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MYRMIDION CREED – Through Painful Eyes

~ 1994/2019 (Independent) – Stil: Prog Metal ~


Langsam kommt die kleine deutsche Legende MYRMIDION CREED wieder auf Touren. Nachdem die Herrschaften im Nachgang zu ihrem einzigen Album ´Through Painful Eyes … And Thoughts Of Hope´ im Nebel der Zeit abtauchen konnten, standen sie 2018 urplötzlich mit einer EP vor der Tür. ´Nothing But My Face´ verfolgte zwar nicht direkt den glanzvollen Sound des Debüts, dennoch war es eine Rückbesinnung auf eben jene Tage und ein erster Schritt in ein weiteres Leben.

Inwieweit der Gruppenverband MYRMIDION CREED nochmals richtig in Fahrt kommt, zu neuen Taten aufbricht und ein abendfüllendes Werk aufnimmt, werden die nächsten Monate zeigen. Hoffen wir, dass noch genügend Lebenssäfte vorhanden sind.

Zur Überbrückung schenken MYRMIDION CREED abermals einen großen Schluck ihres Zaubertrankes aus. Auf eigenes Risiko haben sie ihr 1994er Debüt frisch remastern lassen und bringen es als echten Silberling, allein in einem Pappschuber auf den Markt. Das Booklet wollen sie eventuell auf der Webseite zur Verfügung stellen.

Da auf der Rückseite des Pappschubers nicht die Worte “ … And Thoughts Of Hope“ zu finden sind, nennen wir die remasterte Version einfach ´Through Painful Eyes´; der Zusatz war den meisten Hörern bislang ohnehin nicht bewusst.

MYRMIDION CREED sind nicht so US-metallisch wie QUEENSRYCHE, eher so leichtfüßig brillant wie SECRECY. Sie sind nicht so doomig wie VENI DOMINE, vielmehr so emotionsgeladen wie SOUL CAGES. Zudem können die Gitarren 1994 natürlich so psychedelisch wie PSYCHOTIC WALTZ kreisen. Das alles lässt sich bereits aus dem Eröffnungssong ´Floating´ erkennen.

Edle progmetallische Aufbauten demonstrieren weitere Ausnahmekompositionen wie ´Ice On The Water´ oder ´Outside The Mirror´, in dem die Steigerung der Songstruktur dem hohen Schrei von Volker Riedel in nichts nachsteht. Hörer von SIEGES EVENs ´A Sense Of Change´ oder NOOM gehen bei ´Suffer In Silence´ auf die Knie, Hardliner gar richtig bei ´Losu Savjest´. Derweil die halbe Welt aufgrund der Textzeile „Take Hold of the Flame“ fälschlicherweise an QUEENSRYCHE denkt, ergießt sich ´Broken Rainbow´ langsam im Melodienhimmel.

In der unter Naturgeräuschen und Vogelgezwitscher ertönenden Schlussballade ´Thoughts Of Hope´, vielfach gar an CRIMSON GLORY denkend, singt Volker Riedel die Zeile: „Tell me that this is not the end“. Das Ende war gleichwohl für MYRMIDION CREED leider Gottes nicht mehr fern.

Das Remastering versucht derweil – mit Erfolg – dezent, dem Gesamtsound die Höhenlastigkeit der Achtzigerjahre Produkte zu entreißen. Und als Bonus enthält diese Edition den ´VoodooSong´, einen flotten Melodic-Rocker, dem an Progressvität etwas RUSH ins Gesicht geschrieben steht. Um das Jahr 2010 komponiert, ist er in der Original-Besetzung Volker Riedel (Gesang), Jan Toporski (Gitarre), Walter Schlay (Bass) und Gerd Müller (Schlagzeug) aufgenommen.

´Through Painful Eyes´ hat 25 Jahre später nichts von seinem Reiz verloren und ist immer noch zehn Punkte wert.

(Klassiker)

http://www.myrmidion-creed.de/contact.html

Order: Jan.Toporski@t-online.de