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GOTHIC STONE – Haereticus Empyreum

~ 2019 (Black Widow Records) – Stil: Occult Doom ~


In Italien laufen schon immer die Uhren anders. Denn musikalische Einzigartigkeit schöpft aus der Unterbrechung des Laufs der Zeit. ADRAMELCH und DARK QUARTERER, oder BLACK HOLE und PAUL CHAIN in den eher dunkleren Sphären, seien nur genannt.

Aus Palermo begegnen uns derzeit GOTHIC STONE, eine bereits in den frühen Neunzigerjahren aktive Formation. Aber erst 25 Jahre später gelingt es ihnen, via „Black Widow Records“ ihr Debüt-Album der Menschheit zu vermachen.

´Haereticus Empyreum´ ist ein Doom-Album, italienisch traditionell in ungewöhnlicher Darbietung. Denn natürlich sind alle sechs Kompositionen nicht unbedingt in schleppender Gangart gefangen, und finden immer wieder aus der Dunkelheit in episches Licht hinaus. Wer an PAUL CHAIN und THE BLACK denkt, muss bei GOTHIC STONE ebenso die Ursprünge mit BLACK SABBATH berücksichtigen. Dass der Albumklassiker ´Nightfall´ von CANDLEMASS mit dem instrumentalen Song ´Gothic Stone´ beginnt, dürfte weitere Erklärungen erübrigen. Gleichwohl stehen glorreiche Italiener immer mit beiden Beinen im Heavy Metal. So auch GOTHIC STONE, die nicht nur den frühen JUDAS PRIEST, die Tür zu ihrem Sound öffnen, sondern zugleich ANGEL WITCH oder MANILLA ROAD als Einfluss benennen.

 

 

Am Gesang treffen wir Gabriele „Nightcomer“ Grilli an, der aus seinen Tagen bei DOOMSWORD kein Unbekannter sein sollte und zuletzt allein bei SANGREAL in Erscheinung trat. Als Neuling ist ebenfalls Salvo Sicilia am Schlagzeug zu bezeichnen. Die beiden Gitarristen, Vincenzo Mandarano und Salvatore Fallucca, sowie Bassist Rodan DiMaria gehören jedenfalls zur Urbesetzung, die zwischen 1991 und 1993 bereits regsam war.

 

 

Der Opener ´Dies Irae´ kennt neben BLACK SABBATH auch VENI DOMINE. Eine kraftvolle Italo-Orgel setzt die sakrale Grundstimmung. Der Gesangsvortrag stammt zu Beginn aus der Bibel („Hesekiel“) und ist von seinem Text her sogar dem einen oder anderen aus „Pulp Fiction“ bekannt, ehe der Chor den epischen Höhepunkt in Latein vorträgt. Das neunminütige Epos ´Caereris Mundus (The Necromancer)´ frohlockt zu Beginn mit Glocken, dem emotionalen Gesang von Gabriele Grilli und einem, wie des Öfteren anzutreffenden Bridge-Gesang auf Latein. Mehr Metal, im Angesicht des Gesangs und der retrograden Musik, geht kaum. JUDAS PRIEST und RAINBOW dürfen an dieser Stelle aus der Ferne ebenso ihre Erwähnung finden. In ´Luciferian Dawn´ darf sogar der Refrain auf Latein gesungen werden und in der ansonsten mystischen Komposition ´The Oath Of The Gothic Stone´ blinzelt etwas CANDLEMASS durch.

You will die in the eve of Candlemass / You will rise in the eve of Candlemass / By the oath of the gothic stone

Teile von ´Sidereus Nuncius´ und ´Dies Irae´ sowie ´Caereris Mundus´ sind aus alten Zeiten herübergerettet worden. Ansonsten ist aber alles seit der Wiederbelebung 2013 frisch komponiert worden. Wer somit bei Erwartung von klassischem Heavy Metal mit NWoBHM-Anleihen im epischen Doom-Kontext ins Schwitzen gerät, greift umgehend zum Vinyl von GOTHIC STONE.

Die letzten Worte gehören Galileo Galilei (1564 – 1642):

„Attamen longius illa prospiciens
Cum optime intelligeret
Omnia humana monumenta
Vi tempestate ac vetustate
Tandem interire
Incorruptiora signa excogitavit
In quae tempus edax
Atque invidiosa vetustas
Nullum sibi ius vindicaret“

(8 Punkte)

https://gothicstone.bandcamp.com/album/haereticus-empyreum

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