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LADY CATMAN – Eyes Wide Open

~ 2018 (Weimar Recordings) – Stil: Variantenreicher Guitar-Wizardess-Metal ~


Es gibt diese Situationen, die der nicht abebbenden Veröffentlichungsflut von starken Alben geschuldet sind. Dummerweise müssen die Interessantesten drunter manchmal leiden. Du hörst ein Album, welches dich und deine Zeit fordert, schiebst dein Aufsätzchen darüber wieder und wieder bis zum nächsten Hören vor dir her und ziehst andere Outputs vor, bis die Altersmetallerdemenz übernimmt und ein Stück Kunst in Vergessenheit gerät. Glücklicherweise hat Kommissar Zufall immer einen Plan B und diese vergessenen Kleinode rücken erneut ans Licht…und sind beim abermaligen Hören in der Zwischenzeit weiter gewachsen.

So erging es mir mit der wunderbaren Cathleen LADY CATMAN und ihrem ersten Soloalbum nach ihrer Zeit bei den unvergleichlichen APOKALYPTISCHEN REITERn. Doch dank ihres Mitwirkens bei der All-Female-AC/DC-Tribute-Band SHE’S GOT BALLS (an deren Schießbude übrigens Anja, die Drummerschwester von ANGEL DUSTs letztem Original Dirk sitzt), die auf der kommenden HEADBANGERS NIGHT aufspielen werden, musste ´Eyes Wide Open´ wieder exhumiert werden. Gottseidank!

LADY CATMAN hatte sich für ihren metallischen Rundumschlag (bei dem sie so ziemlich alles außer Schlagzeug selbst spielt bzw. schreibt, orchestriert und arrangiert) namhafte Verstärkung ins Boot geholt, an dieser Stelle seien nur der unvergessene Warrel Dane (R.I.P.) und sein Guitarwizard Jeff Loomis (jaja, natürlich auch ARCH ENEMY), Todd Michael Hall (RIOT V) und Henning Basse (u.a. FIREWIND, MAYAN, ex-METALIUM, ex-SONS OF SEASONS) – der auch den Großteil der Kompositionen veredelt – genannt.

Schon das Intro macht richtig Laune, gefolgt von fettem, reinrassigem Powermetal (´Waiting For You´), riff- und shredorientiertem Progressivmetal (´Eyes Wide Open´ mit dem ewig in unseren Herzen bleibenden Warrel Dane am Mikro) und der Megaballade ´The Light´. Dieser bunte Strauss Katzenblumen erblüht in ständig andersfarbiger Form auf diesem abwechslungsreichen Debut. Und das ist vielleicht in der bösen, engstirnigen Welt da draussen ihr einziges Problem, woraus für mich wiederum ein weiterer Pluspunkt erwächst. Heli Reißenweber von MAERZFELD veredelt das geniale Neue Deutsche Härte Stück ´Bauhaus´, das die Brücke zu den APOKALYPTISCHEN REITERn schlägt und Freunde von KNORKATOR bis LINDEMANN begeistern sollte mit seinem humorvollen, aber auch kritischen Text. Also Finger weg von dem Video da unten, liebe reinrassigen Truemetaller und auch Vorsicht vor der latenten Elektronik und Moderne im folgenden Hit ´I Can Fly´.

Besonders stark auch der Metalkracher ´The Time´, der ein klein wenig HELLOWEEN mit Eiern und außergewöhnliche Arrangements mit Growlingparts verbindet – wäre einer der Titel des Jahres 2018 für meine Playlist geworden, nicht zuletzt wegen der extraordinären Gesangsdarbietung der hammerstarken Hilke Braun. Schande über mich! Naja, dann eben jetzt…und rein in den Napster; Leute nerven bei nächster Gelegenheit…und Tanzen. Wild und hart – Obacht geben, GPS. Ebenso geil gebärt sich Schmiers (DESTRUCTION, HEADHUNTER, BASSINVADERS – nur der Vollständigkeit halber) Gastauftritt auf dem thrashenden Fetzer ´Master Of Illusion´. Zu guter Letzt fegt die Hymne ´Secrets Of The Mountain´ endgültig alle eventuellen Bedenken über die Punktvergabe weg. Cathleens Gitarrenarbeit sollte das Herz eines jeden US-Metalfans höher schlagen lassen, glaubt’s mir oder hört lieber selbst.

LADY CATMAN brilliert technisch als auch in Puncto Songwriting auf einer Stufe wie meine erklärte US-Lieblingsklampferin TARA LYNCH und so zögere ich auch keine Sekunde mehr mit der Punktevergabe, die keinerlei Vergessensbonus beinhaltet, nein Cathleens ´Eyes Wide Open´ ist essenziell und gehört in jede gut sortierte Sammlung. Augen und Geist eben schön weit aufmachen bei der Musikwahl…und solche Alben NIEMALS mehr zum später Hören in die Ecke stellen!

(9 katzenkrallenscharfe Punkte!)

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