PlattenkritikenPressfrisch

THOUGHTS FACTORY – Elements

~ 2020 (Melodic Revolution Records) – Stil: Progressive Metal ~


Drei Jahre nach Bandgründung positionierten sich THOUGHTS FACTORY erstmals mit ihrem Debüt ´Lost´ in der hiesigen Szene. Weitere fünf Jahre später präsentieren Bandgründer Sven Schornstein und seine Kollegen den Nachfolger, der auf den vieldeutigen Titel ´Elements´ hört. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern – Gitarrist Markus Wittmann, Bassist Bernd Schönegge und Schlagzeuger Chris Maldener – suchte Keyboarder Sven Schornstein nach dem Debüt vorrangig einen neuen Sänger, den sie 2016 in Cornelius Wurth fanden.

Und dieser außergewöhnliche Sänger, der sich bislang höchst professionell in Classic Rock-Coverbands sein Leben verdingt, führt sich sogleich prächtig in den Opener ´Mind Odyssey´ ein, indem er zu Beginn seine schönsten, stimmlichen Höhenlagen offenbart. Derweil zeigen die Instrumentalisten, wie souverän eine deutsche Prog-Formation auf internationalem Niveau agiert. Die Keyboards täuschen erst die klassischen GENESIS-Läufe an, ehe sie zum härteren Repertoire á la DREAM THEATER übertreten. Das gesamte Soundbild klingt dermaßen wuchtig und kraftvoll sowie perfekt inszeniert, dass sich THOUGHTS FACTORY weder vor der US-amerikanischen, skandinavischen oder einheimischen Konkurrenz fürchten müssen. Auf diesem starken und virtuosen Level agieren unter Wahrung der Qualität ansonsten nur SYMPHONY X. Zum Refrain nimmt sich die Gruppe zurück, damit sich Cornelius Wurth mit seinem Gesang emotional ausleben kann, in Annäherung zu ENCHANT. Das epische ´The Burden´ ist hernach derart druckvoll und kunstfertig zugleich, dass zwar Vergleiche mit SYMPHONY X, SHADOW GALLERY, VANDEN PLAS oder SEVENTH WONDER möglich sind, jedoch THOUGHTS FACTORY, insbesondere aufgrund der wunderbaren Gesangslinien, sehr eigenständig erscheinen lassen. Zu dieser Sorte muss im weiteren Verlauf auch ´Our Kingdom´ gezählt werden. Beides sind Kompositionen, die sich langsam und intensiv einbrennen.

Ein Instrumental namens ´Frozen Planet´ ist an der berühmten dritten Stelle des Albums positioniert, an der für gewöhnlich einst der Single-Hit oder eine Ballade stand. Der echte Single-Ohrwurm folgt mit ´Fire Away´ auf dem Fuß. Dabei müssen die Anhänger von Andy B. Franck, bezüglich dessen ehemaligen Schauplätzen IVANHOE und SYMPHORCE, einfach feuchte Augen bekommen. Mit dem emotionalen Gesang zu ´Nightfall´, ebenfalls eine kleine, geheime Wundertüte, könnte Cornelius Wurth sogar jede Post-Grunge- oder Classic Rock-Band zum Explodieren bringen, aber THOUGHTS FACTORY treiben den Song mit Keyboards und Rhythmus-Kraft in die gewünschte Richtung. Auf dieser Route könnten sie womöglich die reanimierten MYRMIDION CREED treffen. Zum Schwelgen schön ist hingegen die sinfonisch bestäubte Komposition ´The Shores Of Sand And Time´. Immer wieder strebt diese mit neuen Anläufen zum letztlich erklommenen Licht. Der Zweiteiler ´Dawn´ verfängt sich mit seinen beiden Parts ganz in den sinfonischen Welten des Prog Rock, mit himmlischen Melodie-Höhepunkten, vollkommen unterschiedlicher Natur, da der zweite Teil aus dem vorhergehenden Erfolgsschema mit Volldampf auszubrechen vermag. Ein ergreifender Gesang lässt sich im abschließenden ´Elements´ vom Klavier begleiten, die Orchestrierung und die gesamte Band lassen sich dennoch nicht abhalten, den Schlusspunkt zu setzen.

Den ersten Höhepunkt im Prog Metal des Jahres 2020 setzen still und heimlich THOUGHTS FACTORY. Viele, die im Laufe der zwölf Monate nachkommen, werden diese Höhe reißen. Gourmets, die seit den Neunzigerjahren dieser Stilistik verfallen sind, kommen schlicht und ergreifend, auch um diesen famosen Sänger zu entdecken, nicht an ´Elements´ vorbei.

(9 Punkte)

https://www.facebook.com/thoughtsfactory/

https://thoughtsfactorymrrartist.bandcamp.com


(VÖ: 24.1.2020)