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OCKRA – Infinite Patterns

~ 2020 (Argonauta Records) – Stil: Progressive Doom ~


Unspektakulär, aber schön.

So könnte man die Musik auf der Debüt-EP der 2018 in Göteborg gegründeten schwedisch-deutschen Formation in aller Kürze umschreiben. Manchmal sind es aber gerade die unspektakulären leisen Momente, die einen mit Freude erfüllen und in der Lage sind, einem in schweren Zeiten Trost zu spenden.

OCKRA bedeutet auf Schwedisch Ocker und diese Erdfarbe, die aus gemahlenen, farbigen Mineralien hergestellt wird, umschreibt auch recht gut die Musik, die auf den vier Stücken dieser EP mit einer Gesamtlaufzeit von 27 Minuten geboten wird. Erdverbunden, um nicht zu sagen geerdet, ertönen die Melodien des Trios, die ihren Stil selbst als progressiven Doom umschreiben. Wenngleich die Kategorisierung zunächst etwas widersprüchlich erscheint, so erschließt sich dem Hörer bereits beim Opener ´In A Dream´ der Grund hierfür. Der epische Gesang von Alex Spielhaupter, der auch den Bass bedient, eröffnet diesen Song, welcher dann durch ebensolche Chöre weitergetragen wird, an denen sich auch Gastsängerin Ammy beteiligt. Die Gitarre von Erik Björlinger liefert dazu verträumte Melodien, die von Alexs Bass und dem Schlagzeugspiel von Jonas Nyström (ebenfalls Backgroundgesang) in ein episches Doomgewand gekleidet werden. Mich erinnert das ganze vor allem an WHILE HEAVEN WEPT und natürlich auch an ATLANTEAN KODEX, wenngleich in Summe nicht ganz so bombastisch, hart und schnell, dafür aber eben mit dieser progressiven Note, die dieser Song gegen Ende erfährt und wo sogar jazzige Töne zu erkennen sind, die im Hintergrund mit kurzen Shouts von Ammy untermalt werden. Der Opener, der zusammen mit ´Ruins´ bereits vor Veröffentlichung der EP vom Label zum Reinhören zur Verfügung gestellt worden ist, beinhaltet bereits alle Komponenten der Musik von OCKRA. Meine Wahl zur Vorabveröffentlichung wäre wahrscheinlich auf ´Pendulum Of Time´ gefallen, da dieses Stück von einem sehr intensiven und atmosphärischen Beginn ansatzlos in den progressiven Part übergeht, der dann wieder in episch doomige Gefilde abgleitet. Sehr spannend gemacht.

Alle Akteure legen auf dieser Scheibe eine solide Leistung hin, wobei besonders das gefühlvolle Gitarrenspiel von Erik im Gedächtnis haften bleibt und der Musik von OCKRA einen elegischen Touch verleiht. Während Alex seine (Süd-)Deutsche Herkunft insbesondere in den ruhig gehaltenen Gesangspassagen nicht verbergen kann, hätte ich im Leben nicht erraten, dass Ammy ansonsten bei den beiden schwedischen Punkbands LASTKAJ14 und EPA am Mikro steht. In ´Ruins´ liefert sie nicht nur ein kurzes A-capella-Duett mit Alex ab, sondern übernimmt auch stellenweise mit gefühlvoller Stimme alleine den Gesangspart.

Ich bin gespannt, wie sich die Band weiterentwickelt und was sie uns auf einem hoffentlich schon bald erscheinendem Full-Length-Album bieten wird.

´Infinite Patterns´ wurde von OCKRA selbst produziert und von Peter Voigtmann im Hamburger Studio „Die Mühle“ abgemischt.

(7,5 Punkte)

www.facebook.com/ockraband
https://ockra.bandcamp.com/


(VÖ: 20.03.2020)