypse Riders´ ist ein schnell galoppierender und treibender Rhythmus unterlegt, was natürlich zu diesem Song wie die Faust aufs Auge passt. Cindy singt den Refrain dieses Stückes mit einer derartigen Inbrunst ins Mikro, wie dies fast nur noch dem Chor beim Refrain des dann das Album abschließenden und ähnlich strukturierten ´Burn In Hell´ gelingt, bei welchem mal wieder die Leadgitarre für den entscheidenden Akzent sorgt. Es sei noch am Rande erwähnt, dass diese sieben Stücke von einem Intro und Outro eingerahmt werden, deren Titel dem Titel dieser Scheibe entnommen sind.

Die Abgabe einer Bewertung unterlasse ich an dieser Stelle und gebe stattdessen lieber eine eindeutige Kaufempfehlung ab.

 

Das Teil ist am 15. März 2020 bei Cult Metal Classics in einer 300er Vinyl-Auflage  (200 Schwarz, 100 Weiß) im Gatefold-Cover erschienen, kann aber auch erstmalig auf CD erworben werden.

Die Musiker auf dieser Aufnahme sind:

Cindy Grimwood (Gesang)
Adam Johnson (Gitarre)
Mick Johnson (Bass)
Scott Cooper (Schlagzeug)
Graig Vine (Gitarre)