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MAGNUM – The Serpent Rings

~ 2020 (Steamhammer / SPV) – Stil: Pomp Rock ~


Bereits traditionell ist zur Weihnachtszeit ein neues MAGNUM-Album fertiggestellt, damit es im Januar des neuen Jahres veröffentlicht werden kann. Das sage und schreibe 21. Werk der Brit-Legende strahlt daher abermals mit einem Cover-Artwork aus dem Ideenfundus von Rodney Matthews, diesmal aus den morsch-braunen Hallen der Geschichte anstatt den satt-grünen Auen, zu Beginn des Jahres 2020 neben dem heimischen Plattenspieler. 

Zwei Jahre nach ´Lost On The Road To Eternity´ präsentieren MAGNUM einen äußerst kraftvollen Hardrock, der bombastisch und sinfonisch dargeboten wird. Stilistisch bleiben die Urgesteine – Gitarrist Tony Clarkin und Sänger Bob Catley – bei ihren Leisten, doch Keyboarder Rick Benton entfaltet sich auf seinem zweiten, gemeinsamen Album mit der Band variantenreich. Überraschend darf als Bassist Dennis Ward (PINK CREAM 69, UNISONIC, PLACE VENDOME) begrüßt werden. 

Natürlich werden die gewohnten Bombast-Tastenklänge die Ohren der Anhängerschaft streicheln, die diverse Schönheit findet sich gleichwohl im Einzelnen. Denn die Keyboards tönen nach Melodic-Rock der Marke FOREIGNER (´Madman Or Messiah´) oder nach purem Achtzigerjahre Love-Poprock-Vibe (´The Great Unknown´), erschaffen sinfonische Klangräume (´The Archway Of Tears´) oder munden in der Bridge nach den großen LED ZEPPELIN, um nach den gewohnten Fanfaren-Keyboards als perlendes Tastenspiel mit Streichern und Glöckchen den Refrain ausklingen zu lassen (´Where Are You Eden?´). Tony Clarkins Gitarrensaiten röhren (´Not Forgiven´) oder rumoren (´You Can’t Run Faster Than Bullets´) freilich naturgemäß prächtig und erstreiten sich ihre solistischen Finessen notfalls erst im Songabgang (´House Of Kings´). Derweil sinniert der 72-jährige Bob Catley über Gott und das Leben. Er fragt, wo denn das gelobte Eden sei oder wo sich denn gerade heute Nacht Gott befindet. Fragen, die sich jeder nicht erst zum Lebensabend stellen sollte. Ein jeder müsse ein Leben lang arbeiten, so Catley in den Fantasie-freien Erzählungen weiter, ohne anzukommen, und sich zum Schluss wie der Letzte auf diesem Planeten zu fühlen. Und obendrein bekommen noch beinahe nebenbei die heimischen Politiker ihr Fett weg: „Politicians are acting like matinée cartoons; the speaker turned white.“

Als magischer Höhepunkt muss im Speziellen der Opener ´Where Are You Eden?´ erwähnt werden, aber ebenso die typischen MAGNUM-Nummern ´Madman Or Messiah´ und ´Not Forgiven´, der Mitklatsch-Song ´The Archway Of Tears´, die pompöse Ballade ´The Serpent Rings´ sowie das gleichzeitig heavy als auch spährig vorgetragene ´Man‘. Unterschwellig fällt allein das mit Bläsern angereicherte ´House Of Kings´ aus der Reihe. Zudem muss auf Albumlänge konstatiert werden, dass die Rückseite im Vergleich zur fast märchenhaften Vorderseite einem Qualitätsrückgang erliegt, da dort die Abwechslung zwischen epischen Rock-Songs und typischen Band-Magneten nicht mehr aufrecht erhalten werden kann. Für MAGNUM-Anhänger wäre dennoch bereits Weihnachten, wenn ´The Serpent Rings´ nicht erst im neuen Jahr erscheinen würde.

(8,25 Punkte)


(VÖ: 17.01.2020)