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NOVEMBERS DOOM – Nephilim Grove

~ 2019 (Prophecy) – Stil: Melodic Doom/Death Metal ~


Ganz alte Hasen! Dabei haben es NOVEMBERS DOOM in über 20 Jahren tunlichst gemieden, einfach nur still zustehen oder gar in die Recycling-Schiene abzudriften. Inzwischen haben sie sich vom reinen Death-Doom ein ganzes stückweit entfernt und vor allem unverkennbare Gothik- und Prog Rock-Anleihen mit einfließen lassen. Auf ihrem zehnten Album überspannen die fünf Chicagoer nun weiterhin sorgfältig mehrere Genres und tun ihr Bestes, um ihre Einflüsse damit zu festigen.

Der Großteil des Materials folgt dem weitgespannten Bogen der Vorgängeralben ´Bled White´ und ´Hamartia´, der Progressive-Faktor wurde jedoch eindeutig erhöht und der Sound auch um einige Nuancen geglättet. Der Opener ´Petrichor´ folgt dann auch ganz diesem Schema, streut jedoch überraschenderweise auch einige Black Metal-Ideen, wie disharmonisches Riffing und ein paar pralle Blastbeats, mit ein. ´Nephilim Grove´ hingegen besitzt einige ruhige Eröffnungsmomente, die stark an TROUBLE der späteren Phase erinnern und entwickelt sich im weiteren Verlauf, mit seinen verträumten und launischen Momenten, zu einem mitreißenden Aufwühler in bester OPETH-Manier. Ein klares Album-Highlight! ´Adagio´ ist ebenfalls ein packender Song, und besticht vor allem durch die leise gesprochenen Zwischenspiele von Sänger Paul Kuhr sowie die Gitarrenarbeit in der letzten Hälfte des Songs, die einfach nur atemberaubend schön ist. Leider baut die Qualität der Songs mit zunehmender Spieldauer dann teilweise jedoch erheblich ab und verwässert das Album gerade auf seiner Ziellinie.

Besonders hervorzuheben ist allerdings nach wie vor Paul Kuhrs großartiger, höchst variabler Gesang – sei es das tiefe Todesgebrüll, die traurigen und mürrischen Passagen oder die hochmelodischen Anteile. Er hat im Laufe der Jahre einen nahezu unverwechselbaren Stil und speziellen Ansatz entwickelt, und wechselt dabei in den unterschiedlichsten Schattierungen von heavy zu clean. Larry Roberts und Vito Marchese beeindrucken zudem immer wieder mit ihren einprägsamen Riffs und wunderbaren Harmonien, die die Songs stellenweise mit einem wahren Ideenfeuerwerk zu bereichern wissen. ´Nephilim Grove´ ist ein alles in allem gutes bis solides Album, das einen allerdings leider nur in seiner ersten Hälfte so richtig mitzureißen versteht.

(7 Punkte)