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ELECTRIC MUD – The Deconstruction Of Light

~ 2018 (Independent/Timezone) – Stil: Rock/Psych/Space ~


1968. Das fünfte Album von MUDDY WATERS erscheint, ein Hort voller Blues, Bluesrock und Psychedelic Rock. Es nennt sich ´Electric Mud´. Drei Jahre später veröffentlicht eine deutsche Krautrockformation unter dem Namen ELECTRIC MUD ihr einziges Album. Über vier Jahrzehnte später schreit die Band ELECTRIC MUD aus San Diego, Kalifornien: „Make Rock’n‘ Roll Great Again“. Derweil wir die Amis tönen lassen, widmen wir uns den wahren ELECTRIC MUD aus Hannover. Diese Rockfetischisten sind auf ihrem neuesten Werk ein Trio. Angeführt von Komponist/Bassist Hagen Bretschneider erkunden ELECTRIC MUD die großen Weiten des musikalischen Feldes aus Rock und Psych zwischen Space und Zeit. Rhythmus-Gitarrist Lennart Hüper gehört ebenso zur Besetzung wie Leadgitarrrist und Soundtüftler Nico Walser.

2019. ´Deadend Mind´ öffnet zur Einführung sofort die Schatzkammer von ELECTRIC MUD, die in dieser Komposition nicht nur Stoner Rock und flirrende Elektronik beherbergt. Phantastisch wie Nico Walser das ellenlange Lied, das sich im Overkill schwelgender Tasten- und Gitarrensoli ergießt, von einer Soundnische zur nächsten mit flächigen Synthesizerklängen trägt. Die Gitarre ist natürlich mit den Größen der Historie, von Jeff Beck und Eric Clapton, Jimmy Page bis Ritchie Blackmore großgeworden.´Canary In A Cathouse´ ist auf dem Drittwerk der Herren ein weiterer elfminütiger Jam der Gefühle, ´Black Dog´ haut das ´Smoke On The Water´-Riff abgewandelt heraus.

Auf der Insel der Gemeinschaft aus LED ZEPPELIN und THE WHITE STRIPES geht es in den ´Suburban Wasteland Blues´. Das abermals elfminütige ´Heads In Beds´ startet in bester PINK FLOYD-Manier, ehe sich die Elektronik ausbreitet, TANGERINE DREAM und ihre Nachfahren, in ´ Through The Gates´ auch ELOY. Am Ende landen wir mit ELECTRIC MUD tatsächlich im Krautrock, aber auf der Strecke begegnen uns dermaßen viele Inspirationsquellen, die vor allem den Liebhaber des Prog Rock, der solche Klänge und solch gewobene Stilbögen gewohnt ist, becircen sollten. Wer die Glöckchen schellen hört, muss nicht an Weihnachten und James Last denken, sondern vernimmt den letzten Song ´Moongarden´ und wird bald wieder mit ´Deadend Mind´ anfangen wollen. Die Fantasie endet hier nicht, sie beginnt erst.

(8 Punkte)

https://electricmud.bandcamp.com/album/the-deconstruction-of-light