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AOR – The Best Of The Westcoast Spirit

~ 2020 (Perris Records) – Stil: Westcoast / AOR ~


Lessmeister und Sommermusik – wie auch anscheinend momentan unser Markus GPS – volle Deckung! Wo sind sie, meine EARTH WIND & FIRE, REO SPEEDWAGON, CHICAGO, TOTO oder ASIA-light Fans? Westcoast der goldenen 80er ist die Parole und der Fahrzeugschlüssel für das Cabrio nach good old Los Angeles. Also lässig den Arm raus, Fliegerbrille auf den Zinken, Radio an und los geht’s – scheiss auf ”the fast and the furious”, jetzt wird cool gecruised.

Frédéric Slama hat eine Werkschau von rockigem Entspannungsalbum zusammengestellt, das exakt das hält, was der Projektname verspricht und auf dem viele grandiose Musiker der Szene zu hören sind. Aber Vorsicht! Iss cool, Mään! Manchmal eben extrem soft und cool, sodaß man schon überlegen muss, ob man sich den Spirit nicht für die besonderen Stunden zu zweit aufhebt, falls die Angebetete (oder ”ER”, oder ”ES”) so gar nicht auf Hard & Heavy anspringt. Dann habt ihr allerdings den ultimativen Joker in der Hand mit Pianissimo und lecker Saxofönchen inklusive!

Aber ihr müsst nun auch nicht zuviel Angst haben, denn es gibt geilste Gitarrensoli von Könnern ihres Fachs und bei aller Smoothness Musik auf höchstem spielerischen und kompositorischen Niveau. Die DIRE STRAITS hat ja auch fast jeder zu Hause stehen und Frédéric Slama hat schon mehr AOR und Drama zu bieten als die ”Sultans Of Swing”.

Der Meister selbst hat bereits einige Alben dieser Art veröffentlicht und hier präsentiert er eine Sammlung remasterter Versionen auch von raren Stücken mit einer Gästeliste, die den Rahmen komplett sprengen würde – aber für die Sammler unter euch muss man natürlich Steve Lukather erwähnen.

Gönnt euch den Megahit ´The Way Of The Night´ sowie das ultraentspannte, fast schon SADE meets SIMPLY RED – Schmankerl ´Lost In Your Eyes´. Ganz grossartig von David Chamberlin gesungen ist ´Far Away From The Storm´, ebenso ´On Dangerous Ground´, dessen Gesang von David Roberts an Max Bacon und GTR erinnert. Herrlich auch die Gitarrenarbeit bei ´Don’t Let Her Go´ oder ´The House Of Love´, bei dem J. Lynn Johnston inklusive bockstarker Backings das Mikro bearbeitet. Fast schon wie die softere Version unserer EPITAPH gemischt mit PHENOMENA erklingt Dane Donohue auf der Hymne ´Only In My Dreams´… und immer wieder diese sehnsuchtsvollen, fantastisch-melodischen Soli, die man heutzutage so schmerzlich vermisst oder einfach nur songdienlich gekonnt gespielte Klampfen bei ´So Young And Innocent´.

Das Einzige, was ich bemängeln könnte, wäre hier und da der etwas kraftlose Schlagzeugsound, aber vielleicht muss der etwas plätschern, bevor das Kuscheln von zu viel ”Wumms” unterbrochen wird. Dabei wird mir klar: ´Love Has Found Its Way´, spätestens wenn Erika Norberg in feinster Stevie Nicks-Manier die ´Burning Rainbows´ besingt und damit zum Leidwesen von Ronnie, Ritchie und Axel Rudi ganz zärtlich alles in Schutt und Asche legt, was die ersten beiden staunend erblickt haben und das letzterer so leidenschaftlich neu gesichtet hat.

(Punktevergabe überflüssig – zeitlos schön)

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