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ETERNAL STORM – Come The Tide

~ 2019 (Transcending Obscurity Records) – Stil: Melodic Death Metal ~


Ein Sturm aus Spanien (genauer: Madrid) zieht auf – nun, da die Hitzewellen aus der gleichen Richtung Geschichte sind. Er zerblasted alles, was sich nicht in die sicheren vier Wände rettet oder ihm seinen Metalhead in bangender Freude entgegenstellt. Diese Mutigen werden jedoch alsbald mit einem Feuerwerk an ausgefeilten Songs mit vielen Tempowechseln und epischen Melodien hinter bösem Growling belohnt.

Sehr stimmungsvoll entfaltet sich der eröffnende Doppelschlag `Through The Wall Of Light`, dessen zweiter Teil ruhig und erhaben mit Akustikgitarren (die des Öfteren stimmungsdienlich auf dem Album wiederkehren) einsetzt und – Vorsicht – durch Gesang und Trompete überrascht! Die Gitarrenarbeit von Daniel und Jaime ist schlichtweg genial und Abwechslung in den Arrangements wird jederzeit groß schrieben, was sich auch in den Liedlängen von meist sieben bis über elf Minuten widerspiegelt. Ja, so macht mir melodischer Death Metal richtig Laune. Man könnte zeitweise meinen, AMON AMARTH setzen Segel nach PRIMORDIAL mit der Traurigkeit alter PARADISE LOST im Herzen.

 

 

Mächtig erhebt sich `The Mountain`, den unser Frontprotagonist und Basser Kheryon erklimmt, um seinen Seelenschmerz zu heldenhaften Gitarrenthemen herauszubrüllen und es der Band überlässt, das Epos gar proggig zu Ende zu bringen. Grandios. Ebenso brillant erzählt die komplette Combo eine doomige Geschichte `Of Winter And Treason`, die über zehn Minuten die volle Aufmerksamkeit einfängt, in kongeniale ruhige Gewässer führt, nur um diese erneut aufzuwühlen und zu keiner Zeit bemüht in die Länge gezogen wirkt. Das Finale ´Embracing Waves´ zieht abermals alle Register inklusive Gesang, Mateos facettenreichen Drums, proggigen Soli und eben der kompletten Dynamik der Arrangements.

Möge dieser melancholische Sturm noch ewig traumhaft wüten und faszinieren. Für alterssanfte Melodie-Custom-Deather wie mich, die die goldenen Zeiten miterlebt haben, nun aber eher auf mehr Atmosphäre als Knüppel aus dem Sack stehen, sind Werke wie dieses oder Bands wie INSOMNIUM Göttergaben. Wer’s ausschließlich brutal mag, hat genügend Ausweichmöglichkeiten.

(9 leidenschaftliche Punkte)

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