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MAYHEM – Daemon

~ 2019 (Century Media Records) – Stil: Black Metal ~


„Der Herbst ist immer unsere beste Zeit.“ Das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe, der von 1749 bis 1832 lebte. Und die viel gepriesene Zeit vor dem langen, kalten Winter nutzen dieser Tage auch MAYHEM, um das Black Metal-Volk mit neuem Material zu versorgen: mit ihrem sechsten Album ´Daemon´. Auch der Nachfolger zu ´Esoteric Warfare´ (2014), das Experimente und Extravaganzen nun wirklich nicht scheute, prägt die Diskographie der so umstrittenen wie innig geliebten Band nachhaltig – wie alle Werke bislang. Allerdings: ´Daemon´ ist geradliniger gestaltet und hätte auch schon nach dem kultisch verehrten ´De Mysteriis Dom Sathanas´ (1994) erscheinen können. Es passt, evolutionär betrachtet, perfekt in die Reihe, die dann im Jahr 2000 zu ´Grand Declaration Of War´ führte.

Selbstverständlich wären MAYHEM nicht sie selbst, würden sie sich wie AC/DC von Album zu Album klonen. Nein, auch ´Daemon´ bietet genug Haken und Ösen, lässt Chöre und Bombast genauso so zu wie krumme Akkorde und vertracktes Drumming. Kein Wunder, komponiert haben die neue Platte die ´Esoteric Warfare´-Macher, die auch zuletzt dem Klassiker ´De Mysteriis Dom Sathanas´ auf deutschen Bühnen zu neuem Glanz verhalfen. Als da wären: Necrobutcher (Bass), Hellhammer (Drums), Attila (Vocals), Teloch (Guitars) und Ghul (Guitars).

Der Sound ist zwar allen aktuellen Standards entsprechend mit enormem Druck versehen, wirkt zugleich – insbesondere für Black Metal-Verhältnisse – etwas erkünstelt. Womöglich liegt es daran, dass es für ´Daemon´ viele Baustellen und Beteiligte gab: Für die Drums und Vocals gingen die Zuständigen – unter der Ägide von Produzent Tore Stjerna – ins NBS Audio Studio in Söderfors, Schweden. Ghul zog jedoch für seine Gitarrenspuren die Niederlande vor, während Bassist Necrobutcher im Lupercal Studio in Oslo, Norwegen, aufgenommen hat. Teloch blieb auch in Oslo, aber im SleikBallaMi Studio. Schließlich durfte Stjerna den Mix machen, Thomas Johansson übernahm in seinem vor allem im unter Schwarzmetallern höllisch geliebten „The Panic Room“ das Mastering. Im Sinne der Homogenität wäre hier weniger wohl mehr gewesen. Daher ein halber Punktabzug für eine sonst MAYHEM-würdige Qualitätsdarbietung.

(7,5 Punkte)


(VÖ: 25.10.19)