PlattenkritikenPressfrisch

Z-LOT-Z – Anthology: Power Of One

~ 1995/1998/2020 (Arkeyn Steel Records) – Stil: Melodic (Prog) Metal ~


Zeit für Classic Metal? Keine Sorge, diese Musik werdet Ihr so schnell nicht mehr aus der Anlage nehmen. Zeit für US Metal? Dafür muss sowieso immer Zeit sein. Ergo begeben wir uns in die Achtziger- und Neunzigerjahre, in die goldenen Zeiten, als Honig und Milch flossen. Wir beamen uns nach Houston, Texas, und erleben den Aufstieg von Z-LOT-Z, zu einer kleinen Underground-Größe, zu größerem Ruhm reichte es entgegen der eigenen Fähigkeiten nicht.

Die Gitarristen Eric Halpern und Gregg Gill, der einmal auch bei DISTANT THUNDER spielen sollte, Sänger Tom Calandra, später ebenso in ECHO TEMPLE zu genießen, Bassist Shane Dubose und Schlagzeuger Van Eric Turner, ebenso bei AZRAEL’S BANE, waren zusammen mit dem darauffolgend hinzugekommenen Keyboarder Adam Rawlings zur lokalen Szene-Größe herangewachsen, supporteten DIO, TESLA, MALMSTEEN, FIREHOUSE, SLAUGHTER und einige mehr. Die Milch floss in Strömen.

 

 

Ihre ersten Aufnahmen absolvierten sie in 24h- oder 48h-Blöcken, nahmen so in drei Tagen die erste EP namens ´92´ und in fünf Tagen ihr Debüt ´Tearing At Your Mind´ (1995) auf. Beide wurden in den „Sound Arts“ Studios mit Engineer Brian Baker aufgenommen. Für den Nachfolger ´Soul Existence´ (1998) hatten sie mehr Zeit und nahmen mit Matt Weaver im „Stone Logic“ auf.

Mit den gesammelten Werke von Z-LOT-Z beglücken uns im Jahre 2020 nun „Arkeyn Steel Records“. Selbst wenn wir bereits im Besitz der einen oder anderen Scheibe sind, bleibt ein Zugriff auf diese Doppel-CD nicht aus. Schließlich beinhaltet ´Anthology: Power Of One´ die erste CD ´Tearing At Your Mind´ plus die Demo-EP ´92´ aus 1992, inklusive eines dort nicht enthaltenen Songs, natürlich auch die zweite CD ´Soul Existence´ sowie ein Outtake aus diesen Sessions sowie drei Live-Songs. Das Mischungsverhältnis zwischen Honig und Milch änderte sich jedoch in all den Jahren.

 

 

Die Sternstunde von Z-LOT-Z trat bereits mit der Demo-EP ein, die zuerst auf Kassette, erst 2000 als Silberling veröffentlicht wurde. Auf diesen Songs schwebt die Band im melodischen Metal-Himmel. Große Hooks und echte US Metal-Melodien. Etwas mehr Keyboards als zu späteren Zeiten bekräftigen die Regel, dass das Demo bzw. das Debüt immer der Band-Höhepunkt sind. ´Lonely Is The Hunter´ oder der melodische Hardrocker ´Who’s The Believer?´ sind solch angekündigt große Songs, obgleich der Rest, etwa ´Road To Nowhere´ diesen in nichts nachsteht.

Spätestens mit dem Debüt ´Tearing At Your Mind´ und seinem gleichnamigen Titelsong, oder auch ´Living For Today´, empfingen Z-LOT-Z alle Anhänger von QUEENSRYCHE mit offenen Armen und diese streckten die ihrigen vor Begeisterung empor. Hier strahlte ein infraroter Background-Gesang zu einem meisterlichen Sänger, der einerseits den Geoff Tate und andererseits den David Coverdale geben könnte. Musikalische Schönheiten der Kategorie SIAM und MARAYA belegten in Liedern á la ´Power Of One´ ihre Zugehörigkeit zu den Neunzigerjahren, obgleich manche Hook aus ´Follow Me´ oder Glitzer-Hook aus ´In The Morning´ nicht ganz die Magie von VISIONARY errang. ´Eye Of The Beholder´ täuscht gar einen Beginn wie weiland JACOBS DREAM oder LORDBANE an.

 

 

Drei Jahre später steht das Zweitwerk ´Soul Existence´ bei den Distributoren zum Verkauf an. Die Opener ´Who Am I?´ zeigt sofort die leicht härtere Entwicklung auf. Nicht nur bei ´Remember´ oder dem Outtake ´In My Heart´ treten außerdem diese LED ZEPPELIN-/ WHITESNAKE-Reminiszenzen auf. Bei ´Sanctimony´ tritt der eigentlich fast schon vorbeigezogene Zeitgeist von SOUNDGARDEN und Konsorten deutlicher zutage. Dennoch freut sich die Gemeinde zwischen QUEENSRYCHE und RADAKKA über diese Töne, erneut haben Z-LOT-Z äußerst erstklassiges Songmaterial zusammengeschnürt. Viel Honig im Milch-Cocktail. Leckeres Gesöff. Houston, Texas, we love it.

Ähnlich vieler Göttercombos nahmen Z-LOT-Z die Dunkelheit der 90s auf, ließen daraus strahlende Funken der 80s aufblitzen und schufen ein hell leuchtendes Vermächtnis.

(9 Punkte)