MeilensteineVergessene Juwelen

CONCEPTION – The Last Sunset

~ 1991 (CSF Records) – Stil: Prog Metal ~


Schon vor dem überraschenden Comeback 2018 nach 20 Jahren hatte ich mir die erste CONCEPTION nach längerer Zeit wieder öfters angehört. Und ja, CONCEPTION sind und waren eine wirklich feine Band, die schon mit diesem Debüt für viel Aufsehen sorgte. Aus Norwegen war man ja eigentlich andere Metalrichtungen gewohnt. In den 80ern gab es eher Melodiöses wie TNT. Und ab den 90ern wurde die Black Metal-Bewegung zum bestimmenden Teil mit vielen negativen Schlagzeilen. Mit CONCEPTION gab es eine Band, die ihren eigenen Weg eher in die Richtung des progressiven oder klassischen Metal suchte. Und das Entscheidende war, man hatte zwei Musiker am Start, die die Band deutlich von anderen Newcomern abgrenzte.

Roy S. Khan war einer der aufregendsten neuen Sänger, klassisch ausgebildet, mit einer unverwechselbaren Stimme und viel Selbstvertrauen. Mit Tore Østby hatte man einen richtig talentierten Gitarristen, der von manchen zu Unrecht schnell in die Ecke eines bekannten schwedischen Flitzefingers gestellt wurde. Nicht nur durch seine atemberaubenden Flamenco-Einlagen konnte er sofort zu den Virtuosen seines Fachs gezählt werden und hatte seinen eigenen Stil entwickelt. Nicht vergessen will ich die tighte Rhythmussection. Bestehend aus dem Black-Metal-Anhänger Ingar Amlien (er gab sich im Interview mit mir 1991 schon als solcher zu erkennen, später spielte er bei CREST OF DARKNESS genau diesen Stil und ist bis heute ein Anhänger von Anton LaVeys‘ Church Of Satan) am Bass. Und Arve Heimdahl am Schlagzeug (obwohl die Produktion aus meiner Sicht gerade im Schlagzeugbereich leider ein paar Mängel zeigte).

 

 

Dazu kam ein erstklassiges Songwriting der Norweger, die mit melodiösem Power Metal bereit waren, an die Spitze der europäischen Metal-Bewegung zu stürmen. Sie waren dazu intelligente und freundliche Gesprächspartner. Daran kann ich mich noch gut erinnern. Ebenso an ihre starken Live-Shows.

 

 

Zu ´The Last Sunset´: Nach dem klassischen Intro folgte mit ´Building A Force´ gleich ein potenzieller Klassiker und spätestens der geniale Übersong ´Bowed Down With Sorrow´ ließ einen mit offenem Mund zurück. Eine beeindruckende Melodie gepaart mit großartigem Gesang und intelligenten Breaks. Das war die Stärke von CONCEPTION: Starke Songstrukturen mit progressiven Elementen und eingängigen Melodien zu vermischen, oft überraschend unterbrochen von Tore Østbys wirkungsvollen Akustikeinlagen. Diese zwei Songs wären auch die Anspieltipps, falls das Album bislang unbekannt ist.

´Another World´ und das Titellied sind weitere Beispiele dieser hohen metallischen Qualität. Beim über zehn Minuten langen ´Among The Gods´ werden Fusionselemente und Duelle zwischen Keyboards und Gitarre integriert, die an COLOSEUM II erinnern (wenn sich jemand an die Band von Gary Moore und Jon Hiseman erinnert). Die Plattenfirma gab sich ja auch etwas Mühe, so dass der sehr gute Nachfolger ´Parallel Minds´ dann irgendwie fast durchstartete. Es wäre aber insgesamt mehr für diese Band möglich gewesen. Leider hat man CONCEPTION in der Breite dann wieder vergessen. Die dritte und vierte Veröffentlichung waren für mich (ich weiß, da gibt es andere Meinungen) auch etwas schwächer, weil sich ihr Stil änderte, darüber könnte man aber sicher lange diskutieren.

Roy S. Khan verbrachte dann viele erfolgreichere Jahre bei den auch starken KAMELOT, Ingar bis heute bei seiner Black Metal Band und Tore Østby blieb mit ARK zunächst der Progressive-Richtung treu. Vielleicht bekommt man ja jetzt mit der aktuellen Veröffentlichung eine größere Resonanz.