PlattenkritikenPressfrisch

STREET KOMPASS Februar 2020

Liebe Mithörer,

“Speak the word – the word is all of us” (QUEENSRYCHE, 1988). Wer schreibt, der bleibt. Diesen Spruch dürfte wohl jeder kennen, auch wenn ich mir beim Großteil von euch, liebe Leser(innen) sicher bin, dass die erste Zeile ebenso im Gedächtnis eingebrannt ist und dazu noch ein warmes Gefühl hervorruft. Und eben dieses und andere Gefühle, die durch all die Künstler erzeugt werden, wollen wir Euch hier vermitteln, nachdem wir uns vorher intensiv dieser wunderbaren, ursprünglichen, elementaren Kunstform Musik hingegeben haben.

Nein, jetzt kommt keine Eigenlobhudelei oft gelesener Art, wir wollten Euch nur mal danken, dass ihr immer wieder mal reinschaut in unseren kleinen Spezialitätenhinterhof STREETCLIP.de, denn die Menge der meist durch echte Fans wie Euch und uns getragenen Onlinemagazine ist unüberschaubar…und das ist auch gut so. Die verbliebenen Printmagazine starteten auch mal als Fanzines und haben ihren Weg bis an die Spitze gemacht. Respekt.

Dass der Weg nicht immer leicht ist und manche Vorsätze und Ideale verloren gehen, dürfte klar sein. Dafür habt ihr dann ja noch uns, denen nur eins wichtig ist: Die Musik und die Verbreitung von würdigen Empfehlungen, damit diese dort landen, wo sie hingehören…zum Fan. Spreading the disease sozusagen. Speak the word… wenn ihr wollt, sprecht mit uns, denn wir sind genau wie ihr: Maniacs.

Euer Less

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t 

´H.E.A.T II´ von H.E.A.T

 

 


Q u i c k – R e v i e w s


BURNING WITCHES – Dance With The Devil
2020 (Nuclear Blast Records) – Stil: Heavy Metal

Fans der Schweizer All-Girl-Truppe standen unter Schock als Sängerin Seraina Telli ihren Ausstieg verkündete. Das Ende war Nahe, aber man hat das Ruder herumgerissen und mit Laura Guldemond eine mehr als starke Ersatzfrau in die Band geholt. Ihr Gesang ist roher, härter, was dann der Band die Möglichkeit gibt deutlich ruppiger zu agieren. So klingen viele Stücke deutlich härter als man es von den Vorgängern kennt. Man höre sich nur mal druckvolle, sehr riffbetonte Banger wie `Necronomicon` oder `The Sister Of Fate` an.

Andererseits liefert man aber auch Stücke, die man auf den Vorgängern hätte platzieren können. Man nenne nur `Dance With The Devil`, `The Final Fight` oder `Wings Of Steel`. Am Albumende hat man sich doch wirklich an eine MANOWAR Nummer ran getraut. `Battle Hymns`, einer der MANOWAR-Klassiker schlechthin, wird von den Damen überraschend gut intoniert. Als Gast haben sich ROSS THE BOOS und Mike Lepond nicht lumpen lassen. Nice. Das dürfte bei den zukünftigen Konzerten sicher interessant werden. Auch auf ihrem dritten Album beweisen die Schweizer Damen, dass sie keine Eintagsfliege sind, um die zu Beginn viel Hype gemacht wurde und dann nix mehr nachkam. Das Gegenteil ist der Fall.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


PAUL DI`ANNO – Hell Over Waltrop
2020 (Metalville/Rough Trade) – Stil: Heavy Metal

Das letzte Aufgebot für Paule. Anders kann man diesen Release nicht sehen. 2006 spielte der ex-IRON MAIDEN-Fronter PAUL DI`ANNO mit seiner deutschen Band PHANTOMS OF THE OPERA im westfälischen Waltrop eine Show auf dem Stadtfest.

Zwar wurde die Show damals mitgeschnitten, aber aufgrund eines Fehlers der Monitorcrew waren die Aufnahmen unbrauchbar. Mit neuster Technik hat man jetzt einen Rettungsversuch gestartet und ,ja, es hat geklappt. Aufnahme gerettet. Ist das jetzt gut? Nun ja, wir wissen, Paule kommt an seine exzellenten Gesangstage schon lange nicht mehr ran. An diesem Tag war er aber ganz ok drauf und dabei traf er immer mal wieder den Ton. Resultierend daraus bekommt man nun ein rohes, raues Livedokument ohne Overdubs.

Neben IRON MAIDEN-Klassikern das bekannte `Blitzkrieg Bob` von THE RAMONES, ein ALEX HARVEY-Track und ein Publikum, das gegen Ende hin komplett am durchdrehen ist. Höhepunkt der CD ist `Running Free`, über den Rest der MAIDEN-Songs legen wir einen Mantel des Schweigens. So etwas braucht eigentlich kein Mensch.

(ohne Wertung – Jürgen Tschamler)


INFRINGEMENT – Alienism
2019 (Crime Records) – Stil: Progressive Rock

Einen wunderschönen Prognachzügler aus dem letzten Jahr, nach geschmeidig-ruhiger PENDRAGON-/ ARENA-Art zubereitet, findet sich mit dem zweiten Album der aus Oslo stammenden Formation INFRINGEMENT.

In guter, alter Neo Prog-Weise präsentieren sie uns in rund 40 Minuten vier Lieder, davon zwei Longtracks, die das Herz eines jeden Anhänger oben genannter Gruppen höher schlagen lassen. Der kurze der beiden, das 10-minütige ´Triad´ beschenkt euch dazu mit versetztem Gesang á la YES, während der 17-Minüter ´Delirium´ mal wieder mit dem Irrglauben aufräumt, dass auf eine solche Länge Langeweile entstehen muss.

Selbst den Unterscheid zwischen GENESIS und MARILLION bekommt ihr hier erklärt. Grandios. Für den Mix und das Mastering konnte man keinen geringeren als THRESHOLDs Karl Groom verpfichten. Ihr wisst nun, was zu tun ist.

(8 progverträumte Punkte – Less Lessmeister)


MAGIC KINGDOM – MetAlmighty
2019 (AFM Records) – Stil: Symphonic Powermetal

„Geh zu ihr und lass‘ deinen Drachen steigen.“ (PUHDYS / 1973). Gesagt, getan. Auch im Jahre 2019 schlägt das Herz höher bei Drachen, Dämonen, Hämmern und…der holden Weiblichkeit mit ihren primären Attributen, wie auf dem Cover bereits zu bestaunen ist (5 € sind bereits in der Chauvikasse von Streetclip, auch wenn das als Kompliment von eurem Frauenbeauftragten No. 2 gedacht war).

Und jedes Genre hat seine Lebensberechtigung, ob man’s will oder nicht. Leben und leben lassen heißt die Devise und somit kriegt man auf der „Haben“-Seite des belgischen MAGIC KINGDOMs neben spartentypischen schnellen, hymnischen RHAPSODYen, skillvollem Gesang und ein wenig zu viel Kitsch (´In The Den Of The Mountain Trolls´ – puuuh) eben doch jede Menge tadelloser Handwerkskunst und Guitarwizardry, die irgendwann bestimmt mal vermisst wird – spätestens wenn diese Drachen komplett ausgestorben sind.

Ihr könnt mich jetzt verlachen, verachten, anspeien oder mit Unterwäsche bewerfen, doch ich bleibe standhaft mit meiner musikalischen Sünde, die einmal im Jahr eben sein muss und nehme mir als Lebensmotto den vierten Titel: ´Fear My Fury´!

(7 stolzgeschwellte Brüste – Less Lessmeister)


MAZE OF TERROR – Death Worshippers (Demo) & Evoked Black Souls (EP)
2020 (Alkolic Holocaust Records) – Stil: Thrash Metal

Man nehme einfach die 2018 erschienene EP `Evoked Black Souls` und das 2019er Demo `Death Worshippers` – einmal gut geschüttelt (nicht gerührt) und schwupps, fertig ist der „neue“ MAZE OF TERROR-Release. Aber ohne Spaß – endlich erfährt das Material der Peruaner nun auch eine reguläre CD-Veröffentlichung.

Das unheilige Dreigestirn Leviathan (Bass & Screams), Criminal (Gitarre) und Hammer (Drums) treibt schon seit gut zehn Jahren sein Unwesen in Undergroundkreisen und konnte sich vor allen Dingen bei der Thrash- und Death Metal-Gemeinde einen guten Namen erspielen. Und das nicht ganz unverdient, prügeln die aus Lima stammenden Haudegen doch unbarmherzig und in allerbester SLAYER-Manier (wie zu `Show No Mercy`-Tagen) ihre Thrash-Granaten mit Death-Anleihen unters Volk. Und das keineswegs als billige Kopie, sondern verdammt originell, da zusätzlich mit dem rauen und dreckigen Touch der frühen MOTÖRHEAD oder etwa TANK aufgemotzt. MAZE OF TERROR bedienen sich in etwa also der gleichen Zutaten wie einst die ganz frühen, teutonischen Genre-Vertreter von SODOM oder den kultigen VIOLENT FORCE.

Und genau in dieser Ecke würde ich den Sound von MAZE OF TERROR auch am ehesten sehen. Rau, roh, rotzig, ungestüm, wild und vor allen Dingen verdammt brachial, brutal und natürlich schnell eben. Nicht nur für Puristen absolut geil und empfehlenswert! That’s fuckin‘ great!!!

(8 Punkte – Armin Schäfer)


PORN – No Monsters In God’s Eyes – Act III
2020 (Echozone) – Stil: (Industrial) Rock

2017 begann die Trilogie über den inneren Kampf, gegen sich selbst und die Gesellschaft. Frontman Philippe Deschemin nahm sich der Geschichte „Contoye“ an.

Die Fortsetzung folgte 2019, ehe in diesem Jahr der dritte Teil die Story beendet. Der Protagonist wartet auf sein Ende, seinen Tod.

Bei PORN schießen die melancholischen und sphärischen Welten in die Gefühlswelt kraftvoll ein. Neben den direkten Einflüssen von TYPE O NEGATIVE und KILLING JOKE flirren bei den Franzosen ebenso TOOL, aber auch PINK FLOYD und DAVID BOWIE im PORN´schen Kosmos umher.

(7,5 Punkte – Michael Haifl)

 


RATIONAL YOUTH – Cold War Night Life (Reissue)
1982 / 2019 (Universal Music Canada) – Stil: New Wave / Electronic

Back to the 80ies. Aber sowas von! Bin ich der einzige, an dem dieses Album zu meinen „Bravo“ – Zeiten vorbeigegangen ist, oder hatten’s RATIONAL YOUTH nie da rein geschafft? Auf den Spuren von KRAFTWERK, GARY NUMAN, VISAGE, ULTRAVOX oder DEPECHE MODE wandelten die Kanadier auf ihrem Debüt, welches zu der Zeit in ihrer Heimat eines der ersten All-Synth-Alben war und anscheinend ein Riesenhit wurde.

Noch während ich diese Zeilen schreibe und mich mit der äußerst interessanten Geschichte dieser Band befasse, bin ich schon am abkotzen über die derzeitige Schallplatten-Preispolitik der Industrie, die dem Discogs-Preis von rund 30€ für die Neuauflage noch 15 draufsetzt.

Somit ist meine Motivation für eine längere „Vergessene Juwelen“- oder gar „Lebensverlängernde Werke“- Ausführung sowas von Six Feet under dem Keller, ich empfehle die Weblektüre über diese wunderbare Band (bei der ich mich hiermit entschuldige und hoffe, dass sie mit diesem Rip-Off nichts zu tun hatte) und rufe das erste Mal zum Unglaublichen auf: Streamt oder wenn ihr die Künstler unterstützen wollt, downloaded diesen Klassiker auf Bandcamp.

Fuck the system! (Less Lessmeister)


RE-MACHINED – Wheels Of Time
2020 (Pride & Joy Music) – Heavy Metal / Rock

Im Fußball beide (wieder) Kellerkinder (jaja, mit 2 Klassen Unterschied…NOCH) haben Kaiserslautern und Mainz wenigstens musikalisch was zu bieten. Hier die Übertragung der Mainzelmännchen:

Bravissimo! Ein Einstieg, der PRETTY MAIDS, ACCEPT, JUDAS PRIEST und einen griffigen Hardrock Refrain vereint, muss man erst mal so hinkriegen. Stimmlich und songtechnisch bringen uns die ´Wheels Of Time´ ein ums andere Mal wie mittels einer guten, alten Zeitreise im Delorian zu den glorreichen ´Wheels Of Steel´, die von einer teutonischen Metalmaschine angetrieben werden und der Eisernen Jungfrau die Twingitarren ins wallende Haar flechten. Alles klar?

ACCEPT meets SAXON…Brexit hin, Brexit her…RE-MACHINED stehen für den Handschlag zwischen German Stahl und British Steel. Ein Pakt für die Ewigkeit.

Anspieltipps: ´Heart On Fire´, ´Re-Machined´, ´In My Life´, ´Killing Words´ und ´Paradise Lost´.

(7,5 timeless Steelwheels – Less Lessmeister)


SOLO ANSAMBLIS – Olos
2020 (Artoffact Records) – Stil: Electro / Post-Punk

Achtung: Kein Metal! Ja fein. Ebenso fantastisch wie das Salvador Dalí-artige Artwork, in dessen Zentrum der pinlose Pinhead aus ´Hellraiser´ prangt, gestaltet sich die Musik, die zwar gesanglich eher monoton, jedoch im in ihrer Gesamtheit äußerst stimmungsvoll aus den Boxen dröhnt. Tanzen ist angesagt, nicht so aggressiv wie beim pogenden EBM, nein, in sich selbst gekehrtes moven.

Ein wenig DAF, ein wenig EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN bis hin zu JOY DIVISION bringt den beatorientierten Elektrolurch auf Touren, solange er sich nicht an fremder Zunge stört, denn SOLO ANSAMBLIS kommen aus Litauen und intonieren ihre Musik nicht englisch. Die Sounds des Vierers sind teilweise recht oldschoolig, so wie bei uns damals zur Neuen Deutschen Welle die Synthies geklungen haben.

Ihre eigene Stilbeschreibung „Sad Dance“ trifft den Nagel tatsächlich auf den Kopf – so klingt zum Beispiel ´Neturejom Dainos´ wie RIGHEIRAs´Vamos A La Playa´ ohne Strand, ohne Wasser, nach Sonnnenuntergang. Live sollen die Balten eine Macht sein und wer ein Herz für diese Richtung und ein zuckendes Tanzbein sein Eigen nennt, sollte ´Olos´ unbedingt anchecken.

(7,5 zappel-lurchende E-Punkte – Less Lessmeister)


SPELL – Opulent Decay
2020 (Bad Omen Records) – Stil: Heavy- /Classic Rock

Das Vancouver-Trio schmeißt sein drittes Album in den Ring und setzt wieder auf hohe Originalität und Eigenständigkeit. Schon mit den beiden Vorgängern hatte man so seine Mühe die ordentlich musikalisch festzunageln. `Opulent Decay` macht die Sache nicht leichter, gar sogar noch etwas verzwickter.

Im Zusammenhang mit den zwei bisher erschienen Alben tauchten immer wieder Namen wie RUSH und BLUE ÖYSTER CULT auf. Hm, sicher kann man hier und da solche Einflüsse in die Mucke SPELLs hineininterpretieren. Auf `Opulent Decay` dringt der frühe RUSH-Einfluss gut bei `The Iron Wind` durch. Aber auch im Titeltrack hinterlassen ganz frühe RUSH ihre Spuren. Cool auch Querverbindungen zu gaaaannnnzzzz frühen JUDAS PRIEST. Man höre `Impriosoned By Shadwos`.

Ansonsten machen SPELL schon ihr eigenes Ding. Retro, aber eben anders. Das braucht Zeit um den Tiefgang und die manchmal eher untypischen Songpassagen komplett zu erfassen. SPELL sind eine dieser Bands, die Zeit brauchen bis sie zünden, aber dann. Anderseits ist das auch eine dieser Truppen, die die Szene spaltet. Love or Hate sozusagen. SPELL sind in meinem kleinen Musikkosmos eine Bereicherung, gerade weil sie untypisch klingen. Ran an den Speck, Gourmets.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler)


SUPERSUCKERS – Play That Rock `n `Roll
2020 (Steamhammer/SPV) – Stil: Rock `n`Roll

Eddie Spaghetti, bekanntermaßen Bandleader und Fronter der SUPERSUCKERS, hält an seinem Versprechen fest, regelmäßig Alben nach seinem Comeback zu liefern. Aufgenommen in nur vier Tagen in Willie Nelsons Studio in Austin, liefert man einen staubigen Wüsten Rock`n` Roll Trip.

War der Vorgänger noch deutlich vom Country infiziert, rulen hier die Stromgitarren. Man gibt mal wieder eine Scheiß auf Vorgaben und macht das, wozu man Bock drauf hat. Und gerade das macht das Album dann wieder so sympathisch. Satte Grooves und krachende Gitarren dominieren hier.

Fröhlichen Rock`n`Roll sucht man dennoch vergebens. Die schwarze Seele von Eddie kommt hier einmal mehr zum Vorschein. Cool auch die Coverversion von MICHAEL MONROEs Gassenhauer `Dead, Jail Or Rock`n`Roll`! So gefallen einem die SUPERSUCKERS wieder. Dreckig, Mittelfinger-Attitüde und Leck-mich-am-Arsch- Rocker. Well done.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


SYTERIA – Reflection
2020 (Syteria Records/Cargo) – Stil: Punky Metal

GIRLSCHOOL-Gitarristin Jackie Chambers hat sich mit SYTERIA ein zweites Standbein geschaffen, mit dem sie schon 2017 ein erstes Album vorgelegt hatte. `Rant-O-Bot` erschien als Eigenproduktion und ging eigentlich komplett unter. Jetzt liegt mit `Reflection` das zweite Album vor – mit einem neuen Line-up.

Musikalisch hat sich nicht viel geändert. Chambers als Hauptsongwriterin, hat ein leichtes Punk-/Pop-Faible. Und so klingt das Album dann weniger Metal und schon einmal überhaupt nicht nach NWoBHM. Dabei startet man mit `Make Some Noise` ziemlich cool und Parallelen zu kommerziellen GIRLSCHOOL-Stücken sind nicht von der Hand zu weisen. Auch das albumschließende `Guilty` tendiert in diese Richtung.

Der Rest des Albums ist dann punkig-/rocken-rollig und JOAN JETT und Co. sind die Referenz für die Tracks. Nett, aber irgendwie auch sehr harmlos und somit belanglos. Songs, die den Test of Time definitiv nicht bestehen. Schade. Von Chambers hätte ich deutlich mehr erwartet, ist sie doch auch eine der treibenden Kräfte bei GIRLSCHOOL.

(5,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


VLAD IN TEARS – Dead Stories Of Forsaken Lovers
2020 (Echozone) – Stil: Alternative Rock

VLAD IN TEARS tragen Eyeliner und lassen halbtote Menschenleibe aneinander kuscheln. Ein roter Eng-Tanz der Melancholie zwischen rot und grün beginnt: Wenn Kollege Less die Musik der Italiener hören könnte, würde er flugs seine Karin schnappen und gut geschminkt jeden Song auf dem „M’era Luna“ und „Castle Rock“, bei denen die Italiener bereits aufspielten, abfeiern, bejubeln und sich ausgiebig ergötzen.

Wenn Ihr Euch heute auch etwas Kajal gönnt, oder ihn als Tattoo fest installiert habt, müsst ihr einfach VLAD IN TEARS hören, denn die nach Berlin umgezogene Formation – der Song ´Born Again´ hat sogar deutschen Gesang von Lex Megahertz – spielt ihren Rock mit Gothic-Sentimentalitätsbegeisterung gleich im Opener ´We Die Together` oder ´Heavy Rain´ ganz im Sinne der Finnen HIM. Da schießen die Freudentränen in die Augen. Die Italiener wären folglich ganz auf dem Trip der skandinavischen Jeder-Stil-Ist-Interpretierbar-Bands, wenn sie nicht schon selbst ihr achtes Album am Start hätten.

Wer zur Digipak-Version greift, erhält als Bonus sechs Band-Classix in ihrer Akustik-Darbietung plus den ALICE IN CHAINS-Song ´Man In The Box´. HIM- und THE RASMUS-Junkies heben nun rasch die Hände hoch.

(7 Punkte – Michael Haifl)


V/A – Destination Lust – The World Of Love, Sex And Violence
2020 (Bear Family Prodcutions) – Stil: Rock’n’Roll

Zum Abschluss noch einmal ordentlich Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Zumindest zweierlei wird öffentlich beworben: Sex und Rock’n’Roll. Dazu passt natürlich auch Love und Violence. Böse Mischungen. Aber Liebe lässt niemanden kalt. Musik sollte es auch nicht.

Darum schenkt „Bear Family“ einen Sampler aus der „Destination-Serie“ aus. Um den Spaß an Liebe und Sex zu unterstützen. Das haben sie sich zumindest gedacht und unter guter Vorbereitung einen Silberling in ein schön gelbes Coverartwork mit einem dicken, 28-seitigen Booklet – mit vielen Fotos und Illustrationen zu jedem Song! – umhüllt. 78 Minuten müssen für das Vorspiel erst einmal genügen, oder gleich auf Repeat drücken.

Es wird also hoch-erotisch, als Frauen noch Frauen und Männer noch Männer waren. Als Kleid und Anzug noch ordentlich saßen und nur natürliche Auswuchtungen diesen eine schöne Wölbung bescherten. Man sprach nicht über Sex, man hatte Sex. Und die Sexbomben konnten singen: Jayne Mansfield, Lizabeth Scott, Ann-Margret, Elke Sommer, April Stevens und Mamie van Doren. Dazu eine musikalische Untermalung direkt aus dem Varieté, der Bar oder der Showbühne. Hits und Raritäten geben sich hier die (virenfreie) Klinke in die Hand. Und die Raritäten kommen nicht nur von Andrea Tosi (´La Sorella Di Cristine´) oder Ruth Wallis (´Long-Playing Daddy´). Sexbomben Alarm.

(Michael Haifl)


WILDNESS – Wildness
2017 (AOR Heaven) – Stil: Hard Rock / AOR

Überraschungen erlebt man Gottseidank auch als Fan im besten, gehobenen Rockeralter immer wieder. So auch beim vorletzten H.E.A.T. Festival in der verblichenen ROFA Ludwigsburg (schnüff, heul!), als eine junge Band aus Schweden sich locker gegen Größen wie MICHAEL BORMANN’S JADED HARD oder Johnny Gioelis HARDLINE behaupten konnte.

Das Debüt der Jungs vier Jahre nach Bandgründung ist schlicht und ergreifend ein Muss für Hard Rock-Fans, allen voran Frontmann Gabriel mit einer unglaublichen Stimme und ihrem hohen Wiedererkennungswert, die live sogar noch beeindruckender war. Egal ob ihr auf alte Helden wie die wiedererstarkten TREAT oder neue Hoffnungsträger á la ECLIPSE steht, dieses Werk solltet ihr kennen! Es erwarten euch zwölf Streicheleinheiten und Orgasmen.

Anspieltipps: das fette ´War Inside My Head´, die überragende Hommage über die Hügel und weit weg zu GARY MOORE in die ´Highlands´, Uptempo-DOKKEN mit ´Falling Down´ und ´Down In The City´

(BIG 8 Points – Less Lessmeister)


 

 

 

DOOM – Zugabe

 

 

ON THORNS I LAY – Threnos
2020 (Independent) – Stil: Death/Doom

Wow! Das ist seit langem das beste, was ich in Sachen Melodic-Death-Doom-Metal, natürlich mit Betonung auf Doom, zu hören bekommen habe.

Natürlich lässt die alte Schule grüßen, aber hier sich ebenso wunderbare Melodiebögen und neue Riffs dabei.

Also, beide Daumen hoch für die Griechen, die das Werk ´Threnos´ vertont haben. CD ist bestellt!

(Thomas Wolff)

 

 

 

 


Und nicht erst im nächsten Schaltjahr sehen wir uns wieder.
Michael und das gesamte Streetclip-Team

 


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