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ALKYMIST – Alkymist

~ 2018 (Indisciplinarian) – Stil: Slow Deep & Hard Death Doom Metal ~


Potzblitz, welch‘ dunkles Gewitter zog in meinem hitverwöhnten Sommer eher willkürlich von Skandinavien herab? Vier Dänen doomten bereits letzten Herbst derart düster, dass die Sonne sich verdunkelte und ich nun erst dazu schwärzeste Worte zu Papier bringen kann. Ja, Papier, denn dieses Werk ist so organisch und direkt, dass ich mein Hirn erst aus dem Analog-Modus zurück in die digitale Welt wandeln muss.

Ein ´Ghost´ – nein, nicht der (im Vergleich hierzu) fröhliche, schwedische – überkommt mich tödlich langsam mit einer Gitarrenmelodei, die von einer zu langsam abgespielten MANILLA ROAD-Platte entflohen scheint.

I blame myself for what I’ve become to be
Because the demon hides behind the angel in me

Beeilung, schließt das Gefäß – zu spät, der ´Djinn´ ist entkommen, flieht zunächst in schnellerem Tempo, bis er sich komplett im langsam-tobenden Lava-Rhythmus des AKYMISTen vollends manifestiert und die Zeit in seinem unheilvollen Lied selbst anzuhalten scheint. Der intensiv-sphärische Verzweiflungspart greift mir auf erzählerische Weise tief in die Seele. Dagegen erscheint der ´Rhyme Of The Ancient Mariner´ bei all‘ seiner Genialität als harmloses John Sinclair Heftlein.

Drown me in the night…release the light, let it shine, shine so bright
Let the magic glow return – release the flame and let it burn

Mit ´Myling´ wird ein TYPE-O-TIAMAT – Bastard aus Johan Edlund und Peter Steele geboren, der eine Urkraft in sich trägt, die nicht von dieser Welt ist. Sänger Peter brüllt sich wie einem Lament für den verstorbenen Namensvetter gleichkommend den Schmerz aus der Seele:

A wish for death seems not strange – give me my name…
I deserve to leave this world
Shroudless, no chiming bells – coffinless, no place to dwell.

 

 

Nach dieser Übernummer geht normalerweise gar nichts mehr, doch beschwörend wird danach der eigene Traum vom verlorenen ´Paradise´ dargeboten, in einem zähen Fluss von dunkler Langsamkeit, mit einem wunderschönen, erneut an spätere TIAMAT angelehnten Mittelpart. Unglaublich, wie Philip (Drums), Kaspar (Bass) und Stefan (Guitars) mit äußerster Wucht in deinen Kopf eindringen, um dir danach den inneren Frieden wiederherzustellen. In dieser Beziehung sind ALKYMIST das würdige Pendant zu unseren Hamburger Jungs von B.S.T.

It’s like I see the unseen, like I inhale the warmth of a thousand invisible suns
I know the time is right for the last escape into paradise

Auch die ´Serpent´ wird anfangs durch fast flüsternde Beschwörungen geweckt und mäandert getrieben durch Slowslowakkorde, akustische Gitarren und entspannte Percussion durch deine Schaltzentrale. Die Stimme wird emotionaler, verzweifelt und doch zart brüllt Peter sein Verlangen auf das Meer hinaus, während die Band dazu ein düster-schönes Gemälde von Traurigkeit unter trommlerischer Ekstase kreiert.

I could feel the cold, defying sea – darkness turned to light
A solid shore came in sight – why was I so blind
All the beautiful things I left behind

Was für eine unglaublich intensive Scheibe, welch‘ dunkle Emotionen, was für ein fetter Sound. ALKYMIST haben einen weiteren Primär-Soundtrack für meine düsteren Stunden geschrieben…doch das Hören bereitet pure Freude.

(9 essentiell tiefschürfende Punkte)

https://www.facebook.com/alkymist/