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Die CORONA-Tagebücher

Ein Corona-Virus bestimmt derzeit das Leben, den Tag jedes Einzelnen sowie die Nachrichten rund um den Globus. In unseren CORONA-Tagebüchern lassen wir Musiker oder Szene-Volk zu Wort kommen. Heute:

 

Hendrik Rosenberg, GDRecordings/Eisenblatt

www.ostmetal.de

Zuerst möchte ich mal auf mein Klein-Unternehmertum eingehen: Ich betreibe ein Kleinst-Label ( gdr.ostmetal.de ), welches unter anderem von Verkäufen auf Konzerten profitiert – aber nur zur Hälfte, weswegen das Geschäft halbwegs passabel weitergeht. Ich habe sogar genügend Rücklagen, um neue Veröffentlichungen (z.B. das neue M.A.D.-Album) auf den Weg zu bringen.

Hauptberuflich arbeite ich als Lokführer bei DB Cargo und bin somit „System-relevant“ – auch wenn der Schienen-Güterverkehr das Herunterfahren der Wirtschaft mittlerweile ebenfalls zu spüren bekommt. Immerhin hat die Deutsche Bahn verfügt, dass wir bei Verspätungen oder Ausfällen die Wartezeit zuhause verbringen dürfen, um das Fahrpersonal möglichst lange gesund zu halten – bei voller Anrechnung der Arbeitszeit übrigens! Eine Ausnahme-Regelung, die Sinn macht und niemandem schadet.

Rund um Ostern habe ich Urlaub – eingetragen im Spätsommer 2019 und wegen der Kontingente wäre eine Verschiebung nur mit einem Tausch-Partner möglich. Aber wer will in diesem Jahr schon Urlaub zuhause mit den restriktiven Ausgangsbeschränkungen in den Osterferien machen? Ist ja nur zu verständlich.
Diesen Urlaub wollte ich eigentlich mit meinen Schwestern samt Familien in einem Ferienhaus auf der mittlerweile abgeriegelten Insel Rügen verbringen und für diese Zeit hatten wir auch die See-Bestattung meiner Anfang März verstorbenen Mutter organisiert, was nun Dank Corona auch erst einmal verschoben ist. Keiner weiß, wann wir unsere Mutti nun ihrer geliebten Ostsee übergeben können…

Privat denke ich, dass der sogenannte „Shutdown“ noch mindestens bis zu Pfingsten andauern wird – alles andere macht nach der „Flatten The Curve“-Logik keinen Sinn. Mit Konzerten und Festivals ist meiner Meinung nach frühestens im Spätsommer zu rechnen und neben der definitiv kommenden Rezession werden leider wohl viele kleine Clubs, Veranstalter usw. aufgeben müssen – selbst wenn im Sommer der Betrieb wieder anläuft.

Einerseits können so kurzfristig kaum genügend neue Termine ausgemacht werden und auf der anderen Seite würden dann wohl zu viele Veranstalter mit zu vielen Events locken. Vielleicht müssen dann auch die Fans aufgrund der Rezession finanziell etwas kürzer treten… So oder so wird es nach dem „Shutdown“ ein Überangebot geben, weil dann alle Clubs möglichst viele Veranstaltungen organisieren werden, um wieder in die Spur zu kommen. Der Rest des Jahres 2020 wird jedenfalls für alle eine harte Zeit.

Ich habe keine meiner Konzert-Karten zurückgegeben und unterstütze die Bands, indem ich nun nur noch direkt bei ihnen Merch & Mugge kaufe – auch, wenn es teilweise etwas umständlicher ist. Das ist zwar nur ein kleiner Beitrag, aber wenn alle Fans es mir gleichtun, können die Veranstalter und Künstler sich vielleicht während dieser Krise über Wasser halten…