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CHILD BITE – Blow Off The Omens

~ 2019 (Housecore Records) – Stil: Noise Rock ~


CHILD BITE sind Noise Rock pur. Sie atmen den irren Spirit von JESUS LIZARD, haben die metallischen Ecken und Kanten von UNSANE. Und ihre Liveshows sollen teils im Chaos enden, liest man. Kurzum: Dieser Vierer aus Detroit lohnt sich. Ein Sound, so verdorben und verludert, wie die einst vor allem wirtschaftlich bedeutsame Stadt, aus der sie kommen.

So empfehlenswert wie eigenwillig sie sind – so sträflich übersehen sind CHILD BITE, vor allem in Europa. Voriges Jahr gingen sie mit ´Covers And Rarities 2010 – 2017´ an den Start. Eine gute Zusammenstellung zum Kennenlernen, über „Housecore Records“, dem Schätzchen von PANTERA-Shouter Anselmo. Der scheißt bekanntlich einen großen Haufen auf Trends – und veröffentlicht nur das, was ihm gefällt oder wo er selbst mitmischt. Ob es Kasse macht? Allenfalls zweitrangig.

Der neue Longplayer ´Blow Off The Omens´ ist kompakter. Er enthält neun Eigenkompositionen in 32 Minuten. Selten gelingt es Bands, den 1990er-Spirit mit moderneren Elementen zu vereinen. CHILD BITE gehören zu dieser raren Spezies. Sie berufen sich auf alte Tugenden – und mischen etwas zeitgemäßen Metal und Sludge bei. Klingt in keiner Sekunde nach Mischmasch, sondern immer glasklar. Geholfen hat ihnen kein geringerer als Steve Albini (SHELLAC, BIG BLACK, RAPEMAN). Der sieht sich als Sound-Klempner – er redet seinen Kunden nicht ins Songwriting rein. Also mehr Ingenieur als Produzent.

Und genau diese geradlinige Zusammenarbeit lässt das Album profitieren. Songs wie der Opener ´Mock Ecstasy´ und das im Mittelteil eher versteckte ´Become An Animal´ drücken direkt an die Wand. Die Riffs sind pragmatisch klar strukturiert; nur der Beat, der darf mal verschleppt sein, auch krumme Takte sind erlaubt. Alles im knochentrockenen und unprätentiös klaren Klanggewand. Chapeau, die Herren!

(7,5 Punkte)


(VÖ: 22.11.19)