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SOUL STEELER – The 9th Perspective

~ 2018 (Independent) – Stil: Female Fronted Progressive Metal ~


Da lernt man in heller Vorfreude auf UP THE HAMMERS auf der Dachterrasse in Athen freundliche Belgier kennen, trifft sich immer mal wieder auf einschlägigen Festivals und fährt irgendwann mit einer CD im Gepäck nach Hause. Und siehe da, das ausgelutschte Genre Female Fronted Metal bekommt neue Impulse aus dem Underground.

Nicht nur die Männers von SOULSTEELER spielen erfrischend vielschichtig unkonventionell auf dem Debut nach 5(!) Demos auf, nein, ihre Frontdame Angélique brilliert mit ihrer unverkennbar außergewöhnlichen, eher im mittleren Tonleiterbereich liegenden Stimme und starken Growls wie einst Melanie von unseren unvergessenen Hamburgern MEGACE. Dazu klassische Gitarren- und Keyboardsoli, metallische Heavyness der Rhythmusfront und das Ganze auf leicht progressiven Pfaden. Alle phänomenalen Gitarrenparts stammen von Jeroen, der dazu noch Aufnahme und Mastering übernommen hat. Das ist der Stoff, aus dem melodische Metallträume gemacht sind.

Schon das epische Intro macht Laune, bevor die ´Controllers Of The Light´ losballern. Das mystische ´Space Of Dust´ besticht durch herrliche Shredriffs und stimmungsvolle Calm-Down-Parts. Doomig startet die ´Intersection Of Time´ und wächst in einen hier und da an CHASTAIN erinnernden Heavy-Smasher mit wunderbaren, parallelen Gitarren-Keyboardläufen. Eine unheilvolle Glockenmelodie setzt Akzente für den dramatischen Melodictrack ´Scattered Fragments´ und erneut besticht die fabulöse Gitarrenfrickelei als auch Rafs virtuoses Keyboardspiel.

Hier stimmt einfach alles. Hört euch nur mal das vertrackte ´Halo Of Violence´ an mit dem Rhythmus, bei dem man mit muss. Spätestens hier wird die Klasse von Bart an der Schießbude und seinem Tieftönerfundamentalisten Ken am Bass deutlich. Danach folgt das herrlich zu Piano shreddende ´At The Ends´ mit seinen ruhigen, von melodischen Bassläufen untermalten Parts. Hitpotential auch durch die Gitarrenarbeit entwickelt ´Life Is Sinister´, ´Sign Nr.9´ definiert den Begriff „schräge Kauzprogspeedhymne“ inklusive Klassiksolopart neu und ´The Ferryman´ bringt dich zum Abschluss episch über tobende Gewässer in musikalisches Neuland – in dem sich jeder KIT-Gänger heimisch fühlen sollte – statt über den Styx ins Jenseits.

Atemberaubend, was hier an abgefahrenen Ideen und Arrangements zu unkonventionellen Vocals und Melodielinien auf dich hereinprasselt – ein wahres Fest für Progressive-Metalfans mit einem Fable für variable Fronterinnen. Da muss ich mich an ein legendäres ASTERIX-Zitat anlehnen: „Wie holt ein Belgier einem Metalfan ein Staubkorn aus dem Auge?“ DAMIT. Direkt auf die Lichter, Sisters & Brothers.

(8,5 Punkte)

 

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