Redebedarf

CHANDELIER

~ Interview mit Udo Lang, Heribert Rubarth und Martin Eden ~


Da die famosen CHANDELIER nach ihrem 2019er Auftritt auf dem „Night of the Prog“-Festival nicht sofort wieder in der Versenkung verschwunden sind, sondern derzeit immerzu Lebenszeichen senden, nutzen wir die Redseligkeit von Gitarrist Udo Lang, Schlagzeuger Heribert Rubarth und Sänger Martin Eden aus, und unternehmen mit ihnen gemeinsam eine Zeitreise durch die Geschichte der deutschen Vorzeige Prog-Rocker, die mit ihrem ersten Werk im Jahre 1990 wie eine Initialzündung für eine neue Welle an Prog-Formation, nicht nur aus deutschen Landen waren.

Der Startschuss von CHANDELIER fiel 1986! Was passierte zuvor unter dem Bandnamen EXODUS?

Udo: Wie bei vielen Bands, haben auch bei uns sich ein paar Leute zusammengefunden und zusammen Musik gemacht. Viele hörten damals GENESIS, so war der Name Exodus nicht fern. Das war einfach zu Hause im Keller, mehr nicht.

Herry: Letztlich ist die Band in einem Freundeskreis entstanden – im Grunde war es für alle die erste richtige Band.

Doch das Spielen von Coverversionen war natürlich nicht erfüllend. Welche Songs waren Eure Favoriten, auch beim Spielen?

Udo:  Natürlich haben wir dann erstmal irgendetwas nachgespielt. Ich glaube es waren Sachen von den BEATLES und Joe Cocker dabei. Eine Karriere als Coverband war aber nicht geplant.

Also weiter ohne Coverversionen! Ein echter Durchbruch!

Udo: Vermutlich haben wir dann irgendwann auch angefangen, eigene Kompositionen zu spielen.

Herry: Ja, es waren schon recht früh eigene Ideen dabei und als wir mit Martin als Sänger komplett waren, hatte es sich auch ganz schnell mit dem Covern anderer Stücke.

Und es kam auch zum allerersten Konzert unter dem Namen CHANDELIER. Habt Ihr hierzu noch Erinnerungen?

Udo: Das war bei uns in der Nähe in einem Jugendheim in Holzbüttgen. wo Martin Zivi war. Wir hatten damals alles selbst mitgeschleppt. Musikanlage, selbst gebaute Lichtanlage. Und natürlich war das aufregend, vor Publikum zu spielen.

Herry: So ca. 80-100 Leute, das war fürs erste Konzert schon richtig klasse – und die Rückmeldungen waren sehr positiv. Das hat uns natürlich auch einen ganz schönen Schub gegeben…

 

Neuss, 1990, Pic: CHANDELIER

 

Welche Bands zählten zu Euren Einflüssen?

Udo: Ich denke, sehr unterschiedlich. Natürlich GENESIS und YES. Aber auch die BEATLES, THE WHO, DEEP PURPLE, Mike Oldfield, Alan Parsons…

Herry: Das ergänze ich nicht weiter, da sind schon alle wesentlichen Musiker genannt.

Gab es darunter auch deutsche Formationen?

Udo: Bei mir eigentlich kaum. Vielleicht Lindenberg, Westernhagen…

Herry: Na, vielleicht auch GROBSCHNITT – da gab es später ja auch mal einen Kontakt 😉 – für Martin ist es vermutlich auch STERN-COMBO MEISSEN. Und auch da gibt es ja dann bald ein Zusammentreffen…

Nennt doch jeder einmal seine damaligen drei Lieblingsbands, drei Lieblingssongs und heute jeweils drei Euer Lieblingsbands!

Martin: damalige Lieblingsbands: YES, GENESIS, WIGWAM, heutige, noch aktive Lieblingsbands: BIG BIG TRAIN, YES, WIGWAM, und Lieblingssongs: ´Hygge´ von TIGER MOTH TALES, ´Yesterday´ von BEATLES, ´Awaken´ von YES.

Herry: Puh, fällt mir schwer, das geht schon mal quer durch – auch Richtung Jazz, aber Prog ist bei mir schon auch dabei 

Udo: Ich mag sehr Vieles. Da würde ich mich nicht festlegen. Prog höre ich eigentlich kaum. Ich mag auch Sachen wie LINKIN PARK, MUSE, FOO FIGHTERS oder RISE AGAINST. Meine Töchter hören sowas.

Wie wolltet Ihr Euren Bekanntheitsgrad steigern? Zeitungen, Mund zu Mund-Propaganda oder Auftritte?

Herry: Na, so richtig einen Plan hatten wir da nicht. Und es hat sich auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Auftritte zu haben und den Radius damit zu vergrößern stand mit Sicherheit im Vordergrund – letztlich willst Du als Musiker natürlich deine Sachen live vor Publikum spielen – das ist schon das Sahnehäubchen und macht jede Menge Spaß. So mit der Presse hatten wir es nicht direkt, super war natürlich, dass die Fanzines uns gut aufgenommen und von sich aus auch auf uns zugekommen sind.

 

CHANDELIER 1990, Pic: Andreas Franke

 

Dann kam es zum ersten Demo! Wo und wie liefen die Aufnahmen ab?

Udo: Unsere ersten Demo-Aufnahmen haben wir in unserem Proberaum, einem alten Luftschutzbunker gemacht. Vom Mischpult wurde dann live auf ein Tapedeck aufgenommen. Wir haben die Sachen so oft gespielt, bis es passte. Daraus entstanden dann später auch die Aufnahmen von ´Fragments´.

Herry: Ja, war super, ich weiß nicht wie oft wir die Stücke gespielt haben – aber danach hatten wir sie drauf.

Superb, dass es live aufgenommen wurde. Gewollt oder nur so möglich gewesen?

Herry: Zu der Zeit nur so für uns möglich, alles andere hätte den finanziellen Rahmen gesprengt – und wir hatten damals als Band erst gut ein Jahr gemeinsam musiziert.

Welche Erinnerungen habt Ihr dazu, gute als auch schlechte?

Herry: Nur gute, auch wenn wir diese Zeit kaum Sonne gesehen haben 😀 Aber wir haben uns als Band ein gutes Stück entwickelt – nicht nur an den Instrumenten, sondern auch beim Arrangement und im Zusammenspiel. Das war schon ein Sprung für uns.

Wieso musste es eine Kassette sein, CDs gab es damals auch schon?

Udo: So weit ich mich erinnere, gab es zu der Zeit noch kaum CDs. Wir waren mit unseren 3 CDs dann später schon früh dabei. Die meisten Sachen wurden da immer noch auf Vinyl gepresst.

Herry: Na, und die Kosten – alles andere wäre nicht drin gewesen. Und Kassette war damals das Medium, was einfach und gut zu kopieren war und gerne genutzt wurde.

Wie viele Kassetten wurden denn hergestellt?

Herry: So ca. 150-200 Stück, aber genau kann ich das nicht mehr sagen.

Wie steht Ihr zum, vor ein paar Jahren aufgekommenen Revival beim Gebrauch von Kassetten als reelles Medium zur Veröffentlichung?

Herry: Das soll jeder halten wie er mag. Ich habe noch ein TapeDeck und auch Kassetten, etwas Nostalgie, aber so richtig genutzt wird es nicht mehr. Obwohl wir in jüngster Zeit ja auch noch von alten Aufnahmen auf Kassette einiges verwerten konnten.

 

CHANDELIER 1990, Pic: Andreas Franke

 

Wolltet Ihr damals mit der Kassette Promotion machen oder einfach Eure Musik unter die Leute bringen?

Herry: Erstmal die Musik unter die Leute bringen, das war die ´Fragments´.

Dann kam eine zweite Kassette, die sogar fast den ersten Deal eingebracht hätte. Die Songs haben Euch aber bald nicht mehr so sehr gefallen?

Herry: Doch, gefallen schon, aber letztlich waren es die ersten Aufnahmen mit Tobias, dem damals neuen Keyboarder – und diese Aufnahmen waren jetzt vor allem für Promozwecke gedacht… Die wollten wir dann noch was schöner haben – auf der ersten CD. Und der Deal, na ja…

Der Deal war also nix….

Herry: Nein, ein Möchtegernproduzent, der uns vorschreiben wollte, welche Stücke wir drauf bringen und wie lang diese sein sollen – ein 20 Minuten Stück über den Mauerfall sollte auch dabei sein… Wir waren jung und etwas unbedarft – aber blöd dann doch nicht.

Der Prog-Szene habt Ihr Euch aber unbedingt von Beginn an zugehörig gefühlt, oder?

Udo: Wir haben immer unser Ding gemacht. Ein Zugehörigkeitsgefühl zu irgendeiner Szene war mir eigentlich fremd.

Herry: Ich würde es so sagen: wir haben nicht darauf abgezielt, ein bestimmtes Publikum zu erschließen, sondern einfach das gemacht, was wir konnten, und vor allem wollten. Wie ich vorher schon gesagt habe, wir hatten keinen zielstrebigen Plan. Aber klar war schon recht bald, dass uns die damals kleine aber feine Progszene schon recht warm aufgenommen hat – und ich für meinen Teil habe mich da auch sehr wohl gefühlt.

Und die Masken und Verkleidungen auf der Bühne waren schon in der Tradition eines Peter Gabriel!

Udo: Vermutlich, aber das war bei uns doch sehr rudimentär. So etwas wirkt schnell aufgesetzt und peinlich.

Herry: Na, das muss glaube ich Martin klären…

Martin: Aber gerne doch. Das wichtige Stichwort ist hier schon gefallen: Peinlich! Meine Versuche, eine gewisse gabrieleske Stimmung durch Masken und ähnliche visuelle Effekte aufkommen zu lassen, waren durch die Bank peinlich. Deswegen will ich auch gar nicht weiter auf dieses unrühmliche Kapitel eingehen. Allein die Ferengi-Maske beim Song ´Ferengi-Lover´ finde ich auch heute noch niedlich. Die gibt’s auch noch, wenn auch etwas von Motten angefressen.

 

Martin Eden, 1988, Pic: CHANDELIER

 

Dann habt Ihr auf eigene Kosten ´Pure´ in den TRO Studios aufgenommen. Habt Ihr an diese Tage noch Erinnerungen?

Udo: Das war schon eine tolle Erfahrung, in einem großen Studio mit riesigem Mischpult und Bandanlage aufzunehmen. Wir haben die Aufnahmen dort gemacht und Rainer Assmann, ein bekannter Tonmischer hat dann, glaube ich, drei Stücke abgemischt. So hatten wir den Grundsound für die ganze Platte.

Herry: Es waren drei einmalige Wochen – viel teurer als wir vorher mal angedacht haben, aber es hat sich immer gelohnt.

Hättet Ihr im Nachhinein das Risiko der Eigenproduktion nochmals eingehen wollen?

Udo: Ja, das war schon ein gewisses Risiko, weil man da schon einiges vorstrecken muss. Aber die Kosten haben wir ja wieder eingefahren. Es war halt auch viel Buchhaltung, weil wir das Ganze als Gewerbe angemeldet hatten.

Herry: Okay, das Risiko war da, wir hätten dann halt einige Wochen/ Monate jobben für das Studiogeld und die CD-Pressung in die Tonne gekloppt. Aber es ist doch gut gegangen –  immer wieder gerne!

Wie seid Ihr an das ästhetische Coverartwork gekommen?

Herry: Thomas Jarzina und Andreas Franke haben damals die gestalterische Seite übernommen – zwei Freunde, die über Tobias im Umfeld/Freundeskreis der Band aktiv waren – und Thomas hat dann ja auch später die Trommelstöcke übernommen.

Und dann musstet Ihr ein eigenes Label gründen. Wie habt Ihr dies gelöst?

Herry: Wir sind zum „Amt“ gegangen und haben ein Gewerbe angemeldet – das war die formale Schiene. Das Label haben wir dann „Sisyphus-Records“ getauft, na so als kleine Band ein Label gründen und eigene Scheiben produzieren und verticken – das schien schon ein wenig unmöglich bzw. mit geringen Erfolgsaussichten. Über den DRMV (Deutschen Rock- und Pop-Musiker Verband) in dem wir Mitglied waren, haben wir dann einen Label-Code bekommen – damit das mit der CD-Pressung auch durchging. Martin hat sich dann noch bei der GEMA angemeldet. Und schon ging’s los…

 

Herry, 1991, Pic: CHANDELIER

 

Wie schnell konntet Ihr die Kosten der Produktion wieder reinholen?

Udo: Die Kosten der Produktion kamen relativ schnell wieder rein. Aber das war natürlich viel Arbeit.

Herry: Als die erste Auflage mit 1.000 CDs nach zwei Monaten weg war, ahnten wir, dass es was werden kann…

Was geschah danach, wie konntet Ihr die Öffentlichkeit auf Euch aufmerksam machen?

Herry: Gute Kritiken und einige Auftritte – und auch aus dem Ausland, vor allem den Niederlanden und Frankreich, kamen sehr gute Rückmeldungen – und CD-Bestellungen. Das hat uns schon sehr überrascht.

Gab es infolgedessen tolle Live-Auftritte?

Herry: Ja, mit FISH in Utrecht oder in Paris…

… und habt Ihr die Auftritte gezählt? 

Herry: Mmmh, ehrlich gesagt nicht.

Wie habt Ihr Euch in diesen Zeiten gefühlt; kann man den Bekanntheitsgrad etwas einschätzen ohne Social Medias?

Herry: Es war ja doch recht überschaubar – man wusste welche Fanzines oder Magazine angesagt waren und etwas über einen gebracht haben.

Mittlerweile hattet Ihr sogar einen eigenen Mann für das Mischpult und die Lichtanlage engagiert.

Herry: Ja, René am Mischpult und Thomas B. am Lichtpult. Das war schon richtig klasse, den Ton und das Licht in guten Händen zu wissen. Und der Sound hat sich mit René deutlich weiter entwickelt.

Wann fiel der Startschuss, das nächste Album anzugehen?

Udo: Wir hatten weiter neue Songs komponiert. So war es naheliegend, diese auch aufzunehmen.

 

Udo, Paris, 1991, Pic: CHANDELIER

 

Wieso erneut im selben Studio?

Udo: Das hatte dort alles gut geklappt und war ja auch in der Nähe.

Herry: Gute Atmosphäre, viel Räume, kompetente und angenehme Leute, Technik die passt und – das war dann nochmal der Unterschied: wir haben René mit eingebunden. Das war für die Studioleute kein Problem, dass er dann hinter dem Pult saß.

Wie lange wart Ihr diesmal am Werkeln?

Herry: Vier wunderschöne Wochen…

Wie unterschied sich die Kompositionsweise zum Debüt?

Martin: Eigentlich wars genau wie vorher: Alle brachten irgendwelche Soundschnipsel mit, die wurden in die Erdumlaufbahn katapultiert und in der exakten Reihenfolge ihres Wiedereintritts in die Atmosphäre zu neuen Songs verkettet. (Sorry, bin Trekkie!)

Habt Ihr auch anderes Equipment benutzt?

Udo: Grundsätzlich eigentlich nicht. Vielleicht andere Keyboards. Im Studio gab es auch die Möglichkeit mit digitalen Sequenzern zu arbeiten.

Was unterscheidet `Facing Gravity´ von seinem Vorgänger? Eine bessere Produktion, oder auch bessere Songs?

Herry: Na, ich finde beides!

Martin: Dito!

Wie kam Toni Moff Mollo ins Spiel?

Martin: Yep! Toni Moff Mollo und Reinhard Fißler (STERN-COMBO MEISSEN) waren schon immer die beiden großen, anbetungswürdigen Stimmen der deutschsprachigen Rockmusik. Ich glaube, die anderen Jungs von Grobschnitt haben nie erkannt, welch einzigartiges Juwel sie da mit Toni in ihren Reihen hatten. Ich glaube, ich habe ihn irgendwann mal angerufen und gefragt, ob er Bock auf uns hätte. Zum Glück hatte er!

 

CHANDELIER 1990, Pic: Andreas Franke

 

Und wie kam dieses einmalige Coverartwork zustande?

Herry: Wie auch bei der ´Pure´ waren Thomas und Andreas die Gestalter.

Wie erfolgreich wurde das Werk, waren alle damit verbundenen Träume erfüllt?

Herry: Ich bin sehr zufrieden damit – und so richtig geträumt haben wir nicht. Aber die Resonanz war nochmal deutlich euphorischer als beim Debüt. Das war natürlich schön, manchmal läuft das ja auch anders.

Martin: Ganz ehrlich! Trotz des gewöhnungsbedürftigen Sängers hätte das Werk mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Nix mit „Wine, Women and Songs“.

Gab es auch mehr Konzertangebote oder seid Ihr auf eigene Faust auf Tour gegangen?

Martin: Eine richtige Tour gab es, wenn ich mich recht erinnere, gar nicht. Es waren nur einige Einzelkonzerte. Teilweise hatten wir die selbst organisiert. Teilweise sind die Veranstalter auf uns zugekommen.

Dann kam es aber zu Wechseln im Line-up. Aus welchen Gründen?

Udo: Wie bei vielen Bands, gab es auch bei uns Umbrüche in der Besetzung. Aus welchen Gründen auch immer. Zwischenzeitlich spielte dann Lerke am Bass, eine alte Bekannte. Später dann Stefan am Bass und Thomas am Schlagzeug.

Herry: Ich denke, es gab einen Hänger nach der zweiten CD. Halfempty hatten wir noch recht zügig danach entstehen lassen und auch aufgenommen – aber danach war erstmal die Luft ein wenig raus. Aber es gab keinen Richtungsstreit wie manchmal vermutet… Auf alle Fälle waren erst Christoph (Rombach – Anm. d. Red.) und dann einige Monate später auch ich aus der Band raus.

Martin: Ich weiß nicht, wie oft ich gelesen habe, dass unterschiedliche musikalische Vorstellungen zu den Brüchen im Line-Up geführt hätten. Das hat sich mal irgendwer ausgedacht und alle anderen haben dann abgeschrieben. Tatsächlich war es so, dass wir im semi-professionellen Bereich vorangekommen waren, aber den Sprung ins professionelle Lager nie geschafft hatten. Das frustriert und führt natürlich zu Absetzungsbewegungen.

 

Martin, Paris, 1991, Pic: CHANDELIER

 

Fünf Jahre zogen dann auch bis zum Nachfolger ins Land. Was zum Teufel habt Ihr in der Zeit gemacht, in der man mehrere Kinder kriegen kann?

Udo: Ich glaube wir haben schon weiter komponiert. Aber der Umbruch mit neuen Leuten hat das wohl etwas verzögert. Außerdem wurde die Zeit durch Beruf, Familie usw. sicherlich auch etwas knapper.

Wie seid Ihr ´Timecode´ angegangen? Das Ergebnis sah anders als seine Vorgänger aus… Haben die neuen Leute den Sound beeinflusst?

Udo: Natürlich hatten die neuen Leute Einfluss auf die neuen Stücke. Ist ja auch langweilig, wenn man sich nicht weiter entwickelt.

Und dann ging es für welchen Zeitraum und wo ins Studio?

Udo: Wir nahmen die Sachen bei Rogers´s Farm House in der Nähe von Jackerath auf. Das war ein Bekannter von Stefan. Stefan hat auch die ganzen Aufnahmen gemacht und alles abgemischt. Das war eine familiäre Atmosphäre. Die Aufnahmen waren rein digital. Es wurde auf 24-Spur Digitalband aufgenommen.

Gab es auch wieder Gastmusiker?

Udo: Für den Anfangsteil von ´Expedition´ hatten wir erst einen befreundeten Sänger gefragt. Das passte aber irgendwie nicht. Irgendeiner hatte dann Verbindung zu ein paar klassischen Sängern. Tobi hatte dann die Noten dafür geschrieben.

Dann durftet Ihr auf Tour gehen, mit SPOCK’S BEARD. Waren das die ersten Auftritte nach der Einspielung der Platte?

Udo: Ich glaube, wir hatten noch Konzerte vorher. Aber nicht allzu viele.

 

CHANDELIER, Loreley: Martin, Christoph, Herry, 2019, Pic: Dirk Foerger

 

Wie habt Ihr die Jungs auf dem Zenit ihrer Karriere erlebt?

Udo: Das war schon sehr aufregend. Vor allem mit so einem Tourbus durch die Gegend zu fahren. Die Jungs von SPOCK’S BEARD waren alle sehr nett. Abends im Bus wurde dann auch schon mal zusammen gesungen.

Martin: Was die Fachwelt kaum weiß: Neal Morse furzt wie ein Brauereigaul! Und ich hatte die Koje unter ihm! Nein, das war wirklich eine total geile, schräge, intensive Woche! Denke ich verdammt gerne dran zurück.

Und dann löst Ihr Euch am letzten Tag der Tournee auf. War das bereits geplant oder spontan?

Udo: Das war geplant. Wir wussten, dass das letzte Konzert in Hamburg der Schlusspunkt war.

Haben sich Eure Wege schnell getrennt und in welche Richtungen seid Ihr alle gegangen, bis wir Euch 2019 auf der Loreley wiedersehen konnten?

Herry: Bei mir war bis ca. 1996/97 tatsächlich Pause, dann habe ich in diversen Bands u.a. auch mit Stefan Scholz gespielt, und einige Jahre bis 2017 bei ELLEVEN getrommelt.

Und dann kam halt so 2016/17 die Anfrage aus Polen von GAD – und die Kontakte zu den alten Bandmitgliedern sind ja nie komplett eingeschlafen. Christoph hat den Ball gerne aufgenommen und mit viel Schwung zusammen mit Udo beschleunigt. Wir haben dann über Monate/Jahre im Keller gehockt und alte Aufnahmen gesucht, gefunden und … na, das Ergebnis ist ja jetzt bekannt.

Martin: Als unverbesserlicher Romantiker werde ich nicht müde zu erwähnen, dass CHANDELIER immer auch ein Freundschaftsprojekt war. Auch wenn ich nicht jeden der Recken in der Zwischenzeit regelmäßig gesehen habe, so ist doch der Kontakt nie abgebrochen. Und die Freundschaft ist für mich auch der Hauptgrund, dass wir jetzt weitermachen. Es macht einfach unendlich viel Spaß, diese äußerst sympathischen Jungs regelmäßig zu sehen und gemeinsam mit ihnen zu musizieren. Warum sollte ich mir diesen Genuss vorenthalten? Und dann ist es letztlich auch völlig schnuppe, ob jemand klatscht oder nicht.

Was bringt uns die Zukunft?

Martin: Nachdem unser kleines Loreley-Abenteuer ja zur allseitigen Zufriedenheit verlaufen ist, machen wir jetzt erstmal ohne den großen Masterplan, dafür aber jetzt fest mit Armin Riemer von ELLEVEN als festen neuen Keyboarder weiter. Dieses Jahr ein paar Konzerte mit t (aka Thomas Thielen) sowie ein Auftritt mit den legendären STERN-COMBO MEISSEN.

Fr. 13.03.2020 Verviers (BE), Spirit of 66 (mit Thomas Thielen)
Sa. 14.03.2020 Essen, Zeche Carl (mit Thomas Thielen)
Sa. 09.05.2020 Reichenbach, Neuberinhaus (mit Stern Combo Meissen)
Fr. 16.10.2020 Rüsselsheim, Das Rind (mit Thomas Thielen)

Was sonst noch geht, ob wir dazu kommen, neue Musik zu machen… schaunmermal! Aber es wäre sicher netter, neues Material zu schreiben als jetzt nur die Nostalgie-Nummer zu fahren. 

 

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Diskografie:

CHANDELIER – Pure

Tracklist
1. Stellar Attraction
2. After The Day
3. Stay
4. Jericha
5. Pure
6. Winterpause
7. Cat’s Worst Grave
8. Dictator
9. The Ultimate Song
10. Call For Life

Originally released Sept. 1990 on Sisyphus Records
Re-released with bonus songs March 1997 on Inside Out Music
Re-released with bonus disc Fragments Sept. 2018 on Chicadisc

Line Up
Martin Eden lead vocals
Tobias Budnowski keyboards, vocals, acoustic guitar
Udo Lang electric guitars
Christoph Tiber bass guitar
Heribert Rubarth drums

 

CHANDELIER – Facing Gravity

Tracklist
1. Start It
2. Cuckoo
3. Itai
4. Safe
5. Glimpse of Home
6. All My Ways
7. This Circling World
8. Wash & Go
9. Autumn Song

 

Originally released Oct. 1992 on Sisyphus Records
Re-released Nov. 1997 on Inside Out Music
Remastered and re-released Sept. 2018 with bonus disc Live in Paris.

Line up
Martin Eden vocals, acoustic guitar
Tobias Budnowski keyboards, acoustic guitar
Udo Lang electric guitar
Christoph Rombach bass guitar, 12-string guitar
Heribert Rubarth drums, acoustic & electronic percussion

 

CHANDELIER – Timecode

Tracklist
1. Expedition
2. Timecode
3. Half Empty Half Fool
4. Child Of Hope
5. Living In The Human Race
6. Ferengi Lover
7. Have A Break
8. When The Night Begins
9. Mountain High

 

Originally released May 1997 on Inside Out Music
Remastered & re-released with bonus disc Lost & Found in June 2019 by Chicadisc

Line-Up
Martin Eden vocals
Udo Lang lead guitars
Tobias Budnowski keyboards, some guitars
Thomas Jarzina drums, some guitars
Stephan Scholz bass guitar, some guitars