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X RAIDERS – Weltschmerz `89

~ 2020 (Suburban Records-Membran) – Stil: Punk‘n‘Roll ~


Was passiert, wenn fünf Männer aus dem niederländischen Hinterland im Jahre 2019 allesamt dreißig Jahre alt werden? Sie bekommen den Blues und besaufen sich in Gemeinschaft bis zum Umfallen. Danach spüren sie nicht nur den Weltschmerz, sondern die Schmerzen des eigenen, nun unaufhörlich alternden Körpers. Sind sie sodann wieder auf dem Damm, sprühen sie nur so vor Tatendrang, die Welt zu erobern. Sie schnappen sich ihre Instrumente und spielen ein wildes Rock’n’Roll-Album ein, voller Punk, Rock und Heavy Metal, detailverliebt mit instrumentalen Anklängen an alternativen Rock und Metal. Denn das Leben kann schließlich nicht nur daraus bestehen, Schultenbräu zu trinken und TURBONEGRO zu hören, die Jugend braucht endlich wieder High-Energy-Rock’n’Roll, die Welt soll X RAIDERS-Musik hören.

 

 

So gibt Sänger Daniel „Mr. Rectum“ Polman, mit seinen jugendlichen 30 Lenzen, allen, die ihm zuhören, einen weisen Rat mit auf den Weg: „Ihr kommt vielleicht zu dem Schluss, dass die Welt kein sehr schöner Ort ist, aber wir würden gern denken, dass die Welt nur ein bisschen mehr Rock’n’Roll braucht, und Menschen tun, was sie lieben.“ Gitarrist Guus „Gustav von Shredivarius“ van Gemert, Bassist Jaco „Jackie Flawless“ de Swart, Gitarrist Jeroen „Rampage Delicious“ van der Lee und Schlagzeuger Niek „Nikki Bear“ Hubregtse schließen sich dem unverblümt an.

Woraus besteht folglich der Erfahrungsschatz der X RAIDERS, aufgebaut seit dem Jahr 1989, und was können sie uns mit auf den Weg geben? Wer schon lange durch die Musikgeschichte reist, wird zwar in den Songs des zweiten Albums der X RAIDERS einige Querverweise finden, doch die Musik bietet grundsätzlich nicht nur Spaß, sondern durchgehend zappelige, energiereiche und großartige Songs. Nach einer gehörigen Anzahl an Schultenbräu, singt Mr. Rectum sogar vereinzelt Liedzeilen auf Deutsch, anstatt auf Englisch. Selten wurde sich musikalisch derart ambitioniert im Weltschmerz gesuhlt. „Gib mir die Axe, jetzt gehts los.

(8,5 Punkte)


(VÖ: 31.01.2020)
Fot
o: Tijs van Leur