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LYCHGATE – Also Sprach Futura

~ 2020 (Debemur Morti) – Stil: Avantgarde / Black / Doom Metal ~


Nach drei viel beachteten LPs und zwei Jahren Studioabstinenz kehren die englischen Alchemisten LYCHGATE nun mit ihrer Debüt-EP für das französische Label „Debemur Morti“ aus dem Schattenreich zurück. Gitarrist/Sänger Greg Chandler – hauptberuflich bei den fantastischen britischen Doomstern ESOTERIC unterwegs – und Bandkollegen schufen mit ihren bisherigen Werken eine synthetische Mischung aus avantgardistischem Black Metal und klassisch beeinflusster Orgelmusik, wobei sie mit jeder Veröffentlichung noch viel weiter in progressive und experimentelle Bereiche vordrangen. Das 2015 erschienene ´An Antidote For The Glass Pill´ beispielsweise war eine monumentale Kollision zwischen von Franz Liszt inspirierter, klassischer Textur und frenetischen Black Metal-Movements, und gilt nach wie vor als ihr bedeutendstes Machwerk.

Die Schwarzmetall-Leinwand dominiert auch auf ´Also Sprach Futura´ ganz und gar, es finden sich jedoch auch etliche von bleischwerer Finsternis befallene Tiefen. Der Opener ´Incarnate´ etwa ist eine unheilvolle Melange aus fleischigem Doom und massiver Tremolo-Wut, während eine Orgel über die gesamte Breite hinweg ihr Napalm versprüht. Bei ´Progeny Of The Singularity´ vereinen sich Old School Tech-Thrash und höllische Blast-Beats und die deutlich weicheren atmosphärischen Passagen wirken schon beinahe wie Jazz-Fusion-artige Bass-Kreationen. Die letzten rund zwei Minuten bestehen dann wieder aus weiteren Abschnitten mit aufregendem Schleudertrauma und endlosem Gitarren-Geshreddere, wobei der atmosphärische Prog sowie die Horror-Ästhetik, wie schon bei den Vorgängeralben, immer wieder aufblitzen.

Das folgende ´Simulacrum´ beginnt in gemäßigtem Tempo, ist voll von düster-melodischer, zugleich auch mathematischer Gitarrenarbeit, und driftet schließlich in voller halsbrecherischer Akrobatik ab in Sphären a la DEATHSPELL OMEGA. ´Vanity Ablaze´ schließt die EP und erinnert stellenweise an den Doom der frühen CONFESSOR, nur eben mit den deutlich stärkeren Orgel- und eingestreuten Blast-Beats-Anteilen. Der Song endet in reinem epischen Doom, symphonisch in seiner Komplexität und wie ein Requiem für eine sterbende Welt.

Trotz seiner atemberaubenden Komplexität strahlt ´Also Sprach Futura´ dennoch eine ausgeprägte Körperlichkeit aus. LYCHGATE sind bei aller Originalität auch unbestreitbar kraftvoll und sowohl das außergewöhnliche Kontrabass-Drumming, die famosen Gitarren-Leads als auch der höhlenartige Gesang Chandlers verleihen LYCHGATE ihre unverkennbare Stärke.

Das unangenehme Gefühl des Horrors aus ihren vorherigen Alben hat sich zwar etwas gelegt, dennoch hüllt die Atmosphäre den Hörer in Klangfalten ein, die – obwohl samtig – nach wie vor viel an Schrecken in ihren Tiefen zu verbergen wissen.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 13.03.2020)