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ENTHRONED – Cold Black Suns

~ 2019 (Season Of Mist) – Stil: Black Metal ~


Wenn man jemanden nach den drei bedeutendsten belgischen Black Metal-Bands fragen würde, wären ENTHRONED zweifellos in den meisten Fällen mit dabei. Sie haben in ihrer rund 25-jährigen Band-Karriere jedenfalls definitiv ihre Spuren hinterlassen. Elf Longplayer, dazu zahlreiche EPs und Split-Releases. Ganz gleich, ob man das Quintett aus Brüssel nun als konsistent oder repetitiv bezeichnen möchte –  die nur geringfügigen stilistischen Änderungen seien ihnen verziehen, da es qualitativ kaum irgendwelche Dellen in ihrer bisherigen Diskografie gegeben hat.  ENTHRONED folgten im Wesentlichen dem gleichen Muster, das die meisten Alben der zweiten Schwarzmetall-Welle in den 90ern ausmachte. Aber sie blieben trotz dieser strengen Einhaltung der Old-School-Formel nach wie vor relevant. ´Cold Black Suns´ ist insofern ein perfekter Einblick in den Gesamtkatalog der Band, da es größtenteils immer noch den eigenen Regeln folgt und gleichzeitig eine exzellente Musikalität und ausgereiftes Songwriting hervorbringt.

Dennoch gibt es einige Neuerungen in der aktuellen Präsentation. Keine Totenschädel. Keine Dämonen. Keine höllischen Kriegslandschaften oder Pentagramme. Nicht einmal ein winziges, umgedrehtes Kreuz. Haben diese Stalwarts der wahren schwarzen Kunst ihren Roots inzwischen etwa abgeschworen? Die Inkubationszeit des neuen Albums wies mit Sicherheit auf einen Imagewechsel hin. Anstatt der üblichen zwei Jahre, waren es diesmal gar fünf, und Bandleader Nornagest hatte im Vorfeld immer wieder auf einige Experimente hingewiesen.

Auch ´Cold Black Suns´ ist teuflisch-rasant, unnachgiebig und höchst rituell, aber ein wesentlich strukturierter Angriff als auf den Vorgängerwerken. Ein besonderes Merkmal ist der geringe Einsatz von Melodien, da der Fokus diesmal deutlich stärker auf Atmosphäre und Sounddesign liegt. Mehr DEATHSPELL OMEGA als etwa MARDUK oder WATAIN. Der Großteil der Songs strahlt dadurch eine ungemeine Kälte aus, eine geradezu unversöhnliche Haltung gegenüber der Welt, in der wir dahinfristen. Die schwarzen, frostigen Sonnen im Albumtitel finden sich als Metapher also auch durchaus in der Musik.

Der gesamte Flow des Albums ist jedenfalls höchst beeindruckend. Die Songs wirken einerseits sehr durchdacht und kontrolliert, besitzen jedoch gleichzeitig auch eine unglaubliche Wucht und Strahlkraft. Auch anno 2019 öffnen sich die Tore zur Hölle noch in etwa genauso weit wie in den letzten 25 Jahren.

(7,5 Punkte)