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GLASS HAMMER – Dreaming City

~ 2020 (Sound Resources/Just For Kicks Music) – Stil: Prog /Hardrock ~


Es ist bereits ein Riesenkompliment, wenn eine altgediente Formation nicht so tönt, wie es ein jeder von ihr normalerweise erwartet. Ist sie obendrein in einem völlig anderen Kontext anzutreffen, ohne das gewohnte, weite Territorium zu verlassen, ist die Überraschung groß. Diese Bewunderung darf aktuell gegenüber GLASS HAMMER und ihrem Werk ´Dreaming City´ ausgesprochen werden. Das Meister-Duo Steve Babb (Keyboards, Bass, Gesang) und Fred Schendel (Keyboards, Gitarre) hat sich diesmal nicht den gewohnten Einflüssen aus YES, ELP oder GENESIS verschrieben, sondern geradezu ein Achtzigerjahre-Album mit den Bestandteilen des Siebzigerjahre-Ursprungssounds fertiggestellt.

Angelehnt an die „Sword and Sorcery“-Geschichten eines Michael Moorcock oder Robert E. Howard, in Erinnerungen an Elric of Melniboné und Conan schwelgend, nahmen sich Babb und Schendel ihren frühen musikalischen Vorlieben an: RUSH, GENTLE GIANT, JETHRO TULL und TANGERINE DREAM. Wobei die Space-Tendenzen der Berliner Schule insbesondere in den beiden instrumentalen Stücken ´At The Threshold Of Dreams´ und ´The Tower´ zum Vorschein kommen. Doch auch im, von John Beagley gesungenen ´A Desperate Man´ gleiten die Raumschiffe weiter.

In seiner Gesamtheit darf ´Dreaming City´ sogar bisweilen als kauziges Underground-Werk betitelt werden. Der Titelsong ´The Dreaming City´ enthält nicht nur bereits den Einfluss von RUSH, sondern eine Härte des Neunzigerjahre Heavy und Alternative Metal. Diese Mischung des Prog Rock und Metal fand sich ebenso einst in den Kompositionen von HEART OF CYGNUS wieder. Doch GLASS HAMMER bieten natürlich auch weiterhin die Weiten ihrer Tastenklänge auf.

Ein ´Cold Star´ mit dem Gesang von Reese Boyd (THE REESE BOYD PROJECT, THE SPIRIT OF RUSH) schaut mit schönem Satzgesang in Richtung TILES, ´Terminus´ zum Gesang von John Beagley in Richtung Mittachtzigerjahre RUSH, Neo und Art Rock. Auch ´Pagarna´ geht in Rhythmus und Melodie in diesen güldenen Musiktagen auf. Träumerisch schwebt ´This Lonely World´ durch Raum und Zeit, ehe zu ´October Ballad´ traditionell pro Werk Susie Bogdanowicz ans Mikrofon tritt. Wenn die Zeiten von DEEP PURPLE, JETHRO TULL & Co durch ´The Key´ reflektieren, singt nochmals Reese Boyd. Ebenso im finalen Elfminüter ´Watchman On The Walls´ mit weiteren Canuck-Trio-Anklängen.

Proto-Sinfo-Prog-Hard-Rock-Metal? Die nächsten Kopfhörer-Abende sind mit ´Dreaming City´, dem überraschend anders ausgefallenen, dem überraschend starken Werk von GLASS HAMMER, gerettet.

(Mächtige 8 Punkte)

https://glasshammer.com/

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