Redebedarf

IS LOVE ALIVE?

~ Interview mit Sängerin Anne ~


IS LOVE ALIVE? waren fleißig und haben ihr zweites Studioalbum aufgenommen. Wahrhaftig ein Grund, einen Plausch mit der Gräfin zu führen.

Liebste Gräfin, oder darf ich Anne sagen?

Hallo Michael! Am liebsten Anne. Keine Ahnung, wo ich mir diesen Beinamen eingehandelt habe, aber der klebt jetzt wohl an mir. Ich bevorzuge aber die Anrede ohne Adelstitel.

Danke. Den unprätentiösen Namen IS LOVE ALIVE? hat Euch immer noch keiner ausgeredet, oder brennt er sich den Leuten langsam als echte Marke ein?

Schon allein, weil sich so viele daran stoßen bleibt der Name. Mir persönlich ist es völlig wurscht, ob den Leuten der Name gefällt, sich bei ihnen einbrennt oder was auch immer sie damit assoziieren. Es ist nur ein Bandname. Wichtig sollte das sein, was ich sich am Ende musikalisch abspielt, und wer wegen eines Namens, der ihn nicht anspricht, nicht in die Platte reinhört, ist selbst schuld. Dann verpasst er/sie/es eben was!

Gut. Dann haben wir das auch ein für alle Mal geklärt.

Was habt Ihr nach dem letzten Album erlebt? Musstet ihr auch Kritik einstecken oder waren alle Leute nur begeistert?

Es war durchaus spannend und für mich auch unerwartet, wie viele Reaktionen, in Form von Rezensionen, Zeitungsartikeln oder Interviews es generell auf ‚Final Journey’ gab und dass die Rückmeldungen auf das Album dann überwiegend positiv ausgefallen sind. Es gab vereinzelt auch Kritik, die aber überwiegend konstruktiv, wohlwollend formuliert und auch nachvollziehbar war. Anscheinend ziehen wir Rezensenten mit guten Umgangsformen an.

 

 

Wie sah es hernach mit Live-Auftritten aus?

Aus der Live-Szene haben wir uns nach dem Debütalbum mehr oder weniger bewusst rausgehalten. Zum einen, da es für uns kein „muss“ ist, dass man unbedingt und unter allen Bedingungen live auftreten sollte, zum anderen weil uns nun ja längere Zeit ein Lead-Gitarrist gefehlt hat, um das Set live umsetzen zu können. Dieses Problem konnte nun gelöst werden und das ein oder andere Angebot für Live-Auftritte, die uns auch passend erscheinen, gibt es schon. Nun muss man zum aktuellen Zeitpunkt (Frühjahr 2020/Corona-Krise) mal schauen, ab wann wieder Konzerte denkbar sein werden und dann sind wir sicher bei der einen oder anderen Veranstaltung mit am Start.

Praktisch zehn Jahre dauerte der Weg zum Debüt und jetzt habt Ihr bereits – nach einem Jahr – den Nachfolger eingespielt. Respekt. Ist es heutzutage einfacher eine Platte einzuspielen? Oder wolltet Ihr es jetzt endlich wissen?

Nun war ich persönlich ja nicht über die zehn Jahre Teil der Band, sondern erst seit Anfang 2017 und könnte demensprechen nur spekulieren, warum es so lange gedauert hat. Ich denke, es hatte bei uns jetzt nicht mit den Bedingungen „heutzutage“ zu tun, dass wir so schnell nachgelegt haben, auch wenn es durchaus sehr praktisch ist, dass man jetzt schon den ein oder anderen Ansprechpartner kennt. Wir hatten einfach Spaß bei der ‚Final Journey’ und direkt Lust, das nochmal zu machen. Tom hatte im Endeffekt dann auch schon recht fix weitere Songs parat und dann sind wir es einfach angegangen. Ich denke, die aktuelle Besetzung spielt da auch eine Rolle, in der es auch einfach gut passt und man ganz gut zusammen was auf die Beine gestellt bekommt.

Seid Ihr in derselben Besetzung angetreten oder hat sich in letzter Zeit eine Veränderung ergeben?

Bei is LOVE alive ? sicherlich eine berechtigte Frage! Der Bandtradition folgend gab es natürlich eine Veränderung in der Besetzung. Aber kein Austausch, sondern diesmal eine Rückkehr. So ist Felix Kramer wieder mit an Bord, der schon mehrere Jahre Gitarrist der Band und auch Produzent des ‚Social Jetleg‘- Demos war. Ich persönlich bin sehr froh, dass er wieder dabei ist und wir so wieder einen festen (und durchaus sehr fähigen) Lead-Gitarristen haben. Das bereichert die Songs schon sehr. So konnten wir diesmal auch auf Gast-Gitarristen verzichten, haben uns aber einen zusätzlichen Keyboarder und ein Flötisten mit ins Studio geholt. Ganz ohne extern geht anscheinend bei uns auch nicht.

 

 

Das klingt bereits interessant. Wer hat sich diesmal um das Songwriting gekümmert?

In der Regel präsentiert uns der Pieper seine wirren Songideen und dann machen wir da gemeinsam was Anständiges draus. So bringt sich jeder mit seinem Instrument ein und wir probieren solange rum, bis es für jeden passt. Einiges verändert sich dann auch noch im Aufnahmeprozess, wenn nach dem ersten Hören im Studio doch noch Ideen entstehen, oder sich Alternativen auftun. Die Texte der ganz neuen Songs (zur Info, wir haben wiederum drei Songs von den Demos verwendet) stammen diesmal, mit einer Ausnahme, aus meiner Feder. Der Text von ‚Narcotic Sleep’ stammt von Falko.

Beim letzten Mal konnte man ja sogar etwas Grunge heraushören. In welche Richtung geht das Material diesmal im Einzelnen?

Grunge? Hmm, da fragst Du mit mir genau die Falsche. Ich persönlich achte nicht viel auf Genres und Genregrenzen. Ich finde damit beschränkt man sich nur selbst, wenn man beginnt in solchen Kategorien zu denken. Wie auch beim Vorgänger ist es eine hochinteressante Mischung aus Doom, Metal und 70er-Rock. Insgesamt denke ich im Vergleich zum Debüt ist es epischer geworden, musikalisch hochwertiger. Stellenweise geht es durchaus weg vom puristischen Doom a la SAINT VITUS.

Wie ist Dir persönlich der Studioaufenthalt bekommen?

Wie beim letzten Mal war es eine gute Erfahrung. Die Zeit bei Denny („Werner Wiese Studio“) ist immer recht entspannt. Hilfreich war sicherlich, dass ich diesmal einen etwas besseren Überblick über die Abläufe und Möglichkeiten im Studio hatte. Was geblieben ist, ist mein persönlicher Anspruch und der Hang zum Perfektionismus, der mich selbst (und wohl auch meine Mitmusiker) gelegentlich an den Rande des Wahnsinns treibt. Aber solange das Ergebnis gut ist, scheint mir das hinnehmbar. Nun zum Ende hin, waren schon die Auswirkungen der Corona-Krise spürbar und mal eben ins Studio fahren und noch was aufnehmen oder korrigieren, war somit ausgeschlossen. Da war eher Improvisation gefragt. Vielleicht aber auch nicht schlecht, sonst hätte ich vielleicht nie einen Schlussstrich gefunden und alle hätten noch monatelang auf das Album warten müssen.

 

 

Also bist Du zufrieden mit Dir und Deinen Männern?

Mit dem Aufgenommenen zufrieden sein, gibt es bei mir so nicht. Dass würde ich aber auch als kontraproduktiv empfinden. Denn vielleicht hört man auf, wenn man sich so selbstzufrieden auf dem Geschafften ausruht, nach mehr zu streben und seine eigenen Fähigkeiten auszuweiten? Ich denke, das was nun im Kasten und auf der Platte ist, kann sich durchaus sehen/hören lassen. Die Jungs haben alle einen Mega-Job gemacht und je weiter der Aufnahmeprozess ging, immer noch einen drauf gesetzt.

Einer Plattenfirma wolltet Ihr das Material aber nicht anbieten? Ist „Do It Yourself“ heutzutage besser?

Es ist wohl am Ende die Frage, was man eigentlich will. Ich glaube, wir wollen in erster Linie in Ruhe zusammen Musik machen und diese, je nach Bedarf, anderen zugänglich machen. Wenn es den Hörern gefällt, gut. Falls nicht, auch ok. Dann würden wir wohl aber trotzdem einfach weiter unser Ding durchziehen. Ich denke, wir streben nicht bewusst nach irgendwas, sondern lassen alles so kommen, wie es eben kommt und schauen wie wir das finden was passiert. Von daher machen wir vielleicht auch nicht die klassischen Schritte, die andere Bands machen, die den Wunsch haben, bekannter zu werden und bieten uns niemandem an, oder reißen uns mit anderen um Slots auf irgendwelchen Veranstaltungen. Wenn eine Plattenfirma mal wirklich Interesse hat, dann werden wir uns das anhören und sehen dann weiter, was wir damit machen wollen. Das DIY-Ding hat natürlich aktuell viele Vorteile und passt zu dem, was wir gerade machen wollen und wo wir eben stehen. Aber wir schauen mal was die Zukunft so bringt.

In diesen Zeiten habt Ihr bestimmt noch keinen blassen Dunst, wie Ihr die Songs auf die Bühne bringen könnt, oder?

Wie schon oben erwähnt haben wir da ja auch keinen Druck und keinen Stress mit, wenn wir eben nicht live auftreten. Schade ist allerdings, dass es nun Anfragen gibt, bei denen wir auch gern zugesagt haben und nun in den Sternen steht, ob und wann man wieder auftreten kann und was aus diesen Konzerten wird. Aktuell ist es nicht mal möglich zu proben. Von daher ist es vielleicht auch besser so, wenn die zeitnahen Veranstaltungen für uns gerade nicht stattfinden (lacht). Aber auch das wird sich alles auf kurz oder lang wohl wieder normalisieren und dann werden wohl auch wieder Möglichkeiten für Auftritte kommen.

 

 

Aber einen Veröffentlichungstermin gibt es bestimmt?

Geplant war eigentlich Ostern 2020, nun hat sich das ja alles durch die Corona-Umstände etwas verzögert. Wir haben zur Zeit keine Möglichkeit, die letzten Details zu erledigen, und auch das Erstellen des Covers per Telefonkonferenz gestaltet sich schwierig. Daher kann ich Dir kein verbindliches Release-Date nennen.

Wir sind aber alle schon sehr gespannt auf Deine sachkundige Meinung.

Und wir auf Euer Werk. Danke.

https://www.facebook.com/islovealivedoom/


Pics-Credit: Oliver Lückmann