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HIGH PRIESTESS – Casting The Circle

~ 2020 (Ripple Music) – Stil: Spiritual Doom / Heavy Psych ~


Eine wahrlich transzendentales Ritual von einem Album! Exakt so wie uns der Bandname und Titel des zweiten Longplayers suggerieren, lädt dich die HIGH PRIESTESS ein in ihren Kreis: Megan „Whiplash“ Mullins treibt die Zeremonie mit fast tribalartigen Drumpatterns an, dazu beschwörender Sirenengesang von Mariana Fiel (Bass) als auch Katie Gilchrest mit ihrer heavy Gitarre, die dich in eine Distortionmeditation geleitet, wenn es anfangs heißt: ´Casting The Circle´.

OK, ich lasse mich sogleich einfangen und der ´Erebus´ pflanzt die BLACK SABBATH-Roots in einen Spacetrip durch Zeit und Raum. Einfach nur geil, wenn man sich in den Slow-Mo-Modus versetzen lässt und alles um sich herum vergisst. Ein guter Wein verstärkt das Wohlgefühl übrigens und hilft dir runterzukommen und dich den aus dem wunderbaren Dunkel heraus erzählenden Gitarrenmelodien hinzugeben.

Scheiß auf Hektik, Zivilisationsängste, Konsumoverkill, Termine…liefert dir HIGH PRIESTESS möglicherweise gerade die sanfte Medizin gegen den Social-Distance-Koller (den ich glücklicherweise nur bedingt habe, aber das Alleinesein wird gerade noch angenehemer)? ´The Hourglass´ rieselt ganz langsam weiter runter, das Glücksgefühl und die innere Ruhe bleiben. Weiter folge ich der ´Invocation´, die dich siebzehn Minuten lang mit Orgeltönen, Flanger und Wah-Wah ruft, dich aber bereits nach wenigen Minuten fest im Griff hat. Dieses Prachtstück entwickelt sich mächtig, auf eine andere, unkitschige Weise gar episch und wer auf den tranceverursachenden Gesang der Sirenen steht, die ihre Stimmen als weiteres Instrument in den Dienst der orgasmisch explodierenden Dreierband stellt, wird einen unbewussten Automatismus des wohlwollenden Langsambangens im gesamten Körper bemerken. Hammeropus!

Boah – alleine schon die engelsgleichen, choralen Stimmen aus Los Angeles zu Beginn von ´Ave Satanas´ lassen dich nun komplett davonschweben, in einer Sphäre aus Hall, Reverb und einem magischen Crescendo der Voices. Perfekter Abschluß. Dies ist der Soundtrack für alle kleinen LUCIFER, die ihre BLUES PILLS mal so ganz ohne Rock’n’Roll schlucken wollen und einfach die reine bewusstseinserweiternde Ekstase in einem doomingen Flow erleben möchten, ohne zwangsweise dabei den Blues zu bekommen.

Wieder so ein Fall, der es mir unmöglich macht, zwecks Bewertung eine simple Zahl drunterzuklatschen, diese Musik ist ein Gefühl, das schlecht in Worte zu fassen ist, aber schlicht und ergreifend bei aller latenten Düsternis glücklich macht. Selten zuvor haben sich Licht und Dunkelheit dermaßen harmonisch vereint. Please try this at home!

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