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DROWN – Subaqueous

~ 2020 (Lupus Lounge) – Stil: Funeral Doom ~


´Subaqueous´ ist das zweite Album des Ein-Mann-Bestattungsprojekts DROWN, mit dem TCHORNOBOG-Mastermind Markov Soroka bereits 2014 zum ersten Mal auf Tauchstation ging und es ist in nahezu jeder Hinsicht eine gelungene Weiterentwicklung seines Vorgängers. In den Bereichen Musikalität, Songwriting und Produktion hat sich der gebürtige Ukrainer in den letzten sechs Jahren erheblich gesteigert und bewegt sich mit seinem packenden Funeral Doom nun auf wundersame Weise zwischen traurigen Melodien, pochender Verzweiflung und bedrohlichen Momenten des Gleitens. Tief getränkte Vocals. Höhlenartige Riffs. Melancholisch-saubere Leads.

Auf lediglich zwei Songs von jeweils um die 20 Minuten taucht der in Portland, Oregon, ansässige Soroka erneut auf der Suche nach dem ultimativen, ozeanischen Druck nun noch viel weiter hinab in die Tiefe. Seine exzellente Gitarrenarbeit verbindet hierbei Gothic- und Dark-Wave-Stile mit dem heftigen Riffing des Doom, und erschafft ein ganzes Weltmeer voller mürrischer Melodien, die sich über das gesamte Album hinweg ausbreiten, während die Strömung sie zunehmend mit in ihre Abgründe reißt.

Das monolithische ´Drowned VI: Mother Cetacean´ beginnt noch mit sanften Umgebungseffekten und düsteren Klängen des Meeres, wonach zunehmend gothische Riffs, aber auch schwerere Doom-Leads in das Geschehen eingreifen. THE CURE oder aber FIELDS OF THE NEPHILIM kommen mir dabei immer wieder in den Sinn, wobei das tiefe Todesgebrüll mit den weinerlichen Harmonien auf vortreffliche Weise harmoniert. Das Tempo und der Fluss sind ausgezeichnet, mit dem Gefühl, einfach nur zielgerichtet dahinzutreiben. Riffs zirkulieren und verblassen – nur um später in etwas anderen Formen wieder zurückzukehren.

´Drowned VII: Father Subaqueous´ ist in Konzeption und Ausführung ähnlich, besitzt jedoch eine deutlich größere hypnotische Wirkung, was vor allem an den zahlreich eingesetzten Wassereffekten liegt, die als stetiges Aufwirbeln von Meerestiefen besonders effektvoll zum Einsatz kommen. Es entsteht eine Atmosphäre, als wäre man unentrinnbar in den dunklen Tiefen versunken und lediglich einige diffuse Lichtstrahlen dringen noch hindurch. Zum Finale des Songs klingen schließlich Streichinstrumente an und obwohl sie nur sparsam eingesetzt sind, verhelfen sie dem Album zu einem Abschluss in voller Anmut.

Soroka beschreibt seinen Stil als „Aquatic Doom“, und gewisse Ähnlichkeiten in klanglicher Ausrichtung und lyrischer Thematik zu den ebenfalls superben AHAB sind nur schwer zu leugnen. Was ´Subaqueous´ jedoch von anderen Genre-Vertretern schließlich unterscheidet, ist die Einbeziehung einer Fülle von Elementen aus Gothic und Dark Wave, die der Schwere einen erheblichen melodischen Auftrieb verleihen, und es dem Hörer ermöglichen, sowohl die zermalmenden Tiefen als auch die Schönheit zu schätzen, die in den wirbelnden Strömungen verborgen sind. Ein berauschendes Sinneserlebnis, das einen unter einer Welle nach der anderen niedergeschlägt.

(8 Punkte)